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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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frei, mich von diesem Mann umwerben zu lassen?” Aber hätte sie ihn an seine Möglichkeiten erinnern müssen? Sie konnte seine Antwort unmöglich in Voraus kennen und hatte nicht den Mut besessen, ihn zu fragen. In manch einer Nacht, in der sich kein Schlaf einstellen wollte, hatte sie sich gefragt, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie ihm die Fragen gestellt hätte, anstatt zu schweigen.
    Jetzt, nach ihrem törichten Versuch, für ein gutes Einvernehmen zwischen ihnen zu sorgen, kehrte er von seinem Onkel zurück und schien wie verwandelt zu sein. Aber was war in seinem Herzen vorgegangen? Hatte er wirklich beschlossen, ihre Entschuldigung anzunehmen? Er verhielt sich so, als habe er ihr vergeben, doch eine innere Stimme in ihr zweifelte an ihm. Warum war das so? Weshalb konnte sie den Beweisen in seinen Augen keinen Glauben schenken?
    Er will etwas.
    In den Jahren, die sie unter den Füchsen am Hof zugebracht hatte, waren ihr die vielen Gesichter der Täuschung begegnet. Etwas Unbestimmbares in Sebastians Verhalten erinnerte sie an die Höflinge, die sie angelächelt und mit lieblichen Worten umgarnt hatten, während sie bloß ihr Verderben im Sinn hatten. Die Erkenntnis versetzte ihrem Herzen einen Stich. Immer war sie davon ausgegangen, Sebastian sei anders als die anderen Männer, auch wenn er sehr zornig auf sie gewesen war.
    Du hast dich in Thomas geirrt. Kannst du dich überhaupt auf etwas verlassen?
    Das war das eigentliche Problem. Es war töricht von ihr gewesen, Manners zu heiraten und zu glauben, sein Verlangen nach ihr sei so groß, dass sie ihn mit Leichtigkeit handhaben könne. Wenn sie sich bereits bei ihm so getäuscht hatte, wie sollte sie sich jemals wieder einer Einschätzung sicher sein?
    Du bist dir sicher, dass diese Ehe genauso verheerend verlaufen wird wie die andere.
    Die andere
Ehe?
Erinnerungen voller Abscheu stiegen in ihr auf.
    Ihre Zeit mit Thomas war keine wirkliche Ehe gewesen, und alles, was sie erduldet hatte, war umsonst gewesen. Sie hatte unter seinen Schlägen und unmäßigen Wutausbrüchen gelitten, hatte das Nähen und die geliebte Gartenarbeit aufgeben müssen und zudem seine hartnäckigen, aber vergeblichen Versuche ertragen, bei ihr zu liegen. Stets hatte er ihr eingeredet, sein Verlangen nach ihr nähme unweigerlich zu, wenn sie ihm eine gute Gemahlin wäre.
    Er hatte nach Tod gerochen; mit leblosen, kalten Fingern hatte er sie gestreichelt, und seine Knochen waren unter seinem dünnen Fleisch zu spüren gewesen. Bereits dem Tode geweiht, hatte er versagt, ihren Schoß mit Leben zu erfüllen.
    Gott sei es gedankt, dass sie nun nicht mehr still zu liegen brauchte, während dieser Mann sie berührte, ihre Schenkel öffnete und sich auf sie legte. Seinem Mund war der Gestank von Knoblauch und Fäulnis entströmt, wenn er wieder einmal vergeblich versucht hatte, die Ehe zu vollziehen. Sie fröstelte.
    Zumindest würde sie diese Zumutungen nicht bei Sebastian erleiden. Hitze strömte von ihrem Hals hinab zu den Brüsten und dem Bauch. Als er sie beim Fluss geküsst hatte, war die Leidenschaft seines Mundes ein untrügliches Anzeichen seines Begehrens gewesen.
    Eine Hand schob sich zwischen die Bettvorhänge und zog sie zur Seite: Es war Nan. Da Beatrice sich so in ihren Gedanken verloren hatte, war ihr entgangen, dass ihre Zofe inzwischen aufgestanden war.
    “Es wird hell, Mylady”, sagte Nan und zog die Vorhänge ganz zur Seite. Hinter ihr am Fenster zeigte sich ein schmaler, blasser Streifen des Morgenlichts, während der übrige Himmel noch vom Dunkel der Nacht überzogen war. Nach der Finsternis zwischen den Vorhängen wirkte der fahle Raum geradezu hell. “Was möchtet Ihr heute tragen?”
    “Das schwarze Brokatkleid und das Mieder mit den schwarzen Ärmeln”, erwiderte Beatrice, als sie die Beine über die Bettkante schwang. Die Frage war jeden Morgen dieselbe. Warum sollte ihre Antwort sich geändert haben? “Die schwarze Haube, die Kette mit den dunklen Steinen. Kleide mich schwarz, Nan, ich bin bloß eine Krähe.”
    “Was ist mit Euren weißen Ärmeln, Mylady? Wollt Ihr die nicht lieber tragen, zu dem weißen Untergewand? Ihr solltet etwas von dem Schwarz ablegen, da Ihr bald heiratet.”
    Beatrice schüttelte den Kopf. “Ich werde Schwarz tragen, bis ich heirate.”
    Nan nickte ergeben, und ihr sonst so fröhliches Gesicht wurde von Sorgenfalten überzogen. Beatrice seufzte, denn sie spürte die Enttäuschung der Zofe und ihren eigenen Abscheu vor

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