Die Burg der flammenden Herzen
sich mit Tränen, die im Halbdunkel schimmerten.
“Warum?” fragte er barsch. Er wusste nicht, ob er in diesem Augenblick überhaupt den Grund ihrer Tränen hinterfragen wollte. Doch sie schmerzten ihn, und dieser Schmerz barg kein Verlangen.
“Ich kann das nicht tun”, sagte sie. “Ich kann nicht zulassen, dass du mich so benutzt.”
Sanft streichelte er mit den Daumen über ihre Schenkel. Sie schluckte und schloss die Augen, als ob sie die Empfindungen nicht länger ertragen könnte. Als sie die Lider wieder öffnete, entdeckte er in den Tiefen ihrer Augen Scham.
“Du hast Grund genug, an mir zu zweifeln. Ich möchte dir nicht mehr von mir geben.”
“Glaubst du, ich werde an dir zweifeln, wenn wir uns jetzt vereinigen?” fragte er. Das Verlangen wog bleischwer in seinem Bauch und zog ihn mit sich; er war kurz davor, Erleichterung zu finden, wenn er sie überreden könnte, sich ihm hinzugeben.
Sie musterte ihn und schien etwas in seinem Blick zu suchen. Als sie sein Handgelenk fortstieß und seine Finger von ihren Schenkeln streifen wollte, wusste er, dass sie ihre Antwort gefunden hatte.
“Glaubst du etwa, ich hätte nicht gelernt, dass ein Mann alles sagen wird, um eine Frau in sein Bett zu bekommen?”
“Du bist meine Frau. Es ist keine Sünde.”
“Wenn du von mir genug hast, wirst du dich dann daran erinnern, dass ich mich meinem Mann hingegeben habe? Oder wirst du nicht vielmehr denken, ich würde mich auch anderen hingeben, weil ich dich zu schnell gewähren ließ?”
“So etwas würde ich nicht denken.”
Ihre Augen verengten sich. “Lüg mich nicht an.” Sie stieß mit beiden Händen gegen sein Handgelenk.
Er legte seine freie Hand über ihre Hände, um sie zu beruhigen. “Ich will dich. Und du willst mich. Ich bin bereit, alles zu wagen, um dich zu bekommen. Wirst du nicht dasselbe tun?”
Ihre Wut schwand, fortgespült von dem Gefühl der Trostlosigkeit. “Nein, das werde ich nicht”, entgegnete sie. “Das Schlimmste, was ich je erfahren musste, war deine Verachtung. Das möchte ich nicht noch einmal heraufbeschwören.”
Sebastian zog die Hand unter ihrem Rock hervor und ergriff ihre Finger. Er drückte sie gegen sein Geschlecht, um ihr zu zeigen, wie heftig sein Verlangen in ihm brannte.
“Ich
will
dich”, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Verlangen und Mitleid vermengten sich mit Enttäuschung und formten sich zu Zorn. “Bedeutet dir das etwa gar nichts?”
Sie schaute ihm in die Augen. Ihre Lippen bewegten sich, und der trübe Schimmer in ihrem Blick verriet eine tiefe Traurigkeit. Ihre Lider schlossen sich, und als sie den Kopf zur Seite drehte, fiel ihr goldenes Haar wie ein schützender Schleier vor ihr Gesicht. “Wenn dein Verlangen dich derart überwältigt, so nimm mich und bringe es hinter dich”, wisperte sie.
Seine Hand verspannte sich auf ihrer. Eine trügerische Stimme flüsterte:
Nimm sie. Sie gehört dir.
Er begehrte sie so sehr, dass es ihn schmerzte; nichts konnte ihn davon abhalten, hier und jetzt von ihr Besitz zu ergreifen. Als seine Gemahlin durfte sie sich ihm nicht widersetzen. Wenn er nun ihre Röcke hochschöbe, um in sie zu dringen, würde sie sich nicht wehren, sondern gehorsam verharren, während er sich Erleichterung verschaffte.
Doch wenn er befriedigt wäre, hätte er dann nicht sämtliche Hoffnungen zunichte gemacht, ihr Herz an sich zu binden? Für ein Vergnügen, das ihm keinen wahren Genuss bereiten würde?
Verzweifelt kämpfte er gegen sein Verlangen an, und nach einer Weile zog er ihre Hand an seinen Mund und küsste sie. “Vergib mir”, sagte er mit heiserer Stimme. “Das war nicht recht von mir.”
Sie wandte sich ihm zu, ihr Gesicht war von Tränen benetzt. Die Begierde brannte tief in seinem Innern und zerrte an ihm, aber er beugte sich dieser Forderung nicht, da der Preis zu hoch war. Sebastian zog ihre Röcke zurecht, trat einen Schritt zurück und schloss ihre Schenkel. Er nahm ihre Hände und schaute auf ihre schmalen, weißen Handrücken und sah die feinen bläulich-blassen Adern, die an ihren Handgelenken sichtbar wurden.
“Du zürnst mir”, meinte sie.
Sanft strich er mit den Daumen über die Adern. “Nein.” Was er fühlte, war kein Zorn. “Ich hätte dich nicht so drängen dürfen.”
“Aber ich habe dich in Versuchung …”
“Ich bin kein grüner Bursche, der sich von seiner Begierde leiten lässt.” Als er sie anschaute und in ihre zweifelnden, tränennassen Augen sah,
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