Die Burg der flammenden Herzen
vielleicht einige Ideen für den Garten in Benbury zu erhalten. Was ist mit dir?”
“Ich weiß nicht, was ich hier mache, aber ich konnte ebenfalls nicht mehr schlafen.” Er lächelte und streckte ihr die Hand entgegen. “Da du hier bist, möchtest du ein wenig mit mir gehen?”
Wie konnte sie diesem verwegenen und doch lieblichen Lächeln widerstehen? Sie schob ihre Hand in seine, die sich in der kühlen Morgenluft heiß anfühlte.
Er zog sie mit sich in die Tiefen des Gartens. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, und die einzigen Geräusche waren ihre Schritte und die Vogelstimmen, die bei Tagesanbruch immer lauter wurden. Als sie die Stelle des Gartens erreicht hatten, die noch ganz in Schatten gehüllt war, blieb Sebastian stehen. Er zog ihre Hand an seine Lippen, und mit der gleichen Zärtlichkeit wie am Abend zuvor drückte er einen Kuss auf ihre Innenfläche und einen weiteren auf die Innenseite ihres Handgelenks. Erneut genoss sie die Empfindungen, die durch ihren Leib strömten, und hielt den Atem an. Sein Mund wanderte von der Stelle, wo ihr Pulsschlag spürbar war, auf ihren bloßen Unterarm. Sie erzitterte, und kleine Wogen der Wonne wanderten von ihrer Hand bis zur Brust.
Sebastian schob ihren losen Ärmel weiter nach oben und küsste sie auf die Armbeuge. Eine Hitzewelle bestürmte ihren Unterleib, als sei sein forschender Mund bereits dort angelangt. Schnell legte sie ihre freie Hand zwischen Sebastians Mund und ihre Haut – die einzige Verweigerung, zu der sie in der Lage war. Er nahm ihre Hand, schob sie fort und zog sie im selben Augenblick in seine Arme. Sie schaute in seine Augen, die im Zwielicht kaum zu deuten waren, auf seinen Mund, auf die geschwungene Oberlippe und auf die Mundwinkel, die jederzeit zu einem Lächeln bereit schienen.
Bitte, dachte sie. Die Hitze seines kraftvollen Leibes drang durch ihr Mieder und Unterkleid und liebkoste ihre Haut. Ohne den Schutz ihres Korsetts und der Röcke gab es beinahe nichts zwischen ihnen.
Nein. Löse dich von ihm.
Die klugen Worte verhallten.
Sebastian, bitte.
Als habe er ihre Gedanken vernommen, verengten sich seine Augen. Sie spürte den Kuss in seinem Blick, noch ehe er sich zu ihr hinabbeugte und seine heißen Lippen auf ihren Mund drückte. Um nicht zu taumeln, schlang sie die Arme um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Hitze durchdrang sie, und sämtliche Gedanken, Wünsche und guten Absichten schienen in einem glühend roten, dichten Dunstschleier gefangen. Die Welt bestand nur noch aus Sebastians Armen auf ihrem Rücken, aus seinem Mund, der sie verschlang, und aus seinem Körper, der sich so dicht an sie drückte und nichts mehr zwischen sie kommen ließ – und doch war er noch zu weit entfernt.
Er hob den Kopf und küsste ihre Augen. “Beatrice”, raunte er. Sie umarmte ihn und war erstaunt, wie schnell er dieses glühende Fieber hervorgerufen hatte. “Wir können hier nicht bleiben, Liebes, wo man uns jeden Moment stören kann.”
Und sehen konnte, was sie nicht tun durften.
So, wie Sebastian einst sie und George gesehen hatte. Beatrice löste sich aus der Umarmung und starrte ihn an. Sie wusste nicht genau, was er beabsichtigte und vermochte selbst nicht zu sagen, was sie wollte.
Liebevoll umschloss er ihr Gesicht mit den Händen. “Ich muss dich immerzu berühren.” Zärtlich küsste er sie, doch unter seiner Sanftheit loderten Flammen. “Bitte, Bea, lass uns an einen Ort gehen, wo wir ungestört sind.”
Sein Mund suchte ihre Lippen, die Augen, während seine Finger über ihren Hals und die Ohren strichen. Ihr Verlangen wuchs ins Unermessliche und verzehrte sie von innen. Die Mauern, die sie gegen ihn errichtet hatte, stürzten ein, und ihre Fähigkeit, ihm zu widerstehen, war dahin. Sie nickte, ängstlich und begeistert, und die Lust regte sich mit einer solchen Macht in ihrem Leib, dass sie beinahe den Verstand verlor. Als Sebastian ihre Hand fest umschloss und sie in Richtung des alten Turmes zog, folgte sie ihm, obwohl eine Stimme in ihrem Kopf rief:
Das ist Irrsinn. Folge ihm nicht.
Es waren kluge Worte, doch sie konnte ihnen keine Beachtung schenken. Sie wollte stark sein, war jedoch schwach; sie wollte ehrenhaft und keusch sein, aber sie war wollüstig. Sie müsste sich dagegen wehren, tat es aber nicht.
Sebastian konnte jetzt mit ihr machen, was ihm beliebte.
12. KAPITEL
V erlangen brannte in Sebastian. Wohin konnten sie gehen, um von niemandem gesehen zu werden? Wenn sie im Freien
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