Die Büro-Alltags-Bibel
Vision. Sein Führungsstil ist deshalb extrem schwankend. Sein Saubermann-Image ist sein größter Schutzschild. Wer daran kratzt, bekommt Ärger. Umgekehrt schwimmt er meist mit der Mehrheit, hält sich aber für alle Fälle eine Hintertür offen.
Umgang: Der Typ ist ein Narzisst, der ständige Anerkennung und Aufmerksamkeit braucht. Nehmen Sie seine Laune also bloß nicht persönlich. Außerdem weiß man nie, wie der Typ gerade drauf ist. Gespräche auf der Sachebene haben bei ihm keinen Sinn, das gibt ihm nichts. Wenn Sie hingegen immer über die Beziehungsebene einsteigen, ihn loben und bewundern, fühlt er sich sicherer, entspannt und wird merklich zugänglicher. Auf das richtige Timing kommt es allerdings an. Hat er gerade eine schlechte Phase, überbringen Sie besser nur gute Nachrichten. Nur wenn gar nichts hilft, warten Sie seine Explosion ab und verschaffen sich anschließend Respekt: »Bitte in einem anderen Ton.«
Der Kontrolleur
Verhalten: Sein Motto lautet: Vertrauen ist gut, Kontrolle oft besser. Auf Überraschungen reagiert er mit Panik. Lieber plant er alles bis ins Detail als eine Fußangel zu übersehen. Seine Lieblingssätze lauten: »Wir haben noch nicht alle Eventualitäten geprüft.« Oder: »Diese Studie belegt aber etwas anderes.« Nur allzu gerne reißt er alle Kompetenzen an sich, bevor ihm die Dinge entgleiten könnten. Er ist weder willens noch in der Lage, zu delegieren – erstickt allerdingsdafür in Arbeit. Mitarbeiter werden regelmäßig zum Rapport bestellt. Zwischenberichte, Kontrollbögen und Kopien sind ein Muss. Die offensichtliche Kontrollsucht kaschiert er jedoch mit einem hohen Qualitätsanspruch. In der Konsequenz duldet er weder Fehler noch Ungehorsam. Auf Mitarbeiter wirkt er kleinkariert bis unnahbar. Bekommt er davon ein schlechtes Gewissen, fraternisiert er abends mit den Kollegen und buhlt um Liebe. Nutzt aber nicht viel: Kontrolleure sind häufig einsam.
Umgang: Zunächst einmal: Geben Sie ihm die Sicherheit, die er braucht. Beweisen Sie Ihre Loyalität und Zuverlässigkeit. Was auch immer Sie präsentieren, sollte erkennbar penibel und gewissenhaft vorbereitet sein. Schriftliches liebt er, Faktisches sowieso. Sobald er glaubt, in Ihnen einen Seelenverwandten und Verbündeten in der Sache zu erkennen, dürfen Sie mehr wagen. Aber nur sehr, sehr behutsam. Der Typ kommt sonst nicht mit.
Der Leugner
Verhalten: Angst ist ein Zeichen von Schwäche, und die hat ein Manager nun mal nicht. Herzinfarkte, Härte und Gefühlskälte stilisiert dieser Boss zum Managerideal. Sich selbst sieht er gerne als Märtyrer des eigenen Erfolgs, Motto: »Die anderen sind doch alle Weicheier oder inkompetente Versager.« Wenn er führt, dann immer autoritär bis aggressiv. Weil er selbst per Definition keine Schwächen haben kann, sieht er diese umso besser bei anderen. Sein Credo: Angriff ist die beste Verteidigung. Er baut bewusst Hierarchien auf, um sich von den Mitarbeitern zu distanzieren. Zwar wird der Mangel an mündigen Mitarbeitern von ihm ständig beklagt, de facto sind sie aber unerwünscht. Seine größte Sorge sind Machtverlust und potenzielle Cäsarenmörder.
Umgang: Bloß nicht provozieren lassen. Egal, wie aggressiv dieser Chef auftritt, behalten Sie die Contenance. Und schon gar nicht dürfen Sie zurückblaffen. Dann eskaliert die Situation nur – und dank der Hierarchie geht die Attacke für Sie höchstwahrscheinlich schlecht aus. Bauen Sie ihm also lieber Brücken, auf denen er Ihnen entgegenkommen kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Auch hier helfen gelegentliche servile Gesten.
Der Schwarzseher
Verhalten: Wer nicht wagt, der nicht verliert. So läuft das bei ihm. Riskante Manöver lösen bei diesem Typ unmittelbar Fluchtimpulse aus. Experimenten geht er konsequent aus dem Weg. Um bei dieser Haltung auf Dauer nicht aufzufallen, sucht dieser zaghafte Chef häufig Deckung hinter anderen – seinen eigenen Chefs, den Mitarbeitern oder Betriebsvereinbarungen. Typische Ausreden: »Ich wollte das ja auch nicht, aber der Vorstand bestand darauf.« Und: »Wir sind das im Team mehrfach durchgegangen, und die Fakten sprachen damals dafür.« Achtung, der Zauderer neigt hintenrum zum Fahrradfahren: nach oben buckeln, nach unten treten. Mit häufigen Teamsitzungen, Meetings oder Workshops versucht er seinen Mangel an Entschlossenheit zu verdecken. In manchen Fällen verdichten sich seine Vermeidungsstrategien gar zu handfesten Zwängen: Schuld sind immer die anderen.
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