Die Büro-Alltags-Bibel
durch ideal vorgetragene und fundierte Rüffel nicht aus der Bahn werfen lässt, geschweige denn weiterentwickeln wird. Er will es einfach nicht. Auffällig wird dieser Typ durch seine latente Besserwisserei, die er gerne mit Humor zu überdecken versucht.
Das alles sagt freilich nichts über die Vielzahl der Gründe und Gelegenheiten, warum die Menschen im Job regelmäßig aneinanderrasseln. Da gibt es etwa offene Feindseligkeiten, die sich in verbalen Attacken oder bösen Blicken manifestieren, ohne dass wir wüssten, warum. Ein andermal kollidieren wir mit Kollegen, deren aufgeblasenes Ego mit jedem Heißluftballon konkurrieren könnte; dann wieder mit Mimosen, die schon beim leisesten Anflug eines Affronts einschnappen und uns für den Rest ihres Beschäftigungsverhältnisses kategorisch ausweichen. All diese Konflikte lösen sich nur selten von alleine. Sie zu ignorieren, wäre deshalb dumm. Nicht zuletzt weil sie den Arbeitsprozess enorm behindern, vor allem, wenn sie schwelen. Oberflächlich ist dann alles in Butter, doch darunter brodelt ein Vulkan, der irgendwann bei anderer Gelegenheit ausbricht – und sich womöglich zu einem pompejischen Problem auswächst.
Bevor man sich allerdings Gedanken darüber macht, wie man einem Kollegen am besten sagt, dass er eine Macke von mehr oderweniger kosmischem Ausmaß besitzt, ist es sinnvoll, sich ein wenig intensiver mit den Erkenntnissen der modernen Konfliktforschung zu beschäftigen. So unterscheiden Psychologen etwa zunächst zwei Konfliktarten, den
interpersonellen
und den
intrapersonellen
Konflikt:
Beim
intrapersonellen
Konflikt handelt es sich um einen inneren Konflikt. Dabei ringen wir in erster Linie mit uns selbst, weil wir eine schwere Entscheidung fällen müssen. Richtig übel wird das, wenn einem nur noch die Wahl zwischen zwei Plagen bleibt – Pest oder Cholera? Ein solches Dilemma tritt etwa auf, wenn Sie sich entscheiden müssen, ob Sie dem Kollegen sagen, dass Sie seine aktenkundige Schichtarbeit zwar bewundern, aber jedes Mal Sorge haben, von einem der Aktenberge erschlagen zu werden – woraufhin der Ihr Merkzettel-Origami kritisieren könnte. Oder Sie sagen nichts und werden eines Tages tatsächlich erschlagen.
Beim
interpersonellen
Konflikt hingegen handelt es sich um einen klassischen Knatsch, in den mindestens zwei Personen verwickelt sind. Ein solcher Krach wird immer dominiert von den eigenen Gefühlen, der Einstellung gegenüber anderen sowie dem Rollenverhalten aller Beteiligten. In der Regel verfolgen darin die Parteien unterschiedliche Absichten und versuchen sich gegenseitig zu beeinflussen. Was jedoch selten klappt.
Weil interpersonelle Konflikte vielschichtig sind, werden sie gewöhnlich noch weiter unterschieden – je nachdem, wie sich die Kombattanten verhalten oder was die Zwietracht ausgelöst hat:
Beziehungskonflikte
kennt natürlich jeder. Sie wurden in diesem Buch auch schon ausführlich beschrieben. Wo wir auf andere Menschen treffen, können jederzeit Antipathien entstehen, obwohl kein rationaler Grund dafür zu erkennen ist. Meist beginnt es unterschwellig: Ein zynischer Kommentar hier, eine subtile Anspielung dort, was zunächst eine rein sachliche Differenz war, wird auf einmal personalisiert und eskaliert schließlich zur saftigen Konfrontation. Solange die Beteiligten miteinander reden, kann das aber zu einem positiven Ende führen.
Kommunikationskonflikte
sind nicht minder häufig. Auslöser sind hierbei Missverständnisse, etwa weil Worte unvorsichtig gewählt wurden oder nicht mit Gestik und Mimik harmonieren. Solche Kommunikationskonflikte können sich aber auch entwickeln, wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter Widerstand signalisiert, weil das Team ihn nicht in die Entscheidung mit einbezogen hat. Solche Streitereien lassen sich leicht ausräumen, indem man sich entschuldigt und offen ausspricht, dass hier offenbar aneinander vorbeigeredet wurde.
Rollenkonflikte
. Wir alle nehmen in einer Gruppe jeweils eine bestimmte Rolle ein. Ob wir wollen oder nicht. Damit werden an uns aber auch Erwartungen gestellt – ausgesprochen oder nicht. Das wieder müssen nicht unbedingt unsere eigenen sein, sodass die aufgedrückte Rolle den persönlichen Zielen massiv im Wege stehen kann. Schon ist Streit programmiert – und leider auch nicht so leicht zu lösen, falls der Chef die Regie bei diesen Rollen führt.
Wertkonflikte
wiederum treten dann auf, wenn die Kollegen unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie man den
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