Die Burg Der Abenteuer
hier außer euch noch jemand ist. Sie werden also mitten in der Nacht keine Untersuchung veranstalten.«
Die drei Kinder hatten reichlich Platz in dem riesigen, altmodischen Bett. Zufrieden sanken sie auf die Daunen-matratze, und besonders Philipp freute sich nach dem langen Aufenthalt in der harten Rüstung über das weiche Lager. Er setzte sich bequem zurecht und fing an, den Mädchen seine Geschichte zu erzählen.
»Als die Männer euch so grob anfuhren, war ich ordentlich wütend«, begann er. »Aber ich mußte ja still wie eine Säule stehen bleiben und durfte mich nicht rühren. Nachdem sie euch dann endlich herausgelassen und den Eingang verschlossen hatten, setzten die drei sich an den Tisch.«
»Konntest du verstehen, was sie sagten?« fragte Lucy.
»Nein, leider nicht. Sie hatten Karten vor sich liegen und zeichneten etwas darauf ein. Aber ich konnte nicht sehen, was es war, sosehr ich mich auch bemühte. Und beinahe wäre ich dabei von meinem Sockel gefallen.«
»Du meine Güte! Die Männer hätten sich schön erschreckt, wenn du plötzlich mit einem großen Krach her-untergepurzelt wärst«, sagte Dina lachend.
»Na, ich danke«, sagte Philipp und fuhr dann fort: »Die Männer sprachen eine ganze Weile miteinander und brüteten über ihren Karten. Und dann verzehrten sie ein hübsches Mittagessen. Sie machten eine Menge Dosen auf, und mir lief das Wasser nur so im Mund zusammen.«
»Armer Philipp! Hast du denn überhaupt etwas gegessen?« fragte Lucy.
Philipp nickte. »Keine Sorge. Sowie die Männer wieder nach oben verschwunden waren und den Eingang verschlossen hatten, klirrte ich von meinem Sockel herunter und aß fast alles auf, was sie übriggelassen hatten. Ich konnte nur hoffen, daß sie es nicht merken würden. Aber ich war so hungrig und durstig, daß mir alles gleich war.
Es war komisch, die anderen Rüstungen so um mich her-umstehen zu sehen, und ich hatte immerfort das Gefühl, sie würden im nächsten Augenblick von ihren Sockeln herunterkommen und an meiner Mahlzeit teilnehmen.«
»Oh, sage doch nicht solche Sachen!« Die arme Lucy sah ganz erschrocken aus. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie auf die Rüstungen, die unbeweglich auf ihren Sockeln standen, und sah sie im Geiste lebendig werden und herabsteigen.
Philipp lachte und strich Lucy beruhigend über den Arm. »Es war furchtbar schwer für mich, etwas zu trinken«, erzählte er weiter. »Ich konnte meinen Kopf nicht richtig zurückbiegen und goß die Hälfte in die Rüstung. Und ich hatte schreckliche Angst, daß ich überall Pfützen hinter-lassen würde, als ich wieder zurück ging.«
Die Mädchen kicherten. Philipp konnte wunderbar lebendig erzählen, so daß man jede Einzelheit ganz deutlich vor sich sah.
»Als ich etwas gegessen hatte, fühlte ich mich schon bedeutend besser und ging zurück auf meinen Sockel«, fuhr Philipp fort. »Nach ungefähr zwanzig Minuten kam die Bande wieder. Und dann ereignete sich etwas Tolles!«
»Was denn?« fragten die Mädchen ganz atemlos wie aus einem Mund.
»Seht ihr da drüben den Wandbehang, den mit den Hunden und Pferden, direkt gegenüber meiner Rüstung?
Dahinter befindet sich eine Geheimtür!«
Der Junge machte eine Pause, und die Mädchen starrten erst auf den Wandbehang und dann auf Philipp.
»Die Männer unterhielten sich über irgend etwas. Und dann ging der eine von ihnen zu dem Wandbehang, nahm ihn ab und hängte ihn dort an den Nagel. Ich konnte alles ganz deutlich durch mein Visier beobachten.
Zuerst wußte ich gar nicht, warum der Mann das machte, denn die Wand hinter dem Vorhang sah genauso aus wie die übrige Mauer, als wäre sie aus festen Steinen.«
»Und ist sie es denn nicht?« fragte Lucy aufgeregt.
»Nein, sie besteht nur aus einer dünnen Steinplatte.
Und diese Platte läßt sich zur Seite schieben! Als der Mann sie fortgeschoben hatte, trat er in eine viereckige Höhlung, die dahinter sichtbar wurde, und suchte an der Wand herum. An einer Seite der Höhlung befindet sich eine Tür, die er öffnete. Und dann verschwanden alle drei durch diese Tür!«
»Nein, so was!« rief Dina. »Wo gingen sie hin?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Philipp. »Aber ich möchte es gern wissen. Hier gehen geheimnisvolle Dinge vor. Diese Leute führen etwas Böses im Schilde. Zwei von ihnen sind Ausländer, das hört man an ihrer Sprache. Und warum verstecken sich ausgerechnet Ausländer an einem so einsamen Ort, halten Zusammenkünfte ab und benutzen geheime Zimmer
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