Die Büro-Alltags-Bibel
Smalltalk). Zu tief schürfen oder das Gespräch auf das Leiden der Welt lenken, ist allerdings ebenso verboten. Schließlich geht es um ein ungezwungenes Beisammensein.
5. Muss ich mich an einem Geschenk beteiligen?
Ach ja, die Kollegen-Kollekte … Wenn einer im Team Geburtstag hat, dann geht schon bald die Sammelbüchse herum. Meist sind es die Sekretärinnen, die die (un)dankbare Aufgabe übernehmen, mit der Spendentüte und Glückwunschkarte durch die Büros zu vagabundieren und ein paar milde Gaben zu erbetteln. Dabei ließe sich die Zahlungsbereitschaft oft schon steigern, wenn vorher bekanntgegeben würde, wofür konkret gesammelt wird. Doch zurück zur Frage: Es gibt für derlei Dreingaben weder Ober- noch Untergrenzen, alles unter zwei Euro sieht aber geizig aus. Schenken ist ein Gruppenakt. Wer gerade mit dem Kollegen Knatsch hat, muss zwar nichts schenken, schöner aber wäre, er springt über seinen Schatten. Wer das nicht kann (oder will), der darf dann allerdings auch nicht wie ein Schmarotzer auf die Party gehen – und schon gar nicht den Grund dafür herumerzählen (»Den Kollegen konnte ich noch nie leiden.«). Das vermiest allen nur die Stimmung und ist schlicht kleingeistig.
6. Was soll man schenken?
Gute Frage. Eine konkrete Empfehlung kann nur falsch sein, denn das hängt ja vor allem vom Empfänger ab. Grundsätzlich gilt, dass das Geschenk dem Beschenkten gefallen muss. Um ihn geht es schließlich. Allerdings gilt es im Büro als unangebracht, Dinge zu schenken, die eine intime Subbotschaft transportieren, wie etwaParfüm, Cremes, Krawatten oder Schals (es sei denn, Sie sind wirklich sehr eng mit dem Jubilar befreundet). Sie könnten auch als unterschwelliger Hinweis missverstanden werden, dass der Kollege sich nicht ausreichend pflegt oder bei der Kleiderwahl an Geschmacksverirrung leidet. Auch sollte man auf Geschenke verzichten, die den Empfänger zu irgendetwas verpflichten: Bilder, Briefbeschwerer oder Blumenvasen, die der anschließend in sein Büro stellen muss, können einem Akt seelischer Grausamkeit gleichkommen. Ich persönlich empfehle deshalb Geschenke mit selbstvernichtendem Charakter: eine Flasche Wein, guter Whisky, Theaterkarten, Blumen. Für den Beschenkten indes sollte es obligat sein, sich bei allen Beteiligten (sie stehen in der Regel namentlich auf der Glückwunschkarte) zu bedanken. Noch mehr Stil beweist, wer hinterher allen eine kurze Dankesmail schreibt. Gleiches gilt für die Gäste: Es zeugt von guter Kinderstube, sich hinterher per E-Mail beim Gastgeber oder dem Organisator der Party für seine Mühe zu bedanken.
7. Darf man auf einer Bürofeier tanzen?
Man darf nicht, man sollte! Und damit meine ich nicht die üblichen Zustände rhythmischer Bewegungslegasthenie, bei denen mancher Kollege dreinschaut, als müsste er die Schwerkraft überwinden. Ich meine richtiges Tanzen. Untersuchungen des Albert Einstein College of Medicine in New York kamen zu dem Befund, dass Tanzen regelrecht intelligenter macht. Die Forscher beobachteten 7 5-jährige Senioren, um herauszufinden, ob und wie sich körperliche Aktivitäten (Golfen, Schwimmen, Radfahren, Tanzen, Spazierengehen) sowie kognitive Anstrengungen (Lesen, Schreiben, Puzzeln, Kartenspielen) auf deren geistige Fitness auswirkten. Das Ergebnis war verblüffend: Der Sport war zwar gut für Herz und Kreislauf, wirkte sich aber überhaupt nicht auf die mentale Leistungskraft aus. Mit einer Ausnahme: dem Tanzen. Regelmäßiges Lesen vermochte das Risiko der Demenz zwar um 35 Prozent zu minimieren; Senioren, die vier Tage in der Woche Kreuzworträtsel lösten, schrumpften ihr Demenzrisiko sogar um 47 Prozent. Regelmäßiges Tanzen aber toppte das alles: Es senkte die Wahrscheinlichkeit für welkende Geisteskraft um ganze 76 Prozent. Die Erklärung dafür: Jedes Mal, wenn wir etwas lernen, knüpft unser Hirn neue neuronalePfade. Über die Jahre entstehen so zahlreiche Straßen und Knotenpunkte zu unserem gespeicherten Wissen. Denken wird durch dieses Netzwerk erst möglich. Demenz dagegen ist so wie Deutschlands Autobahnen im Sommer sind: überall Baustellen. Ein Pfad nach dem anderen wird unterbrochen. Anfangs fällt das noch nicht auf, weil unsere grauen Zellen dann Umwege nehmen. Nur dauert die Fahrt mit jedem Mal länger und länger. Das heißt aber auch: Je komplexer unser neuronales Netzwerk ist, je zahlreicher die alternativen Verbindungen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass wir den Zugang zu unserem Wissen
Weitere Kostenlose Bücher