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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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im Supermarkt bekommt. So würde sie mehr Kundschaft anlocken.«
    » Das ist hier kein Supermarkt. Schau dich doch mal um.«
    » Sie muss im einundzwanzigsten Jahrhundert ankommen und eine zeitgemäße Nische finden…«
    » Sie hat bereits eine Nische.« Tony hastet zum läutenden Telefon. » Vergessen Sie die Lieferung«, spricht er in die Muschel. » Die Sachen hätten heute ankommen sollen!« Nachdem er eine Weile ins Telefon geschimpft hat, hängt er empört ein.
    » Offenbar willst du nichts verbessern«, werfe ich ihm vor.
    » Hör auf dein Bauchgefühl.« Tony zeigt mit dem Finger auf mich. » Und auf dein Herz.«
    » Das überlasse ich meiner Tante. Ich habe noch eine Idee. Sie könnte expandieren, indem sie den Laden nebenan kauft und ein Buchladencafé daraus macht.«
    » Wir haben schon eine Teeküche. Hast du sie nicht gesehen?«
    » Aber die ist doch keine Konkurrenz fürs Fairport Café …«
    » Sie will auch nicht konkurrieren. Pass einfach auf und lerne etwas. Schau, ein leibhaftiger Kunde.«
    Ein kahlköpfiger junger Mann ist hereingekommen und schüttelt seinen Schirm aus. Tony geht ihm lächelnd entgegen. » Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    » Ich suche einen Bildband über Gartenlauben«, erwidert der Mann mit krächzender Stimme. Sein schwarzer Regenmantel glänzt nass.
    Ich trete vor. » Davon haben wir jede Menge da.« Selbst ich weiß, was ein Bildband ist.
    Der Mann sieht mich gleichmütig an, als sei ich unsichtbar und die Luft habe mit ihm gesprochen. » Aus ökologischen Materialien?«
    » Die Bücher?«, frage ich. Hitze steigt mir den Hals hinauf.
    Der Mann schnaubt verächtlich. » Die Lauben. Aus nachhaltigen Materialen erbaut und energiesparend.«
    » Bildbände als solche gibt es eigentlich gar nicht«, meint Tony und bedeutet dem Mann, ihm zu folgen. » Verlage definieren das anders. Ich zeige Ihnen mal, was wir da haben.«
    Ich lausche Tonys sanfter Stimme, die sich den Gang hinunter entfernt, während er den Mann in die Abteilung » Haus und Garten« begleitet. Schön, wenn Tony so gut in seinem Job ist, kommt er sicher eine Weile ohne mich klar. Wieder versuche ich, Empfang für mein Telefon zu kriegen, halte es verzweifelt hoch und klappere sämtliche Gänge in allen Räumen ab, bis ich zufällig in der Abteilung Sexualität lande. Eine Frau blättert verstohlen in Büchern über den weiblichen Orgasmus.
    Hochrot im Gesicht eile ich hinaus, erleichtert, dass sie mich nicht um eine Beratung gebeten hat. Das war knapp. Einen Gang weiter bettelt ein kleines Mädchen seinen Vater wegen eines Buches über Feen an. » Das da, bitte, bitte, bitte. Es kostet nur sieben Dollar.«
    » Oh, nein, Schatz«, entgegnet der Vater geistesabwesend. » Das ist Geldverschwendung.«
    » Und wie viele Schachteln Zigaretten kriegt man dafür, Daddy?«
    Schweigen, bis auf leises Gelächter aus dem Nebenzimmer. Der Vater geht mit dem Buch zur Kasse. Große Überraschung– drei Kunden stehen, zerfledderte alte Bücher in der Hand, vor ihm an. Was um alles in der Welt mag sie an diesen Büchern nur interessieren?
    Bei jeder Gelegenheit laufe ich zu der fünf Häuserblocks entfernten Stelle, wo ich ein Signal empfange, um meine Mailbox abzuhören. Robert hat nicht zurückgerufen. Ohne mich kann er die Wohnung nicht verkaufen. Er braucht meine Unterschrift. Und ich habe mein Einverständnis verweigert.
    Am späten Nachmittag schlüpft ein gebeugt und steif gehender alter Mann in die Kinderbuchabteilung und sieht sich die Bilderbücher an. Dr. Seuss, Tierbücher…
    » Können Sie mir helfen?«, flüstert er und schaut sich um. » Ruma hilft mir immer.«
    » Bücher für die Kinder in Ihrem Leben?«, frage ich ihn. Tony bedient einen anderen Kunden.
    Der Mann errötet und nickt.
    » Was genau suchen Sie denn?« Ich hatte seit Jahrzehnten kein Bilderbuch mehr in der Hand. Draußen regnet es stetig.
    » Etwas Leichtes«, flüstert er.
    » Für ein Mädchen oder einen Jungen?«
    » Einen Jungen.«
    » Wie alt ist er denn?«
    Der alte Mann kratzt sich mit einem dicken Zeigefinger und dem Daumen am Kinn. Seine Nägel sind abgekaut. » Das kann ich mir nicht so recht merken.«
    Einen Gang weiter fällt mit einem dumpfen Geräusch ein Buch herunter, und eine Stimme raunt: Es ist nicht für ein Kind und auch nicht nur zum Bilder anschauen .. .
    » Verzeihung? Hallo?« Ich biege um die Ecke, aber es ist niemand da. Also kehre ich zu dem Mann zurück.
    » Ist das Buch vielleicht für… Sie selbst bestimmt?« Ich

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