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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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der Lage, ihr Verhalten einzuschätzen. Diese Ungewissheit erzürnte ihn, dennoch hatte er Beatrice nie verlockender gefunden.
    Der Tanz endete, und die Musik verstummte. Zärtlich küsste er sie auf den Mund, hob dann ihre Hand und drückte seine Lippen auf ihre Handfläche. Obwohl die anderen Tänzer sich laut unterhielten, vernahm er ganz deutlich, wie sie den Atem anhielt. Als er sie anschaute, sah er für einen Moment die Glut in ihren Augen aufflackern. Ermutigt von ihren Regungen, nahm er die andere Hand und drückte einen Kuss in ihre Handfläche und dann auf die Innenseite ihres Handgelenks.
    “Bitte nicht”, flüsterte sie, doch sie zog die Hand nicht fort.
    “Warum nicht?” gab er flüsternd zurück.
    “Ich …” Sie schluckte. “Mir wäre es lieber, du tätest es nicht.”
    “Magst du es nicht?”
    Sie warf ihm einen flehenden Blick zu. “Nein. Ich … ich mag es zu sehr.”
    “Du hast gesagt, du glaubst nicht, dass ich dich verletzen werde.”
    “Ich habe gesagt, ich glaube nicht, dass du mich zu verletzen suchst. Das ist ein Unterschied.”
    “Worte”, sagte er. Standen nur sie zwischen ihnen? War das der Grund für ihre Schwierigkeiten? Wenn er nun die trügerischen Worte beiseite ließ und endlich handelte, könnte er dann ihr Bollwerk aus Vorsicht und Angst durchbrechen? Würde sie sich ihm hingeben?
    “Worte, die die Wahrheit bedeuten”, erklärte sie.
    “Aber sie verbergen auch viel.”
    “Ja”, sagte sie. “Nur über Taten wage ich zu urteilen, und selbst dann kann ich nicht sicher sein.”
    “Dann lass mein Handeln für mich sprechen.” Was sollte er sonst sagen? Die Musik erklang erneut, eine lebhaftere Melodie. “Tanze mit mir.”
    Sie bewegte die Hand in seiner, und ihr Schweigen war ihm Antwort genug.
    Später in der Nacht drehte Beatrice sich in ihrem breiten Bett auf die Seite und starrte in die Dunkelheit. Eine innere Anspannung, die sie gleichsam unter der Haut spürte, hielt sie wach. Wie sollte sie Schlaf finden, da sie sich in dem behaglichen Bett nicht entspannen konnte? Wenn sie immerzu Sebastians Berührungen fühlte, seine Hände und Lippen auf ihrer Haut spürte und seine Augen sah, die sie tiefblau und gespannt anschauten? Begehren vertrieb den Schlaf, ein nagendes Verlangen, das sie noch nie verspürt hatte und das ihr beinahe den Verstand raubte. Was auch immer sie für George Conyers empfunden hatte, war, verglichen mit dieser Welle der Sehnsucht, nur ein einzelner Tropfen gewesen.
    Seufzend drehte sie sich wieder auf die andere Seite, und die Stränge unter ihrer Matratze knarrten leicht. Wenn sie bloß gegen ihr eigenes Verlangen ankämpfen müsste, würde sie es überwältigen. Sähe sie sich nur Sebastians Verlangen ausgesetzt, würde sie ihm so lange widerstehen, bis er die Belagerung aufgäbe. Aber wie sollte sie erfolgreich gegen sein und ihr Verlangen angehen? Sie wusste nicht, ob sie dazu die Kraft hatte. Wie lange würde es noch dauern, bis ihr Bollwerk erstürmt und ihre Mauern eingerissen waren, wenn ihr Begehren sie von innen verzehrte und sein Verlangen sie von außen bestürmte? Selbst jetzt fühlte sie, dass ihr Widerstand schwächer wurde, und sie hörte die leise Stimme in ihrem Innern flüstern, es sei besser nachzugeben und es hinter sich zu bringen. Immerhin war sie seine Gemahlin. Oder zumindest fast, so dass es keinen Unterschied machte …
    Gib mir Kraft. Gib mir Weisheit.
    Beatrice wusste nicht, was sie tun sollte, da sie in einem Fieber aus Begierde und Sehnsucht gefangen war. Sie sehnte sich nach Sebastian, und ihr Verlangen wurde von Tag zu Tag heftiger. Würde sie schließlich nachgeben, da sie den Schmerz ihrer Verweigerung nicht länger aushielt? Sie flehte zu Gott, es möge nicht so sein. Sebastian würde niemals verstehen, wie er sie zum Nachgeben gebracht hatte, und womöglich glauben, dass nicht nur er sie zu einem solchen Schritt bewegen könnte. Anstatt seiner Freundlichkeit würde sie sicherlich Zorn und Verachtung ernten, wenn sie sich ihm hingäbe. Sie befürchtete, dass er sie unwissentlich auf die Probe stellte, ob nur er allein Macht über sie ausübte, die kein anderer Mann auf Erden besaß. Doch er war der einzige Mann, dem sie nicht widerstehen konnte.
    Beatrice seufzte, wälzte sich hin und her und legte sich schließlich auf den Rücken. Die Hände über dem Bauch gefaltet, starrte sie in die Finsternis. Sie hoffte auf Schlaf und auf eine Atempause von dem endlosen, klagenden Gemurmel ihrer Ängste und

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