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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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abzustauben und mehr Licht hereinzulassen. Im Laufe der nächsten Tage spielt sich langsam ein Tagesrhythmus ein. Morgens jogge ich am Strand, abends besuche ich meine Eltern und helfe Gita bei den Hochzeitsvorbereitungen.
    Obwohl jedes Gespräch schmerzliche Erinnerungen weckt, ertrage ich sie klaglos. Gita hat diese vergänglichen Momente des Glücks verdient.
    Ständig hoffe ich auf eine zufällige Begegnung mit Connor. Ich ertappe mich dabei, wie ich Ausschau nach ihm halte, herumwirble, wenn ein Atemzug meinen Nacken streift, und zusammenzucke, wenn das Telefon klingelt.
    Am nächsten Donnerstagvormittag ruft Tante Ruma wieder an.
    » Tante, du hast dich seit einer Woche nicht gemeldet. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Sie klingt ganz weit weg und guter Dinge. » Mein Herz ist endgültig wieder in Ordnung.« Ich höre ihr an, dass sie lächelt.
    Ich spreche ein lautloses Dankgebet. » Ich bin ja so froh. Wann fand der Eingriff denn statt?«
    » Eingriff? Äh… ja… vor ein paar Tagen.« Im Hintergrund höre ich Gesprächsfetzen und Geräusche.
    » Was ist denn da bei dir los? Wo bist du eigentlich?«
    » Ich bereite gerade eine kleine Reise vor.«
    » Bist du dazu schon gesund genug? Bist du denn nicht im Krankenhaus?«
    » Natürlich nicht. Mir geht es bestens.« Sie klingt sehr weit entfernt.
    » Wer kümmert sich um dich? Bist du in Kolkata?«
    » So viele Fragen. Ich erzähle dir alles, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Im Moment bin ich wohlauf und glücklich. Du bewahrst doch mein Geheimnis, oder?«
    » Hoffentlich weißt du, was du tust. Bist du telefonisch erreichbar? Wann kommst du zurück?«
    » Plangemäß. In zwei Wochen. Wie gefällt dir die Arbeit im Buchladen?«
    » Sehr gut.« Vielleicht liegt es an dem sanften Regen, der an die Fensterscheiben klopft, an meiner Sehnsucht nach Connor oder an meiner allgemeinen Verwirrung, aber plötzlich kämpfe ich mit den Tränen. » Morgen kommt mein Chef aus L. A. «
    » Aha. Sorg dafür, dass er sich wie zu Hause fühlt. Vielleicht bleibst du ja noch ein bisschen, wenn ich wieder da bin.«
    Die Heizung summt, als der Brenner anspringt. » Ich kann nicht, das weißt du doch. Meine Kunden glauben vermutlich schon, ich sei gestorben.«
    » Und was ist mit dem Arzt?«
    Auf einmal ist mein Herz bleischwer. » Ich hoffe, dass ich ihn vor meiner Abreise wiedersehe, aber ich fürchte, ich habe ihn vergrault.«
    » Ah, ich verstehe.« Sie klingt enttäuscht, allerdings nicht überrascht. » Hör zu, Bippy, ich muss dir etwas über Ganesh erzählen.«
    » Die Statue in der Vorhalle?«
    » Er ist der Allwissende, der Hürden aus dem Weg schafft, und hat mit seinem eigenen abgebrochenen Stoßzahn das Mahabharata geschrieben, auch wenn die meisten das vergessen haben. Er hat mir geholfen, als ich noch sehr jung war, und deshalb habe ich ihm versprochen, ihn dabei zu unterstützen, den Geist der Bücher lebendig zu halten.«
    » Wie hat er dir denn geholfen?«
    Sie hält die Hand über die Sprechmuschel und sagt mit gedämpfter Stimme etwas zu jemandem. Dann ist sie wieder am Apparat. » Ich muss los.«
    » Moment. Also hat Ganesh dich dazu inspiriert, den Buchladen zu eröffnen?«
    Inzwischen ist die Verbindung sehr schlecht. » Meine Fähigkeit wird weitergegeben… Frauen… vererbt. Du…«
    Dann ist die Leitung tot. Was um Himmels willen meint sie? Doch jetzt kann ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen. Ich muss mich auf die Begegnung mit meinem Chef vorbereiten.

Kapitel 31

    M
ein zweiter Freitagvormittag im Buchladen. Ich trage wieder einen blauen Hosenanzug und hochhackige Schuhe. Seit meiner Ankunft hatte ich keine Pumps mehr an. Die Riemchen schneiden mir in die Füße. Während ich mein Haar bürste, übe ich lautlos meine Präsentation. Bald werde ich zu Sonnenschein, Palmen und meinem wahren Beruf zurückkehren. Ich versuche, mich auf das Konto Hoffmann zu konzentrieren, lese die Berichte, frage meine Mails ab und studiere Börsenkurse und Trends.
    Als Tony erscheint, stößt er einen Pfiff aus. » Mensch, Mädchen, du siehst ja aus, als wolltest du zurück in die Stadt.« Er ist heute in Schwarz, als trauere er wegen meiner bevorstehenden Abreise.
    Ich streiche den Hosenanzug glatt und rücke den Kragen meiner Seidenbluse zurecht. » In einer Viertelstunde kommt mein Chef. Er möchte über meine Präsentation sprechen.«
    » Du kannst doch unmöglich schon so schnell wieder im Büro antanzen.« Tonys Gesicht fällt in sich zusammen wie bei einem

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