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Die Bücherdiebin

Die Bücherdiebin

Titel: Die Bücherdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Zusak
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des heutigen Tages - sie kauerte sich in den Rinnstein und weinte. Alles endete hier.
    Rudi stand neben ihr.
    Es fing an zu regnen, so richtig schön ordentlich.
    Kurt Steiner rief nach den beiden, aber sie rührten sich nicht. Sie saß - mit schmerzendem Hintern und Herzen - zwischen den niederfallenden Regenbündeln, und er stand wartend neben ihr.
    »Warum hat er sterben müssen?«, fragte sie, aber immer noch tat Rudi nichts, sagte nichts.
    Als sie endlich fertig war und aufstand, legte er ihr in bester kameradschaftlicher Manier den Arm um die Schultern. So gingen sie weiter. Er fragte nicht nach einem Kuss. Nichts in der Art. Dafür solltet ihr Rudi lieben.
    Tritt mir bitte nicht in die Eier.
    Das war sein Gedanke, aber er sprach ihn nicht aus.
    Erst vier Jahre später gestand er Liesel seine diesbezügliche Befürchtung.
    Doch noch gingen Rudi und Liesel die Himmelstraße entlang. Im Regen.
    Er war der Verrückte, der sich schwarz angemalt und die Welt besiegt hatte.
    Sie war die Bücherdiebin ohne Worte.
    Aber ihr könnt mir glauben: Die Worte waren bereits zu ihr unterwegs, und als sie ankamen, hielt Liesel sie wie Wolken in den Händen und wrang sie aus bis auf den letzten Tropfen.
    TEIL 2
    DAS SCHULTERZUCKEN
    Es wirken mit: ein Mädchen, erschaffen aus Dunkelheit - Glück gegen Zigaretten - eine Stadtläuferin - ein paar tote Briefe - Hitlers Geburtstag - 100 Prozent reiner deutscher Schweiß - die Tür zum Diebstahl - und ein Buch des Feuers
    ein mädchen, erschaffen aus dunkelheit
    EINE STATISTIK
    13. Januar 1939: Das erste Buch wird gestohlen. 20. April 1940: Das zweite Buch wird gestohlen. Zeitlicher Abstand zwischen den beiden Diebstählen: 463 Tage.
    Es ließe sich leichtfertig behaupten, dass nur ein bisschen Feuer nötig war und ein paar menschliche Stimmen, die dazu brüllten und schrien - dass dies alles war, was Liesel zur Rechtfertigung brauchte, um das zweite Buch zu stehlen, es zu packen, auch wenn es in ihren Händen schmauchte. Auch wenn es ihre Rippen in Brand steckte.
    Es ergibt sich nur folgendes Problem:
    Dies ist nicht die rechte Zeit, um leichtfertig zu sein.
    Es ist nicht die rechte Zeit, um nur mit einem Auge hinzusehen, sich umzudrehen oder nebenbei nach der Milch auf dem Herd zu schauen - denn als die Bücherdiebin ihr zweites Buch stahl, spielten in diesem Verlangen nicht nur zahlreiche Faktoren eine Rolle, sondern die Tat - das Stehlen - war selbst auch Auslöser dessen, was noch folgen sollte. Sie würde ihr den Weg zu weiteren Diebstählen weisen. Sie sollte Hans Hubermann dazu inspirieren, sich einen Plan auszudenken, wie er einem jüdischen Faustkämpfer helfen konnte. Und es sollte mir einmal mehr beweisen, dass eine Gelegenheit geradewegs zu einer anderen führt, genauso wie ein Risiko ein weiteres nach sich zieht, ein Leben ein anderes und ein Tod den nächsten.
    Auf gewisse Weise war es Schicksal.
    Wisst ihr, man behauptet, dass Nazi-Deutschland auf Antisemitismus erbaut wurde, auf einem übereifrigen Führer und einer Nation von mit Hass überfütterten Heuchlern. Aber das alles hätte zu nichts geführt, wenn die Deutschen nicht eine ganz besondere Vorliebe gehabt hätten:
    Etwas zu verbrennen.
    Die Deutschen liebten es, Dinge zu verbrennen. Geschäfte, Synagogen, Reichstagsgebäude, Häuser, persönliche Gegenstände, die Leichen ermordeter Menschen und natürlich: Bücher. Eine gute Bücherverbrennung war Gold wert - und gab nebenbei all jenen, die eine Schwäche für Bücher hatten, die Gelegenheit, Exemplare zu ergattern, die sie unter normalen Umständen nie in die Hände bekommen hätten. Eine Person mit einer solchen Veranlagung war, wie wir wissen, ein schmalknochiges Mädchen namens Liesel Meminger. Sie hatte zwar 463 Tage warten müssen, aber das war es wert gewesen. Am Ende eines Nachmittags, der jede Menge Aufregung mit sich gebracht hatte, viel herrliche und prächtige Abscheulichkeiten, einen blutigen Fußknöchel und eine Ohrfeige von einer vertrauten Hand, schlug Liesel Meminger ein zweites Mal erfolgreich zu. Das Schulterzucken. Es war ein blaues Buch mit roter Schrift, die in den Einband eingraviert war. Unter dem Titel befand sich, ebenfalls in Rot, das kleine Bild eines Kuckucks. Zurückblickend schämte sich Liesel nicht, dass sie das Buch gestohlen hatte. Im Gegenteil: Das Gefühl, das der Empfindung in ihrem Bauch am nächsten kam, war Stolz -und dann waren da noch Wut und dunkler Hass, der das Verlangen zu stehlen angestachelt hatte. Am 20.

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