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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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Erdrutsch.
    » Meine Tante wird gesund und munter zurückkommen und wieder Chaos hier im Laden stiften.« Aber meine Kehle ist trocken, und ich würde Tony am liebsten umarmen. » Sie gehört hierher, ich nicht.«
    » Ja, schon gut.« Er macht auf dem Absatz kehrt und marschiert davon, als hätte ich ihn gekränkt.
    » Hey, warte!«, rufe ich ihm nach, doch er ist schon in der Bibliothek verschwunden. Gut, dann soll er schmollen. Ich muss an meine Besprechung denken.
    Als Scott Taylor eintrifft, verbreitet er wie immer sein ungezügeltes Selbstbewusstsein. Er ist der Inbegriff eines Vorgesetzten. Ich habe ganz vergessen, wie groß und wie dominant er ist. Allerdings ist er schlank und schmal gebaut und wirkt auf den ersten Blick nicht erdrückend.
    » War ganz schön schwierig, hierherzukommen.« Seine Stimme hallt durchs ganze Haus. Er tritt sich die Gummistiefel am Teppich im Flur ab und klappt den Regenschirm zu. Wasser tropft von seinem dünnen Armani-Regenmantel. Er ist zu leicht angezogen für dieses Wetter. Die durchweichten Schultern seines Sakkos sind fast durchsichtig geworden, sodass man das weiße Hemd darunter erkennt.
    » Geben Sie mir Ihren Mantel. Schön, dass Sie es geschafft haben.«
    » Beinahe hätte es nicht geklappt. Die Fähre hatte Verspätung.« Mit einer ruckartigen Bewegung zieht er den nassen Sakko aus und reicht ihn mir. Ich hänge ihn in den Garderobenschrank.
    Er starrt die Ganesh -Statue an. » Wozu ist denn der Elefant gut?«
    » Das ist der Hindu-Gott des Neuanfangs, der alle Hürden aus dem Weg räumt. Man kniet sich vor ihn hin, berührt seine Füße und betet zu ihm.«
    Scott lacht. » Kann er auch etwas gegen diesen Regen tun?«
    » Allmählich gewöhne ich mich daran. Ich finde ihn beinahe… beruhigend.«
    » Beruhigend?« Scott mustert mich eindringlich, als hätte ich mich hinter einem Wandschirm versteckt, sodass er meine Gesichtszüge nur undeutlich ausmachen kann. » Sie sehen irgendwie anders aus.«
    Ich berühre mein Haar. » Anders?«
    » Gut. Dieser Urlaub scheint Ihnen zu bekommen.«
    Ich lächle, obwohl ich das hier nicht als Urlaub bezeichnen würde.
    » Danke, dass Sie den Weg auf diese stürmische Insel auf sich genommen haben.«
    » Da ich ohnehin einen Kundentermin in Seattle hatte, dachte ich mir, ich könnte mit der Fähre einen kleinen Umweg machen. Hat länger gedauert als erwartet.« Er klopft auf seinen Aktenkoffer. » Wo können wir arbeiten?«
    » Ich habe uns hinten ein Plätzchen freigeräumt«, erwidere ich und gehe mit Scott den Flur entlang in die Teeküche. Da ich mich inzwischen wieder daran erinnere, wie man sich auf Absätzen bewegt, gerate ich nicht ins Schwanken, sondern schreite auf meinen Designerstelzen elegant aus, obwohl es mir fast die Füße zerquetscht.
    Während er mir folgt, hallen seine Schritte auf dem Parkettboden wider. » Hoffentlich haben Sie Ihre Präsentation vorbereitet.«
    » Ich bin noch dabei«, lüge ich. Es krampft mir den Magen zusammen. Ich werde das aufholen, kein Problem. Wie konnte ich nur so zurückfallen?
    In der Teeküche klappt er seinen Aktenkoffer auf einem großen Tisch auf und holt einige Mappen heraus. » Ein Kaffee wäre jetzt spitze«, sagt er.
    » Schwarz, stark, keine Sahne, ein Löffel Zucker.«
    » Hey, Sie erinnern sich.« Er lächelt.
    » Kommt sofort.« Ich schenke ihm eine Tasse ein, hole den Zucker und setze mich ihm gegenüber. » Wie geht es den anderen im Büro?«
    » Sie arbeiten fleißig«, erwidert er und holt einen Papierstapel aus seinem Aktenkoffer. Ob sonst noch jemand ein Auge auf das Konto Hoffmann geworfen hat, erwähnt er nicht.
    » Carol?«
    » Sie ist an einer großen Sache dran. Und jetzt zum Thema Hoffmann.« Er tippt auf die Papiere. » Wir müssen unsere Renditesteigerung und unsere Diversifizierung hervorheben. Behalten Sie diese Unterlagen und lesen Sie sie durch.«
    » Aber klar.« Die Papiere riechen nach Toner, als kämen sie frisch aus dem Kopierer. In gewisser Weise fehlt mir dieser Geruch. Er bedeutet Herausforderung.
    » Dann wollen wir die Argumente durchgehen.« Er zieht zwei Kopien einer Aktennotiz aus dem Koffer und reicht mir eine über den Tisch. Ich werde von einem vertrauten Hochgefühl durchströmt. Präsentationen liegen mir. Ich bin gut darin zu vermitteln, was unser Unternehmen alles zu bieten hat.
    » Die kann ich auswendig«, erwidere ich und grinse ihn an.
    » Das glaube ich Ihnen. Aber wir wollen sie uns trotzdem noch einmal anschauen…«
    Jemand

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