Die Büro-Alltags-Bibel
Schritt müssen dann die Ursachen für den Dauerstress erkannt werden, etwa durch einen Stresstest. Erst im dritten Schritt beginnt die eigentliche Therapie. Die wichtigsten Fragen, die dabei zu klären sind, lauten: Wie kann ich den Stress reduzieren? Liegen die Ursachen im Team oder liegt es an mir selbst? Wie gewinne ich mehr Gelassenheit? Wie erkenne ich künftig meine Kraftreserven besser? Und kann ich all die Probleme selbst lösen oder brauche ich professionelle Hilfe?
Auch vorbeugend können Sie aktiv werden. Einen Weg kennen Sie schon: regelmäßige Pausen. Mit mehr Kaffee oder Selbstdisziplin bekämpfen Sie nur die Symptome, nicht aber die Ursachen von Müdigkeit oder Stress. Die beiden Psychologen Robert Yerkes und John D. Dodson entdeckten schon 1908, dass zunehmender Krafteinsatz nicht zwangsläufig die Produktivität steigert. Sie können sich das bildhaft am besten wie ein umgedrehtes U vorstellen – die Yerkes-Dodson-Kurve. Anfangs steigt mit wachsender Leistung noch der Output. Bis zum Scheitelpunkt, dem Leistungsoptimum. Danach bringt Mehrarbeit gar nichts, nur mehr Stress.
Ein weiterer Weg: Reden Sie mit anderen Menschen, mit vertrauenswürdigen Kollegen oder guten Freunden über das, was Ihnen Sorgen bereitet. So können sich die Probleme nicht zu unüberwindbaren Gedankengebirgen auftürmen. Hinterfragen Sie dabei auch Ihre Bewertungsschemata: Ist das Problem wirklich so groß? Was ändert sich eigentlich, wenn Sie hier und jetzt darüber brüten?Im Fachjargon heißt das übrigens
Wahrnehmungslenkung
und kann vieles relativieren.
Zu dem inzwischen recht gut erforschten Burnout-Syndrom gesellt sich neuerdings aber noch ein gegenteiliges Arbeitsphänomen:
Boreout
– krankmachende Unterforderung durch Langeweile im Job. Seit die Schweizer Autoren Philippe Rothlin und Peter Werder ein Buch zur
Diagnose Boreout
veröffentlichten, hat das Thema zahlreiche Journalisten und Medien beschäftigt. Boreout ist ja auch ein herrlicher Kontrast zum klassischen Ausbrennen: nicht malochen bis der Arzt kommt, sondern gammeln bis zum Umfallen. Eine schöne Vorstellung, deren Existenzbeweis die Erfinder bisher aber schuldig blieben.
Gewiss, Unterforderung kommt in jedem Job gelegentlich vor, aber ein Massenphänomen ist nicht nachweisbar. Als die Bundesanstalt für Arbeitsschutz mehrere Arbeitnehmer zu ihrer täglich zu leistenden Arbeitsmenge befragte, kam sie zu dem Resultat, dass sich allenfalls sechs Prozent unterfordert fühlten. Der Verdacht drängt sich daher auf, dass Boreout eher das Entschuldigungskonstrukt von notorischen Faulenzern ist. Sie empfinden sich als überqualifiziert und unterschätzt, bedauern die verschwendete Zeit im falschen Job und konservieren eine vor Selbstmitleid triefende Alles-Käse-außer-ich-Perspektive. Nicht minder verdächtig ist, dass sich die derart Gelangweilten in den dazugehörigen Internetforen längst auch fragen, ob die Folgen ihres Boreouts nicht vielleicht schon von den Krankenkassen anerkannt werden und es dafür Kohle gibt.
Ganz ehrlich, während ich großes Verständnis für das Heer der Entkräfteten hege, deren Chefs oder Egos sie auspressen wie Zitronen, können Unterforderte an ihrer Misere leicht etwas ändern. Dazu müssten sie nur selbst etwas aktiver werden – sei es, indem sie sich neue Gestaltungsspielräume in ihrem Job erkämpfen oder indem sie den Job wechseln, intern oder extern. Wer sich langweilt, kann jederzeit neue Projekte anschieben, die seinem Unternehmen (und ihm selbst) Spaß und Vorteile bringen. Schließlich hat so jemand qua Definition mehr als genug Zeit dazu. Langeweile ist wahrhaft kein Schicksal. Was dagegen aber sicher nicht hilft, ist phlegmatisches Jammern.
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15.17 Uhr
Danke, es reicht!
Kritik will gelernt sein ■ Wie Sie sagen, was Sie nervt, ohne zu nerven ■ Wie man einem Kollegen sagt, dass er übel riecht
»Der Narzissmus ist die Leitneurose der Gegenwart.«
Gerhard Dammann , Schweizer Psychologe
Es gibt Tage, da wird einem schlagartig klar, dass weniger der Ehrliche der Dumme ist, sondern vielmehr derjenige, der die Klappe hält. Von wegen Schweigen ist Gold. Das Büro wimmelt von Typen, die Blech reden und Schrott produzieren – und trotzdem erfolgreich sind. Solche Kollegen wandeln durch die Büroflure wie Lucky Luke, bringen aber die Performance der Daltons. Wir anderen rackern uns derweil ab, entwickeln Neues, gieren nach Feedback, um aus Niederlagen zu lernen, während an diesen Deppen alles
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