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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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Unmenge ähnlicher Mienenspiele und Masken, die der Täuschung dienten. “Ich überlasse es dir, die Farben selbst auszusuchen. Das würde mir am besten gefallen.”
    Er legte seine Hand auf die ihre und umschloss sie. “Such mir eine Farbe aus und versprich mir, dass du Blau tragen wirst.”
    Ihre Hand bewegte sich unter seiner und sie versuchte, sich zu befreien. “Das ist unziemlich.”
    “Wie das?” fragte er. “Wir sind miteinander verlobt.”
    “Ich weiß, aber …”
    “Ich bin als dein Freier gekommen, um dich für mich zu gewinnen, Beatrice. Wirst du mir etwa diese kleine Gunst abschlagen wollen?” Er hatte den flehenden Tonfall in seiner Stimme nicht beabsichtigt, aber ihre Hand blieb ruhig liegen, und ihre Augen suchten seine Gedanken zu ergründen. Suchte sie nach Wahrheit? Oder bloß nach Gewissensberuhigung? Er konnte ihr das eine geben, nicht aber das andere.
    “Warum? Warum tust du das, Sebastian?” Sie sprach sehr leise, und er musste sich zu ihr hinüberbeugen, um sie zu verstehen.
    Vielleicht sollte er ihr endlich seinen ehrlichen Wunsch darlegen. “Weil es mir nicht genug ist, ohne Streit mit dir zu leben. Ich möchte, dass zwischen uns Harmonie entsteht.”
    Röte stieg ihr in die Wangen, sie biss sich auf die Unterlippe. Die Erinnerung an ihren süßen Mund war so lebhaft, dass er die Glut verdrängen musste, die erneut in ihm entfacht war. Als er den Blick von ihren Lippen nahm und ihr in die Augen sah, bemerkte er, wie sie dunkler wurden.
    “Warum hast du mich geküsst?” wisperte sie.
    “Weil du schön bist, Beatrice.”
    Ihre rosigen Wangen waren nun von einer tiefen Röte überzogen. “Sprich nicht so.” Er fühlte, wie ihre Hand zitterte.
    “Du bist schön, und es war nicht mehr als ein Kuss”, sagte er, um sie zu beruhigen.
    “Es war viel mehr als ein Kuss”, erwiderte sie.
    Viel mehr als ein Kuss, fürwahr. Er wollte sie so gerne küssen und konnte das Verlangen kaum noch ertragen. Doch er wollte nicht nur ihren Mund küssen, sondern auch ihre Brüste, den Bauch, den schlanken Hals, ihre Finger, Zehen und jede kostbare, zarte Stelle ihres Leibes.
    Woher kam dieses maßlose Verlangen? Gewiss nicht allein von einem einzigen Kuss …
    Aber der Kuss war alles andere als gewöhnlich gewesen. Ihre Lippen hatten ein Feuer in ihm entfacht, das nicht einmal die erfahrenste Liebkosung je in ihm ausgelöst hatte. Und jetzt war er für sie entflammt, misstraute ihr aber gleichzeitig. Wenn sich ihm die Gelegenheit böte, würde er ihr Bett aufsuchen, ohne darüber nachzudenken. Er musste sie haben, und er konnte unmöglich bis Michaelis warten.
    Und er würde sie besitzen, sobald er sie davon überzeugt hatte, sich ihm hinzugeben. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Bildschön, aber ein wenig traurig, saß sie neben ihm in ihrer Witwentracht. Ihr Leib versprach ungeahnte Kostbarkeiten, ihre Leidenschaft am Flussufer stellte ihm pure Wonne in Aussicht.
    Hole sie in dein Bett.
    Sebastian glaubte, die Stimme seines Onkels zu hören, listig und verlockend. Er nahm sich indes nicht vor, Beatrice zu verführen, sondern zunächst ihre Liebe zu erwecken. Die Ehre verbot es ihm, weiterzugehen. Wenn aber das Werben um ihre Zuneigung sie auch in sein Bett lockten, würde er nicht ablehnen.

10. KAPITEL
    S eufzend saß Beatrice in ihrem Bett und rieb sich die müden, brennenden Augen. Sie hatte die Nacht über kaum geschlafen, und ihre Gedanken drehten sich wie ein Mühlrad, als sie zu begreifen suchte, was Sebastian vorhatte – wenn er überhaupt etwas im Schilde führte.
    Seit nunmehr fünf Jahren waren sie zerstritten, und sobald sie auch nur einen Augenblick zusammen waren, überhäufte jeder den anderen mit spöttischen und höhnischen Bemerkungen. Als sie Thomas Manners versprochen worden war, hatte Sebastian sich verändert. Von da an benahm er sich so, als hätte sie ihm die Treue gebrochen, dabei hatte er in Wahrheit
sie
verraten, da er es nicht zu Stande gebracht hatte, um ihre Hand anzuhalten. Er hätte sagen müssen: “Du bist mein”, wenn es ihm etwas bedeutet hätte. Aber stattdessen hatte er schweigend dagestanden und sie bloß angestarrt, als sie ihm erzählte, dass ein anderer Mann sie begehrte.
    Sie zog die Knie an, stützte ihr Kinn darauf und starrte auf den schmalen Lichtstreifen, der zwischen den Vorhängen am Fußende des Bettes hindurchschimmerte. Doch auch sie hatte nicht gesagt: “Bin ich dein oder nicht? Möchtest du um meine Hand anhalten? Oder bin ich

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