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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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antworten”, sagte ihre Mutter aufmunternd.
    “Ja, gerne”, erwiderte Beatrice. Sie mochte die Feder zwar nicht, aber wenn das Schreiben bedeutete, dass sie Sebastian womöglich zu einem längeren Brief veranlassen könnte, würde sie ohne zu klagen eine Seite nach der anderen füllen.
    “Es ist zu spät, um den Boten heute zurückzuschicken. Ich schicke ihn morgen los. Setz dich an meinen Tisch, nimm meine Feder und Tinte.”
    Beatrice ging zu dem Tisch, holte einen Bogen Pergamentpapier hervor, wählte eine Feder aus, tauchte sie in die Tinte, und saß dann einen Moment nachdenklich da, weil sie nicht wusste, wie sie den Brief beginnen sollte. Sie hatte sein Schreiben erhalten, das könnte sie ihm mitteilen. Und es ging ihr gut, wie er gehofft hatte; auch das könnte sie zu Papier bringen. Sie schrieb sorgfältig und war bemüht, keine Tintenkleckse zu machen. Als sie fertig war, starrte sie auf die Buchstaben, die sich dunkel und krumm über das Papier zogen.
    Ich vermisse dich.
    Das konnte sie nicht schreiben. Oder doch? Sie verspürte ein heißes, prickelndes Gefühl in der Magengegend. Wenn sie ihm dies offenbarte, würde er dann dasselbe bekennen? Und wenn er es nicht tat?
    Bevor sie sich von ihrer Angst hindern ließ, tauchte sie die Feder ein und schrieb, dass sie ihn gerne sehen würde. Sie starrte auf die Worte, als sie auf dem Bogen geschrieben waren, und ihr Herz pochte wie eine kleine, schwache Trommel. Rasch schluckte sie, um ihr Unbehagen zu verscheuchen und fügte noch hinzu, sie hoffe, er und ihr Vater seien wohlauf.
    Wann darf ich mit deiner Rückkehr rechnen?
    Thomas wäre unverzüglich nach Hause geritten, um sie zu schlagen, wenn sie es gewagt hätte, ihm eine solche Frage zu stellen; doch sie glaubte nicht, dass Sebastian dasselbe tun würde. Sie nahm all ihren Mut zusammen, schrieb die Frage nieder und unterzeichnete den Brief, bevor sie noch irgendetwas anderes hinzufügen konnte. Dann stand sie auf und gab ihrer Mutter das Schreiben. Es war vollbracht. Sollte Sebastian daraus machen, was er wollte.
    Der Bote aus Wednesfield kehrte zwei Tage später zurück, in Begleitung eines anderen Boten, den der Earl zu einem seiner Güter nördlich von Herron geschickt hatte. Der Earl nahm die Briefe aus Wednesfield in Empfang, ging sie durch und reichte einen Sebastian. Der hatte ihn bereits geöffnet, bevor Lord Wednesfield die übrigen Schreiben durchgegangen war.
    Der Brief war von Beatrice, doch er hatte es schon im Voraus gewusst. Sie hatte ein wenig mehr geschrieben als zuvor, sagte, dass sie ihn vermisse, und fragte, wann er zurückkäme.
    Sobald ich kann.
    Die Worte kamen aus dem Nichts, von seinem Herzen. Sebastian starrte auf den Brief, obwohl er gar nicht mehr las. Er nahm die unregelmäßigen Buchstaben wahr, die fehlende Anmut ihrer Handschrift, während er auf das Klopfen seines Herzens lauschte. Sehnlichst wünschte er, jetzt in Wednesfield bei Beatrice zu sein und nicht einen Tagesritt von ihr entfernt ausharren zu müssen, nur durch den Boten des Earl mit ihr verbunden. Der Schmerz des Verlangens war stark und hartnäckig; deswegen hatte er keinen Gefallen daran gefunden, nach Herron zurückzukehren. Nichts vermochte ihm Freude zu machen, wenn er von Beatrice getrennt war.
    Heiliger Jesus.
    Bis zu diesem Augenblick hatte er nicht gewusst, wie sehr er sie brauchte. Auch wenn er sich einreden mochte, dass er ihr nicht sein Herz schenken wollte, so änderte dies nichts. Wenn er sie brauchte, was hatte es dann für eine Bedeutung, dass er sie nicht liebte oder ihr nicht vertraute? Er war so oder so in ihrer Gewalt. Mit zittrigen Händen faltete er den Brief, gab Acht, ihn nicht zu zerknittern, und steckte ihn vorne in sein Wams. Er hatte befürchtet, in eine Falle zu laufen, wenn es ihm gelänge, Beatrice’ Liebe zu gewinnen. Liebte sie ihn? Oder war er allein mit seiner Schwäche für sie, mit seiner Vernarrtheit, die ihn lächerlich machte? Er wusste es nicht und hatte keine Möglichkeit, es in Erfahrung zu bringen. Selbst ihre Leidenschaft und Hingabe, wenn sie beieinander lagen, zeigten womöglich nur die schwache Seite des weiblichen Geschlechts.
    Wo lag letzten Endes die Wahrheit? Er wusste es nicht mehr, und darin sah er die gefährlichste aller Fallen. Er war gleichsam von Nebel umgeben, irrte ziellos herum und war nicht mehr in der Lage, vorwärts oder rückwärts zu gehen. Seine einzige Hoffnung bestand darin, sich ruhig zu verhalten und abzuwarten, bis der Nebel sich

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