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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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Augenbraue!«
    »Ich habe nie einer Frau widerstehen können«, murmelte Tommy. »Muss ich mich zum Narren machen und mich verkleiden?«
    »Natürlich. Aber du kannst das mir überlassen. Ich habe da eine großartige Idee!«
    Tommy sah sie besorgt an. Tuppences großartige Ideen erweckten stets sein Misstrauen.
    Als er am nächsten Abend nachhause kam, flog Tuppence ihm buchstäblich entgegen.
    »Es ist da!«, verkündete sie fröhlich.
    »Was ist da?«
    »Das Kostüm. Komm und schau es dir an!«
    Tommy folgte ihr ins Schlafzimmer. Auf dem Bett lag eine komplette Ausrüstung für einen Feuerwehrmann mit einem glitzernden Helm.
    »Gott im Himmel!«, stöhnte Tommy. »Bin ich in die Feuerwehr von Wembley eingetreten?«
    »Rat noch einmal, Tommy! Du hast noch nicht heraus, worum es geht. Streng deine kleinen grauen Zellen an, mon ami! Brilliere, Watson! Sei ein Stier, der sich nach zehn Minuten in der Arena immer noch auf den Beinen hält!«
    »Warte mal«, sagte Tommy. »Ich glaube, mir dämmert’s. Da steckt eine finstere Absicht dahinter. Was wirst du tragen, Tuppence?«
    »Einen alten Anzug von dir, einen amerikanischen Hut und eine Hornbrille.«
    »Etwas grob, aber ich verstehe, was du willst. McCarty inkognito. Und ich bin Riordan.«
    »Ganz richtig. Ich dachte, es sei gut, auch die amerikanischen Detektivmethoden einmal auszuprobieren. Ausnahmsweise werde ich diesmal die Hauptperson spielen und du den bescheidenen Gehilfen.«
    »Aber vergiss nicht«, warnte Tommy, »dass McCarty immer durch eine dämliche Bemerkung von Denny dem Einfältigen auf die richtige Spur gebracht wird.«
    Tuppence lachte nur. Sie war ausgezeichneter Laune.
     
    Es wurde ein sehr gelungener Abend. Das Gedränge, die Musik, die fantastischen Kostüme – alles wirkte zusammen, und das junge Paar amüsierte sich köstlich. Tommy vergaß seine Rolle als gelangweilter Ehemann, den man gegen seinen Willen zum Vergnügen gezwungen hat. Zehn Minuten vor zwölf fuhren sie mit dem Wagen zu dem berühmt-berüchtigten Künstlerlokal »Pik As«. Es war, wie Tuppence richtig bemerkt hatte, eine Kellerbude, billig und geschmacklos dekoriert, aber trotzdem zum Bersten voll mit kostümierten und maskierten Paaren. Rund um den Saal gab es verschließbare Separées, und Tommy und Tuppence eroberten eine dieser Kabinen. Sie ließen ihre Tür absichtlich einen Spalt weit offen, um sehen zu können, was sich draußen tat.
    »Ich wüsste gern, unter welcher Maske sie sich verstecken – unsere Leute, meine ich«, sagte Tuppence. »Was hältst du von der Kolumbine dort drüben mit dem roten Mephisto?«
    »Ich tippe eher auf den dreisten Mandarin mit der Dame, die sich als Schlachtschiff ausgibt – sie scheint mir aber eher ein leichter Kreuzer zu sein!«
    »Nein, wie geistreich! Und das schon nach so wenig Alkohol! Aber wer ist die Cœur-Dame dort? Ausgezeichnete Verkleidung!«
    Die Cœur-Dame und ihr Partner, der als der »Herr in Zeitungspapier« aus Alice im Wunderland verkleidet war, zogen sich in das Separee zurück, das links an die Kabine von Tommy und Tuppence grenzte. Beide trugen sie Masken, was im »Pik As« offenbar alltäglich war.
    »Wir sind in einer richtigen Lasterhöhle«, sagte Tuppence vergnügt. »Skandale rund herum. Was die alle für einen Lärm machen!«
    Plötzlich drang aus der Nachbarkabine ein leiser Schrei. Es klang wie ein Protest, der aber sofort von lautem Männerlachen übertönt wurde. Überall sang und lachte man. Die hellen Stimmen der Mädchen erhoben sich über das Dröhnen der männlichen Bässe.
    »Was hältst du von der Schäferin dort?«, fragte Tommy. »Die mit dem komischen Franzosen. Das könnten unsere Vögel sein!«
    »Jeder könnte der Richtige sein«, gab Tuppence zu. »Ich will mir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Hauptsache, wir amüsieren uns!«
    »Ich hätte mich in einer anderen Verkleidung besser unterhalten«, brummte Tommy, »du ahnst nicht, wie heiß mir ist!«
    »Dafür siehst du entzückend aus!«
    »Das ist mehr, als man von dir sagen kann. Du bist der komischste Bursche, der mir je begegnet ist!«
    »Halte deine Zunge im Zaum, mein Lieber! Nanu, der ›Herr in Zeitungspapier‹ verlässt die Dame seines Herzens. Was meinst du, wohin er geht?«
    »Er wird den Kellner an seine Pflichten erinnern«, meinte Tommy. »Ich hätte Lust, das gleiche zu tun.«
    »Das dauert aber sehr lang«, wunderte sich Tuppence, als vier oder fünf Minuten vergangen waren. »Tommy, würdest du mich für ganz verrückt
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