Die Büro-Alltags-Bibel
für den Sex mit einem Partner, nicht für Masturbation, wie Stuart Brody, Psychologieprofessor an der westschottischen Universität von Paisley, betont. Brody vermutet, dass das Multifunktionshormon Oxytocin, das während des Koitus ausgeschüttet wird, für den Effekt verantwortlich ist. Das sogenannte Liebeshormon wirkt auf den Organismus beruhigend und beeinflusst offenbar auch unser biologisches Alter. David Weeks, klinischer Neuropsychologe am Royal Edinburgh Hospital, veröffentlichte dazu vor einiger Zeit eine Studie, in der er feststellt, dass Männer und Frauen, die durchschnittlich vier Mal in der Woche miteinander schlafen, zehn Jahre jünger wirken, als sie in Wahrheit sind.
Burnout versus Boreout
Wer über Stress recherchiert, kommt am Burnout nicht vorbei. Gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten hat das Thema regelmäßig Konjunktur. Personal wird reduziert, aber nicht die Menge der Arbeit. Die Folge: Die Arbeitsbelastung steigt. Nicht alle werden damit gleich gut fertig. Und wer mit dem Arbeitsumfang sichtbar Probleme bekommt, wird schnell als Minderleister gebrandmarkt. Also halten viele die Klappe, wursteln sich so durch, isolieren sich und betreiben Raubbau an Seele und Körper. Resultat: Burnout.
Das totale Ausgebranntsein ist jedoch das Endergebnis. Bis dahin ist es ein schleichender, quälender Prozess. Meist beginnt er mit dem oben beschriebenen Dauerstress. Damit einher gehen Frühwarnzeichen wie zunehmende körperliche Erschöpfung und Lustlosigkeit: Man fühlt sich häufiger müde als sonst, matt, niedergeschlagen. Die Tage mit Kopfschmerzen und Schlafstörungen nehmen zu. Irgendwann wachsen einem die Dinge über den Kopf. Es mehren sich Fehler, alles geht irgendwie schief, Selbstzweifel entstehen und nagen am Ego. Nicht wenige werden dadurch aggressiv oder sind zumindest leichter reizbar. Mit der Zeit gesellt sich zu den Erschöpfungssymptomen das Gefühl der Sinnlosigkeit: »Was mache ich hier eigentlich? Das ist doch alles Bullshit! Und die Kollegen: alle doof.« Schließlich folgt der Rückzug aus dem sozialen Netz. Man bekommt das Gefühl, von jedem ausgesaugt zu werden. Spätestens jetzt strahlt der Stress im Beruf auch in das Private, die Ehe, die Familie und Freundschaften. Die Betroffenen ziehen sich immer mehr in sich zurück, werden depressiv, bekommen sexuelle Funktionsstörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bis zum totalen Zusammenbruch dauert es jetzt nicht mehr lange. Endstation: Burnout-Syndrom.
Von dieser Diagnose sind mittlerweile alle Schichten und Branchen betroffen. Burnout trifft keinesfalls nur die Schwachen, Labilen und Jammerlappen. Eher ist es genau umgekehrt: Opfer werden vor allem Menschen zwischen 30 und 50 Jahren, also jene, die gerade den Zenit ihrer körperlichen und geistigen Leistungskraft erreichen. Sie powern für die Karriere, für die Familie und versuchen zu vereinbaren, was oft nicht gelingen kann: Karriere, Kinder, perfekte Partnerschaft, Freunde, ein eigenes Haus. Der Burnout-Forscher Matthias Burisch nennt sie deswegen auch die »Selbstverbrenner«.
Immerhin: Versicherungen müssen die ärztliche Diagnose »Burnout-Syndrom« anerkennen – auch wenn der Kollaps selbstverschuldet ist. Das hat zum Beispiel die 25. Zivilkammer des Landgerichts München festgestellt. Ein 5 8-jähriger Finanzmakler hatte seine Berufsunfähigkeitsversicherung verklagt, weil die sich weigerte, ihm 3500 Euro monatlich auszuzahlen. Sein Arzt hatte ihm eine 5 0-prozentige Minderung der Arbeitsfähigkeit wegen Burnout bescheinigt. Die Assekuranz muss zahlen, urteilten die Richter undstützten sich in der Urteilsbegründung unter anderem auf ein Gutachten des Erlanger Professors Wolfgang Sperling. Der schrieb, dass nicht nur die berufliche Belastung zum Burnout beigetragen habe, sondern vor allem die aus der Persönlichkeit des Finanzmaklers resultierende »permanente Unruhe und fast zwanghaft anmutende Tendenz zum Perfektionismus«. Beidem sei er auf Dauer nicht gewachsen gewesen.
So weit muss es freilich nicht kommen. Gegen das Ausbrennen kann jeder etwas unternehmen. Voraussetzung dafür ist jedoch, zunächst die richtige Diagnose zu stellen. Denn nicht jedes der oben beschriebenen Anzeichen muss für einen drohenden Zusammenbruch sprechen. Ein Spezialist, Psychiater oder Psychologe sollte daher prüfen, ob es sich tatsächlich um einen nahenden Burnout handelt oder vielleicht auch um eine Depression. Beide werden völlig unterschiedlich behandelt. Im zweiten
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