Die Burg Der Abenteuer
wieder am Schwanz gezogen?«
Der junge Fuchs erzählte ihm aufgeregt eine lange Geschichte und rollte sich dann auf dem Rucksack zusammen, den Philipp auf den Rücken geschnallt hatte. »Wo sind denn die andern?« fragte der Junge. »Ach, da kommen sie ja! Seid ihr endlich fertig?«
Die Kinder machten sich auf den Weg und folgten der sich hinaufschlängelnden, steilen Straße, die gerade breit genug für einen Wagen war. Bald tauchte auch Tassie aus dem Wald auf und schloß sich ihnen an. Sie trug noch immer das blaue Kleid, aber es war zerrissen und schmutzig. Die Turnschuhe hatte sie diesmal an ihrem Gürtel befestigt. Zum Gaudium der Kinder brachte sie die Schuhe stets mit, zog sie aber niemals an.
»Ihre Füße müssen hart wie Eisen sein«, sagte Jack.,
,Es macht ihr nichts aus, auf die spitzen Steine zu treten.«
Tassie gesellte sich zu Philipp und Schnäuzchen. Kiki richtete ein paar liebenswürdige Worte an das Mädchen und flog dann zu der Krähenkolonie, um die Krähen mit seinem Krächzen zu erschrecken. Diese Vorstellung setzte die Vögel immer wieder in Erstaunen, und sie hörten dem Papagei schweigend zu, bis er anfing wie ein Mensch zu sprechen. Dann flogen sie verärgert davon.
Mühsam stiegen die Kinder die steile Straße hinauf. Es war ein sehr heißer Tag, und sie keuchten und stöhnten.
»Warum gehen wir eigentlich gerade zur Burg hinauf, wenn es so heiß ist?« seufzte Philipp.
Tassie blieb stehen. »Zur Burg? Dann könnt ihr nicht diesen Weg nehmen. Weiter oben ist die Straße versperrt. Man kann jetzt nur noch hinten herum gehen.«
»Na, wir wollen doch erst mal sehen, wie dieser soge-nannte Erdrutsch aussieht«, meinte Philipp. »Hinüberklet-tern werden wir allerdings nicht, weil wir es versprochen haben. Aber angucken möchte ich mir die Sache doch gern mal.«
»Ich möchte eigentlich lieber direkt in die Burg gehen«, sagte Jack.
»Nein, nein!« rief Tassie mit großen, entsetzten Augen.
Die andern sahen sie erstaunt an. »Warum denn nicht?«
fragte Jack. »Die Burg ist doch leer!«
»Nein, sie ist nicht leer«, entgegnete Tassie. »Man hört dort reden und weinen und auch Fußtritte. Es ist nicht gut, dahin zu gehen.«
»Ach, hör doch mit dem Dorfklatsch auf!« verwies Philipp sie verächtlich. »Wer soll denn in der Burg sein? Man sieht ja niemals jemand kommen oder gehen. Wahrscheinlich hausen dort nur Eulen und Fledermäuse und alles mögliche andere Getier.«
»Wie ist eigentlich die Geschichte von der Burg?
Kennst du sie, Tassie?« fragte Dina.
»Es heißt, daß dort früher ein böser Mann lebte, der Menschen in seine Burg lockte — und dann hat man nie wieder etwas von ihnen gehört.« Tassie sprach im Flüsterton, als ob sie befürchtete, daß der böse Mann in der Nähe sein könnte. »Man hat Schreien und Stöhnen gehört und das Klirren von Schwertern. Und es heißt auch, daß der Mann Menschen in verborgenen Zimmern eingeschlossen hat und sie dort verhungern ließ.«
Philipp lachte. »Was für ein reizender, alter Mann! Ich glaube kein Wort davon. Solche Geschichten werden immer von alten Burgen erzählt. Es muß ein ganz verdreh-ter, alter Kerl gewesen sein, der die Burg kaufte und dann wieder herrichten ließ. Gewiß kam er sich da oben wie ein vornehmer Ritter aus alten Zeiten vor. Sich in so einer verlassenen Gegend niederzulassen! Der Mann war bestimmt nicht recht bei Trost.«
»Er soll viele Pferde besessen haben und jeden Tag auf dieser Straße gefahren sein«, erzählte Tassie. »Habt ihr nicht bemerkt, daß die Straße an den steilsten Stellen gepflastert ist? Das hat man gemacht, um es den Pferden zu erleichtern.«
»Das stimmt«, gab Philipp zu. »Gerade eben sah ich, daß ein Stück der Straße gepflastert war.« Die andern wurden nachdenklich. Ob vielleicht doch etwas Wahres an Tassies Geschichte war?
»Na, jedenfalls ist das alles sehr lange her«, sagte Philipp. »Der alte Mann lebt nicht mehr, und die Burg ist unbewohnt. Ich möchte sie gern mal untersuchen. Du auch, Jack?«
Jack nickte. »Na klar!« Kiki wiegte sich auf seiner Schulter und rief zustimmend: »Na klar! Na klar! Na klar!«
»Ach Kiki, geh doch mal ein bißchen von meiner Schulter runter«, keuchte Jack. »Bergauf bist du furchtbar schwer zu tragen.«
»Komm zu mir, Kiki!« rief Tassie. Und sofort flog der Papagei zu Tassie hin und wies sie an, ihr Buch auf Seite sechs zu öffnen. Das Mädchen war nicht so außer Atem wie die anderen Kinder. Behende wie eine Ziege
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