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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Jahres hatte Claudes Leiden endlich ein Ende gehabt. Nicht viel später war auch noch Franz’ siebenjährige Tochter Charlotte gestorben, es schien, als wäre seine ganze Familie dem Untergang geweiht. »Ich werde die Königin immer in meinem Herzen tragen«, erwiderte er schließlich floskelhaft.
    »Nun, habt Ihr denn schon über eine neue Gemahlin nachgedacht?«, wollte Karl beiläufig wissen. Er griff nach seinem Kelch und trank, blutrote Tropfen blieben an seinen dicken fleischigen Lippen hängen.
    »Ich gestehe, nein«, erwiderte Franz zögerlich. »Doch sobald ich ehrenhaft aus Eurer Gefangenschaft entlassen worden bin, werde ich mich sofort darum kümmern.«
    Auf was will er hinaus, verflucht noch mal?
    Karl beugte sich vor und tätschelte das Knie seines Gegenübers. »Ich hätte Euch einen Vorschlag zu unterbreiten. Ihr kennt sicher meine ältere Schwester Eleonore, vielleicht nicht die Hübscheste, aber von einnehmendem Wesen. Sie war immer meine Lieblingsschwester.«
    »Wie sollte ich sie nicht kennen?«, erwiderte Franz grimmig. »Ihr hattet sie schließlich mit dem Verräter Charles de Bourbon verlobt. Die Aussicht auf eine Heirat mit der kaiserlichen Schwester hat dieses intrigante Schwein überhaupt erst dazu verleitet, mir in den Rücken zu fallen.«
    Karl winkte ab. »Politik, Ihr kennt das doch. Das Beste an Verlobungen ist, dass sie sich ebenso schnell wieder auflösen lassen, wie sie beschlossen wurden.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Kurz und gut, meine Schwester sucht einen neuen Gemahl.«
    Grenzenloses Staunen breitete sich auf Franz’ Gesicht aus. »Ihr … Ihr wollt, dass ich Eure Schwester heirate?«
    »Warum nicht? Es wäre für unser beider Häuser das Beste. Ein Kind aus dieser Ehe könnte über die gesamte Welt herrschen. Und vielleicht ist es so möglich, unsere Streitigkeiten, auch in Italien, endgültig zu begraben.«
    Franz nickte bedächtig, während ihm gleichzeitig eine Vielzahl von Gedanken durch den Kopf schoss. Eine Heirat mit der Schwester seines Feindes würde vielleicht für Frieden sorgen, aber gleichzeitig würde sie sicherlich als Geste der Un­terwerfung gedeutet werden. Karl blieb deutscher Kaiser und wäre damit weiterhin der unangefochtene Herrscher über Europa. Was aber, wenn er, Franz, das Angebot ablehnte? Dann stünde er als Kriegstreiber da, und Karl wäre der verhinderte Friedensstifter. Mit anderen Worten: Das Angebot war ebenso teuflisch wie genial.
    Ich muss ihn hinhalten. Vielleicht gibt es noch einen Ausweg …
    »Ich fürchte, ich brauche etwas Bedenkzeit«, erwiderte er schließlich. »Die Erinnerung an meine verstorbene Frau ist noch zu frisch.«
    »Sicher, sicher.« Karl nickte beflissen. »Deshalb bin ich ja jetzt schon gekommen. Bei der baldigen offiziellen Audienz in Spanien wird die Erinnerung womöglich schon ein wenig verblasst sein.« Er richtete sich im Stuhl auf. »Ich wünsche Seiner Majestät noch einen angenehmen Aufenthalt. Es ist wirklich schade, dass es noch so kalt ist …« Plötzlich schien Karl noch etwas einzufallen, zögernd hielt er inne.
    »Ach, eines noch«, begann er leise. »Mir ist zu Ohren gekommen, Ihr wüsstet da etwas über einen Ring und ein altes Dokument.«
    Franz runzelte die Stirn. »Welcher Ring, welches Dokument?«
    »Nun, ein Dokument, in dem von einer alten Legende die Rede ist. Es heißt, die Kenntnis darüber hätte Euch, nun ja … über Umwege erreicht.«
    Der französische König bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. Trotzdem konnte er nicht vermeiden, dass seine Wimpern leicht zitterten.
    Das also ist der eigentliche Grund, warum er mich so schnell wie möglich mit seiner Schwester verheiraten will!
    Franz sah seinen Feind scheinbar arglos an, das Gesicht erstarrt zu einer Maske der Unverbindlichkeit. »Ich fürchte, ich habe keine Ahnung, wovon Ihr sprecht.«
    »Zu schade, ich hätte mich gerne mit Euch darüber unterhalten. Insbesondere darüber, wie Ihr von dem Dokument erfahren habt. Ich hasse Verräter.« Der Kaiser seufzte. »Aber ich liebe nun mal diese alten Geschichten.« Karl V. stand auf und strich sein samtenes Wams glatt. »Wie auch immer, es ist eben nur eine alte Geschichte. Mein Kanzler ist ihr nachgegangen, wir haben sogar einen Boten geschickt. Er hat sich gründlich umgehört. Glaubt mir, da ist nichts Wahres dran. Im Gegensatz zu der möglichen Hochzeit mit meiner Schwester Eleonore.«
    Der deutsche Kaiser verneigte sich leicht, dann trippelte er in perlmuttverzierten

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