Die Büro-Alltags-Bibel
sein, dass Qualität von Quälen kommt, aber Eingebungen lassen sich nicht erzwingen.
Was kreative Menschen auszeichnet
Für Erleuchtungen ist der Vormittag die beste Zeit. Unser Geist ist entspannt von der Nacht, die Eindrücke des Tages sind noch nicht so diffus und intensiv, dass sie uns zu sehr vereinnahmen und in dieser Zeit haben beide Chronotypen (siehe 7.00 Uhr) ihr erstes großes Leistungshoch. Gleichwohl sind nicht alle Menschen zu dieser Zeit gleichmäßig kreativ, weshalb sich die Frage aufdrängt: Gibt es Eigenschaften, die manche Menschen kreativer machen als andere?
Mihály Csikszentmihályi geht dieser Frage seit rund 40 Jahren nach und untersuchte immer wieder, wie kreative Menschen leben und arbeiten und welche Prozesse hinter ihren Ideen stecken. 2008 veröffentlichte er einen bemerkenswerten Artikel in
Psychology Today
, in dem er feststellt, dass es tatsächlich einige auffällige Gemeinsamkeiten von Kreativen gibt. Seine Analyse lässt sich allerdings auf ein Wort verdichten: Komplexität. Kreative, so der Psychologe, seien nicht nur enorm vielseitig, sie seien offenbar zugleich sehr widersprüchliche Menschen, die gegensätzliche Eigenschaften auf famose Weise vereinen. So sind Kreative zum Beispiel häufig smart und naiv zugleich. Eine nahezu paradoxe Konstellation. Bei Licht betrachtet, erklärt sie sich jedoch: Naivität kann auch eine Form von Neugier sein, so wie sie bei Kindern vorkommt. Weil sie noch nicht so abgeklärt sind, nehmen sie ihre Umwelt aufmerksamer wahr, hinterfragen mehr und kommen so zu neuen Erkenntnissen.Kreative nutzen diese Naivität, um unvoreingenommen an die Dinge heranzugehen. Eine der ältesten Studien zum Thema Intelligenz stammt von Lewis Terman von der Stanford-Universität aus dem Jahr 1921. Er konnte zeigen, dass Kinder mit einem hohen Intelligenzquotienten im späteren Leben zwar kaum Probleme hatten. Übermäßig hohe Intelligenz allerdings korrelierte nicht zwangsläufig mit größerem Lebenserfolg. Jüngere Studien bestätigen, dass dieser Scheitelpunkt bei einem I Q-Wert um 120 liegt. Csikszentmihályi vermutet, dass es unter diesem Wert schwer ist, ausgesprochen kreativ zu sein, weil den Menschen dann die Fähigkeit fehlt, gegenteilig oder widersprüchlich (Fachjargon:
divergent
statt
konvergent
) zu denken. Intelligenz ist also eine Voraussetzung, ein übermäßig hoher Intelligenzquotient muss aber nicht automatisch kreativer machen.
Eine weitere Eigenschaft kreativer Zeitgenossen ist, ebenso verspielt wie diszipliniert zu sein. Das Spielerische ist zweifellos eine Haupteigenschaft von Erneuerern. Imagination und Vorstellungskraft sind Bedingungen, um innovativ zu wirken. Während die meisten Menschen zuerst fragen »Warum?«, fragen sich Kreative lieber: »Warum eigentlich nicht?« Gleichzeitig können sie sich in ihre Sache verbeißen und entsprechend konzentriert bis spät in die Nacht daran arbeiten, wenn etwas fertig werden muss. Deshalb sind Kreative immer auch enorm leidenschaftlich. Ohne diese Leidenschaft würden sie irgendwann die Lust an der Sache verlieren und aufgeben – erst recht, wenn sich der Erfolg nicht gleich einstellt.
Zudem tendieren kreative Menschen dazu, ebenso introvertiert wie extrovertiert zu sein. In der aktuellen psychologischen Forschung ist man sich schon länger darüber einig, dass
Extraversion
(oder deren Gegenteil) die stabilste Ausprägung einer Persönlichkeit ist. Sie verändert sich im Leben kaum. Kreative Menschen aber vereinen beide Varianten auf sich. Einerseits sind sie zum Beispiel stolz auf ihren brillanten Einfall, was sie dann auch in irgendeiner Form extrovertiert äußern. Gleichzeitig wissen sie um den Zufallsfaktor und das Glück, die womöglich zur Entdeckung geführt haben. Das macht sie wiederum bescheiden. Häufig sind sie so auf neue Inspirationen fokussiert, dass sie in Gedanken schon wieder bei der nächsten bahnbrechenden Idee sind, während andere sievielleicht noch für die erste feiern wollen. Das lässt sie ebenfalls introvertiert aussehen.
So sprudeln die Ideen
All diese widersprüchlichen Eigenschaften und Rollenmuster lassen sich freilich auch nutzen, um die grauen Zellen gezielt anzuregen. Eine der bekanntesten Methoden dazu stammt von dem Erfinder von Micky Maus, Donald Duck & Co.: Walter Elias Disney. Der U S-Filmproduzent entwickelte seinerzeit eine Technik, um seine eigenen Denkblockaden zu lösen und verkrustete Abläufe aufzubrechen. Den Durchbruch erlebte die Methode
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