Die Büro-Alltags-Bibel
haben manche Chefs mehr Temperament als andere, sind emotionaler, impulsiver, werden vielleicht auch einmal laut. Das muss man zwar nicht hinnehmen, kann aber darüber hinwegsehen, solange es im Rahmen bleibt. Falls Sie aber wiederholt angeschrien werden, womöglich sogar vor versammelter Mannschaft, dann ist das nicht nur unverschämt und illegal, sondern Mobbing. Die Betonung liegt allerdings auf »wiederholt«.
Klare Sabotage. Ein böser Spruch, ein unfaires Gerücht können schon Alarmzeichen sein, ganz übel aber wird es, wenn die Kollegen dafür sorgen, dass die fiese Nachrede stimmt: Ihr Computer wird manipuliert, Unterlagen verschwinden, Telefonterror hält Sie von der Arbeit ab, man klaut Ihre Ideen – eindeutiger geht es nicht: Hier hat es jemand auf Sie abgesehen.
Deutliche Diskriminierung. In der Rechtsprechung fällt das eindeutig unter Mobbing: Man gibt Ihnen Aufgaben, die entweder unter Ihrem Niveau liegen und herabwürdigend sind – oder Sie bekommen ein Projekt, das Sie unter den Bedingungen gar nicht schaffen können. Klassisch in dem Zusammenhang auch: Sobald klar ist, dass Sie an dem Abend einen wichtigen privatenTermin haben (Elternsprechtag, Hochzeitstag etc.), überträgt Ihnen der Chef noch schnell einen Job, der keinen Aufschub duldet. Und während alle zusammen ein Bier trinken gehen, schieben Sie Überstunden.
Wenn Sie merken, dass Sie sabotiert werden, gehen Sie bitte trotzdem nicht sofort auf Konfrontationskurs. Das Gefühl, gemobbt zu werden, ist trügerisch. Dahinter können tatsächlich Ablehnung und Bosheit stecken – oder soziale Dysfunktionen und Unfähigkeit. Und manchmal liegen den Anfeindungen auch nur Missverständnisse zugrunde, die sich in einem direkten Gespräch schnell klären lassen. Prüfen Sie also erst einmal, ob nicht vielleicht Sie selbst das Problem sind oder dieses ausgelöst haben. Könnte ja auch sein. Falls Sie unsicher sind: Konsultieren Sie einen vertrauten Kollegen, einen Mentor oder einen Coach.
Weil destruktives Handeln der Kollegen jedoch erst strafbar wird, wenn es sich regelmäßig und gezielt gegen eine Person richtet, die unterlegen ist, wirkt nur selten, wenn Sie vorher schon den Chef oder den Betriebsrat einschalten. Die schweren Vorwürfe müssen Sie nämlich erst einmal belegen und das ist nach ein, zwei Angriffen schwer – außerdem sieht es immer irgendwie erbärmlich aus.
Ohnehin beeinflusst Ihr bisheriges Ansehen als Leistungsträger maßgeblich die Reaktion des Chefs. Wer ohnehin schon zu den Mimosen zählt, bekräftigt nur sein Heulsusenimage und darf auf wenig Hilfe hoffen. Ich empfehle deshalb bei Mobbing, möglichst bald aus der typischen Eskalationsspirale auszusteigen. Je mehr Sie sich über die vermeintlichen Ausgrenzungen ärgern, desto merkwürdiger verhalten Sie sich – und desto mehr sehen sich die anderen in ihrem Vorurteil bestätigt. Einen solchen Teufelskreis können Sie nur durch behutsame Initiative unterbrechen. Ganz oft haben Sie es bei den Tätern ja mit notorischen Nörglern, Besserwissern und Profilneurotikern zu tun. Es wäre verkehrt, solche Engstirnen und Querulanten therapieren zu wollen. Ändern werden die sich nur selten. Dafür können Sie versuchen, deren Motive zu verstehen, ihnen den Wind aus den Segeln nehmen und für eine friedliche Konfliktlösung werben. Diese mentale Unabhängigkeit, Konflikte und deren Ursachen einerseits professionell lösen zu wollen und gleichzeitig eine innere Gelassenheit zu bewahren,ist enorm wichtig. Auch wenn das verdächtig nach Weichei klingt: Das Pendant zum Choleriker ist nicht der Softie, sondern der Besonnene. Sie beweisen dem oder den Kontrahenten Respekt, fordern diesen aber auch ein und lassen sich zugleich alle Optionen offen. Gut so. Denn viele Mobber geben auf, wenn sie merken, dass ihr Verhalten keine Wirkung zeigt. Mobben macht dann einfach keinen Spaß mehr.
Eine weitere Option, die ich nicht unterschlagen will, kann die Kündigung sein. Insbesondere, wenn Sie von Ihrem Vorgesetzten oder dem Firmeninhaber getriezt werden. Gerichtliche Auseinandersetzungen ziehen sich leider oft in die Länge, und ein Eilverfahren gewinnt man nur bei ganz offensichtlicher Schikane – zum Beispiel wenn ein Bankdirektor den Hof fegen soll. Solche eindeutigen Fälle gibt es in der Praxis aber nicht. Deshalb müssen die Betroffenen oft während eines zähen Verfahrens die Zähne zusammenbeißen und die Quälereien weiterhin erdulden, sonst droht womöglich die fristlose
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