Die Büro-Alltags-Bibel
anzüglichen Blicken oder zotigen Sprüchen, die deutlich über einen Scherz oder ein unbeholfenes Kompliment hinausgehen? Sie können denjenigen ignorieren. In der Regel hilft das aber nicht, sondern fordert den Täter eher noch heraus. Oder Sie stellen sich dumm: »Was haben Sie da gerade gesagt? Ich glaube, ich habe Sie nicht recht verstanden …« Das zwingt den Unhold immerhin zur Wiederholung, womit Sie das Interpretationsvakuum gefüllt und einen Strafttatbestand geschaffen hätten – vorausgesetzt, Sie können es hinterher beweisen. Was die allgemeine Tauglichkeit solcher Empfehlungen leider empfindlich einschränkt. Sagen sollten Sie in jedem Fall etwas. Nach Einschätzung von Experten wirkt die Replik, insbesondere bei leichteren Fällen, aber viel souveräner, wenn Sie diese mit einem Lächeln garnieren. Etwa so:
Irritiertes Lächeln:
»Ich kann nicht glauben, dass Sie das gerade gesagt haben. Zu Ihrem Besten vergesse ich das wohl gleich wieder.«
Verächtliches Lächeln:
»Hahaha. In Ihren Träumen vielleicht …!«
Ungläubiges Lächeln:
»Das können Sie unmöglich ernst meinen!«
Mitleidiges Lächeln:
»Sie Ärmster. Sie brauchen wirklich dringend Urlaub!«
Ironisches Gelächter:
»So jemand hat mir heute noch gefehlt!«
Lachen unterstreicht, wie unbeeindruckt Sie von dem Ausfall sind und bringt den Nötiger aus dem Konzept. Die von ihm womöglich geplante Attacke oder Offerte verpufft und bekommt eine für ihn überraschende Wendung. Genau das ist Ihr Plan: Sie machen dasSpiel ohne viel Aufhebens kaputt. Egal, wie Sie letztlich reagieren, merken Sie sich auf jeden Fall diese dreiteilige Strategie:
Lassen Sie sich auf keinen Fall einschüchtern und sprechen Sie den Belästiger sofort auf sein inakzeptables Verhalten an.
Sagen Sie ihm unmissverständlich, dass er (oder sie) damit sofort aufhören soll und machen Sie ihn darauf aufmerksam, dass sein Verhalten strafbar ist und er (oder sie) damit gegen die Unternehmenskultur verstößt.
Bestehen Sie notfalls auf einer Entschuldigung und dem Versprechen, Sie nicht wieder zu belästigen. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihre Botschaft angekommen ist.
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11.40 Uhr
Ups, das war jetzt irgendwie peinlich!
Zu viel Offenheit im Büro ist gefährlich ■ Peinliche Situationen kann jeder meistern ■ Wie Sie mit verbalen Aussetzern und Cholerikern umgehen
»Es gibt zwei Sachen,
die ich wirklich peinlich finde:
Das eine ist FKK und das andere ist,
wenn erwachsene Menschen
zum Ententanz tanzen.«
Günther Jauch , T V-Moderator
Den »Allen antworten«-Button im E-Mail -Programm hat der Teufel höchstpersönlich erfunden. Da bin ich ganz sicher. Ich sah seine lachende Fratze erst neulich, als ich sein jüngstes Opfer wurde: Mein Chef bekam einen Themenvorschlag, leitete die Mail an mich weiter und bat um eine Einschätzung. Ich schrieb, dass jedes amtsdeutsche Plädoyer für Vierkanthölzer mehr Esprit und Nachrichtenwert habe als dieser Vorschlag und dass der Absender sich höchstwahrscheinlich auf dem Scheitelpunkt seiner Biografie befände. Ich schrieb das sehr schnell und voll brennendem Eifer, um drohende Gefahr für unser Produkt abzuwenden. Deshalb skizzierte ich das Ganze damals noch plastischer als hier. Sehr plastisch, Sie verstehen? Leider klickte ich anschließend auf den falschen Knopf, weshalb die Mail nicht nur mein Chef bekam – auch der Urheber befand sich unter den Empfängern. Mir ist das bis heute sehr peinlich.
Ohne das Missgeschick exkulpieren zu wollen: Ich war damit sicher kein Pionier. So ziemlich alle Menschen treten im Job irgendwann gewaltig in einen Fettnapf, manche sogar mit Anlauf und Ansage. Nun ja, Kamikaze kann man auch als Sportart verstehen. Für alle anderen sind derlei Pleiten, Pech und Pannen jedoch peinliche Offenbarungen der eigenen Fehlbarkeit, die sie erröten lassen und manchmal bis in den Schlaf verfolgen. Oder am nächsten Tag bis in die Kantine. Nicht umsonst hat es das deutsche Wort »Schadenfreude« zu internationaler Bekanntheit gebracht.
Der Mikrokosmos Büro ist nicht arm an Beispielen für unfreiwillige Komik, provozierten Spott und ungeplante Offenbarungen. Schon der Gedanke daran lässt manche schaudern. Da lächeln einen Kollegen unverhofft an und garnieren ihr Zahnweiß mit Schnittlauchresten von der Frühstücksstulle. Das Telefon klingelt, ein guter Kunde ist dran, und weil man weiß, wie Sozialkompetenz klingt, begrüßt man ihn inbrünstig mit: »Ach, Sie sind’s! Ich hab Ihre
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