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Die Buecherfluesterin

Die Buecherfluesterin

Titel: Die Buecherfluesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anjali Banerjee
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gemacht?«, fragt Connor und streichelt mein Haar.
    » Wir haben uns ausgezogen und uns mit Taschenlampen angeschaut.«
    » Falls das nostalgische Gefühle in dir auslöst, habe ich gegen dieses Spiel nichts einzuwenden. Hast du eine Taschenlampe da?«
    Ich versetze ihm einen spielerischen Klaps auf die Brust. » Blödmann. Ich wollte einfach seine speziellen Körperteile sehen. Sie haben mich an verschrumpeltes Obst erinnert.«
    » Ich bin nicht verschrumpelt.«
    » Ganz im Gegenteil. Du bist eher wie Superman.«
    » Danke für das Kompliment, Zauberin.«
    » Mit fünf bin ich in einem Umhang herumgelaufen und dachte, ich könnte fliegen.«
    » Ich wollte mit Schallgeschwindigkeit rennen können«, antwortet Connor. » Aber ich war zu langsam und hatte keine Muskeln. Mein Spitzname war Storchenbein.«
    » Ich kann mir dich gar nicht langsam, ohne Muskeln und mit Storchenbeinen vorstellen. Unmöglich.«
    » Ich habe mich verändert, als ich älter wurde.«
    » Ich auch«, sage ich. » Als ich klein war, dachte ich, die Stimmen von Geistern hören zu können. Es war streng geheim. Niemand weiß es außer Tante Ruma. Und jetzt weißt du es auch.«
    Connor ist ganz still. Sein Körper wirkt plötzlich angespannt. » Du sprichst also mit den Geistern«, stellt er schließlich fest.
    » Ich habe sie auch im Buchladen gesehen. So, nun ist es heraus. Jetzt hältst du mich sicher für verrückt.«
    » Ganz und gar nicht. Das Universum ist voller Geister. Warum solltest du nicht einige davon sehen? Du bist überhaupt nicht verrückt.«
    » Robert würde das aber so sehen. Als ich ihn das erste Mal wegen Lauren zur Rede gestellt habe, hat er mich auch für verrückt erklärt.«
    » Wie bist du dahintergekommen?«
    » Es lag nicht an einem bestimmten Ereignis. Ich habe sie nicht zusammen im Bett erwischt. Nichts Dramatisches, sondern eher eine Anhäufung von Einzeleindrücken. Den Verdacht hatte ich ja schon länger, wollte es allerdings nicht wahrhaben. Insgeheim wollte ich um jeden Preis mit ihm zusammenbleiben, und ich schäme mich heute dafür. Ich wollte, dass das Leben so weitergeht, wie es schon immer war.«
    » Was ist denn so schlimm daran?«
    » Dass dieses Leben eine Illusion war.« Ich setze mich auf und klopfe die Kissen zurecht. » Ich habe die Ahnungslose gespielt, obwohl ich es wusste, bevor es wirkliche Beweise gab. Dann habe ich angefangen zu kontrollieren, welche Nummern er mit dem Mobiltelefon angerufen hat. Ich habe an seinen Kleidern geschnuppert und die Taschen durchsucht. Ich bin sogar in die Universität gefahren und habe mich im Hörsaal in die letzte Reihe gesetzt. Und ich habe ihn mit dem Auto verfolgt.« Diese verzweifelte Frau war nicht ich, sondern ein Phantom meiner selbst.
    » Er hat dich in die Rolle einer Detektivin gezwungen. Daraus kann man dir keinen Vorwurf machen. Der Typ war ein Arschloch und hatte dich nicht verdient.«
    » Danke.« Das Zimmer verdunkelt sich, als hätte meine Trauer den Sternen das Licht entzogen. » Ich habe mich gefühlt wie eine Idiotin, als ich ihm nachgeschlichen bin. Dass ich so etwas getan habe, habe ich noch nie jemandem erzählt. Nur jetzt dir.«
    » Du bist keine Idiotin. Weit gefehlt.« Als er mein Gesicht berührt, treibt mir seine zärtliche Geste die Tränen in die Augen.
    » Danke, dass du mir Mut machst.«
    » Jederzeit wieder. Ich kann dich auch bedienen. Hast du Hunger?« Er steht auf. Seine wohlgeformte Gestalt steuert auf die Tür zu– unbekleidet.
    » Ein Stück Käsekuchen, aber es ist keiner da.«
    Er bewegt die Finger wie ein Zauberkünstler. » Dann zaubere ich dir einen. Hier, Käsekuchen. Abrakadabra.«
    In gespielter Überraschung presse ich die Hände an die Wangen. » Du hast es tatsächlich geschafft. Mann! Wenn du gerade schon dabei bist, könntest du es auch mit indischen Nachspeisen versuchen.«
    » Was zum Beispiel?«
    » Mishti doi, das ist ein sahniger bengalischer Joghurt. oder jelabis – orangefarbene süße Brezeln, die man in Sirup taucht. Die sind zwar aus Südindien, aber ich liebe sie. Zucker pur.«
    » Ich liege schon im diabetischen Koma.«
    » Oder roshgollas – brotähnliche Teigklöße, ebenfalls getunkt in Sirup.«
    » Gibt es in Bengalen einen Sirupfluss?«
    » Es gibt viele Flüsse.« Ich betrachte sein Profil in der Dunkelheit. Er scheint aus vielen winzigen Lichtpunkten zu bestehen.
    » Dann lass uns jetzt gleich einen besuchen.«
    Ich lehne mich zurück. » Das wäre schön. Bei dir fühle ich mich sicher.

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