Die Burg Der Abenteuer
Kiesbett bergab hüpfte. Weiter unten verschwand es dann nochmals in der Erde, um später wieder zum Vorschein zu kommen.
Die Kinder kühlten ihre Füße in dem kalten Wasser. Da entdeckte Jack wieder seine Adler. »Paßt gut auf, wo sie herunterkommen! Hätte ich doch nur meinen Fotoapparat mitgebracht! Dann hätte ich sie knipsen können!«
Aber wie kommt man hinein?
Die Kinder befanden sich jetzt ganz in der Nähe der Burg. Die hohen, dicken Mauern ragten steil vor ihnen empor und wurden erst in ungefähr fünf Meter Höhe von schmalen Fenstern unterbrochen.
»Die Burg ist aus den Felsblöcken erbaut, die man hier überall herumliegen sieht«, sagte Philipp. »Es muß ein schönes Stück Arbeit gewesen sein, die großen Brocken hier heraufzuschleppen. Seht mal, dort sind auch ein paar breitere Fenster! Die hat sich wahrscheinlich Tassies böser, alter Mann eingebaut, um etwas mehr Licht in seiner Burg zu haben. Es ist ein komischer Kasten. Man kann genau erkennen, an welchen Stellen er ausgebessert worden ist.«
»Da sind wieder die Adler!« schrie Jack. »Sie kommen herunter! Paßt gut auf, an welcher Stelle sie landen!«
Gespannt beobachtete die kleine Gesellschaft die beiden großen Vögel, deren Flügelspannung ganz gewaltig war.
»Sie sind in den Burghof geflogen«, sagte Jack. »Also muß dort auch das Nest sein. Ach, ich muß es einfach finden!«
»Aber wie willst du in den Hof gelangen?« fragte Philipp.
Jack wandte sich an Tassie. »Wo ist das Burgtor?«
»An der Vorderseite, wo der Erdrutsch ist«, antwortete Tassie. »Aber erstens kannst du nicht ohne Gefahr über den Erdrutsch klettern, und dann ist das große Tor auch versperrt. Ein Stückchen weiter auf dieser Seite ist noch eine andere Tür, aber sie ist zugeschlossen. Man kann also gar nicht in die Burg hinein.«
»Wo ist die Tür auf dieser Seite?« wollte Jack wissen.
Sie gingen weiter an der Burgmauer entlang, bogen um eine Ecke und gelangten schließlich zu einer starken Eichentür, die sich in der Mauer befand. Jack spähte durch das Schlüsselloch, konnte aber nichts erkennen.
»Du willst mir doch wohl nicht erzählen, daß kein anderer Weg in die Burg führt?« sagte er zu Tassie. »Das ist ja das reine Gefängnis!«
»Das ist es ja auch gewesen«, flüsterte Lucy, die schaudernd an Tassies Geschichte dachte. »Ein Gefängnis für arme, unglückselige Menschen, die hierher kamen und nicht mehr fort konnten — und von denen man nie wieder etwas gehört hat.«
Jack war verzweifelt. Da horsteten nun zwei seltene Adler in dem Hof auf der anderen Seite der Mauer, und er konnte nicht hinein! Das war wirklich Pech!
»Wir müssen hinein, wir müssen hinein!« sagte er immer wieder und starrte sehnsüchtig zu den Fenstern hinauf. Aber da kamen sie nicht heran. Die Mauern ragten steil und kahl in die Höhe und waren nicht mit Efeu bewachsen, an dem man vielleicht hätte emporklimmen können. Die Burg schien wirklich uneinnehmbar zu sein.
»Wenn ein Weg hineinführte, wären auch schon andere Leute vor uns reingegangen«, sagte Philipp. »Aber es kommt ja niemand hierher. Daraus sieht man schon, daß die Burg keinen Eingang hat.«
Jack wandte sich erneut an die kleine Zigeunerin.
»Weißt du denn einen Ausweg, Tassie?«
Das Mädchen dachte angestrengt nach. Dann nickte sie mit dem Kopf. »Ja, vielleicht. Ich habe es noch nicht versucht. Aber so könnte man wahrscheinlich hinein.«
»Wie denn? Schnell, zeige es uns!« drängte Jack.
Tassie führte die Kinder auf die Rückseite des Gebäudes. Hier war die Burg fast in den Berg hineingebaut.
Zwischen dem steilen Felsen und der rückwärtigen Mauer der Burg befand sich ein schmaler, dunkler Pfad. Es war fast schon ein Tunnel zu nennen, denn an einer Stelle stießen Felsen und Mauer sogar zusammen.
Tassie hielt an und deutete hinauf. Die andern erblickten aber nur eines der schmalen Fenster über sich. Rat-los sahen sie Tassie an. Was sollte ihnen das Fenster nützen?
»Versteht ihr denn nicht?« fragte Tassie. »Ihr könnt hier den Felsen hinaufklettern, er ist ja ganz mit Schlingpflanzen bewachsen. Und dann könnt ihr von dort aus einen Ast zum Fenster hinüberlegen und ihn als Brücke benutzen.«
»Natürlich, sie hat recht!« rief Philipp. »Wenn wir einen großen Ast oder ein Brett hier den Felsen hinauf schleppen, das eine Ende in das Fenster legen und das andere fest auf der Felsseite verankern, können wir auf dieser Brücke hinüberkriechen und so in die Burg gelangen.
Weitere Kostenlose Bücher