Die Büro-Alltags-Bibel
Statt zu argumentieren werden Prinzipien, Handbücher oder Leitlinien zur Erklärung zitiert.
Umgang: Verzagtheit paart sich oft mit Misstrauen. Auch ungesundem. Sobald sich dieser Typ getäuscht fühlt, neigt er zu Zornesausbrüchen und Rachsucht. Auch noch nach langer Zeit. Halten Sie deshalb immer genug Distanz und dokumentieren Sie stets Ihre Vertrauenswürdigkeit und Loyalität. Allzu viel Innovation verträgt so ein Chef nicht. Erwarten Sie deshalb nie große Sprünge, sondern operieren Sie mit ihm im Geschäft Schritt für Schritt. Routinen helfen ihm.
Der Überforderte
Verhalten: Immer hektisch und nervös. Für ihn ist der Zweite schon der erste Verlierer. Er kennt seine Grenzen, kann sie aber nicht akzeptieren. Konkurrenzdenken bestimmt sein Handeln. Bekommt er seine tägliche Erfolgsdosis nicht im Job, holt er sie sich eben woanders. Reicht auch das nicht, betäubt er seinen Frust zuweilen mit Alkohol, Tabletten oder gar Drogen. Typische Sprüche: »Heute ist einfach nicht mein Tag.« Oder: »Wenn ich nicht wäre …« Sein Führungsstil oszilliert zwischen verständnisvoll-fairund laissezfaire. Er neigt zur Kumpanei, weil er das Gefühl braucht, anerkannt zu sein. Dadurch wirkt seine Arbeitsweise aber auch oft unkoordiniert und willkürlich.
Umgang: Schenken Sie ihm viel Lob und Bewunderung. Das mag Überwindung kosten, funktioniert aber. Noch besser wirken subtile Unterwerfungsgesten, wie etwa Zustimmung in Meetings oder wenn Sie ihm Ihre besten Vorschläge als seine eigenen Ideen verkaufen: »Als wir damals darüber sprachen, erwähnten Sie bereits …« Seien Sie indes sparsam mit Kritik. Zu viel davon verträgt er nicht, weshalb dieser Typ der ideale Kandidat ist für die Dressur über positive Verstärker.
Ein Gespräch über Machtspiele
Als Journalist und Buchautor hat man das Privileg, sich ab und an mit anderen Kollegen und Autoren intensiver auszutauschen. Einer, mit dem ich das sehr gerne getan habe, ist Matthias Nöllke. Er arbeitet für den Bayerischen Rundfunk und hat 2007 ein lesenswertes Buch über Machtstrategien geschrieben –
Machtspiele: Die Kunst, sich durchzusetzen
–, in dem er die These vertritt, dass Status, Einfluss, Erfolg und Karriere allesamt durch Ränkekämpfe bestimmt werden. Folglich gilt es, den Blick im Umgang mit der Macht zu schärfen, die Spielregeln und Rituale dahinter zu durchschauen und diese für sich nutzbar zu machen. Wie das geht und wer mit wem wie spielt, erzählte Nöllke mir im folgenden Gespräch:
Herr Nöllke, was sind Machtspiele?
Machtspiele haben in der Regel das Ziel, seinen Willen durchzusetzen. Das geschieht, indem man Einfluss auf andere nimmt oder deren Einflussversuche abwehrt. Dabei zeichnen sich Machtspiele durch charakteristische Muster aus, es gibt bestimmte Regeln, typische Spielzüge, Spieler und Gegenspieler. Und noch etwas gehört zu jedem Machtspiel dazu: die Doppelbödigkeit. Es muss immer einen Widerspruch geben zwischen dem, was jemand sagt, und dem, was er meint.
Sie unterscheiden zwischen Boss- und Mitarbeiter-Spielen. Was sind denn typische Boss-Spiele?
Boss-Spiele dienen vor allem der Machtdemonstration. Sie zeigen unmissverständlich, wer das Sagen hat. Ihr Ruf ist miserabel, und doch erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Sie haben ja auch ihren Sinn: Macht muss ausgeübt, muss demonstriert werden, sonst schwindet sie dahin. Deshalb hauen manche Manager unvermittelt auf den Tisch und putzen einen Mitarbeiter herunter, obwohl es sachlich dafür keinen Grund gibt. Oder sie kritisieren einen Untergebenen in Grund und Boden, um ihn dann wieder großherzig aufzubauen. Genauso beliebt: Sie führen im Kreis der Kollegen vor, wie gut sie ihre Assistenten im Griff haben, erteilen sinnlose Anweisungen, die bereitwillig ausgeführt werden. Eine reine Showveranstaltung.
Und Mitarbeiter-Spiele?
Mitarbeiter-Spiele begrenzen die Macht der Vorgesetzten. So können Mitarbeiter den Umstand, dass ein anderer Verantwortung trägt oder Ergebnisse liefern muss, für sich ausnutzen. Ihr Vorgesetzter steht unter Zugzwang. Er muss Entscheidungen treffen, auch wenn er damit überfordert ist. Hier können die Mitarbeiter ihren Einfluss geltend machen; sie kontrollieren bestimmte Bereiche, die ihr Chef nicht durchschaut. Das gibt ihnen Macht. Dabei sollte man sich jedoch keinen Illusionen hingeben und die Mitarbeiter für die eigentlich Mächtigen in einer Organisation halten. Das sind sie eben nicht. Dennoch können sie den Einfluss
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