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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Werk.« Barnabas nickte beflissen, während er von einem Fuß auf den anderen trat. Agnes sah förmlich, wie es in ihm arbeitete. »Äh … aber sagt, wie sieht es im Schwarzwald aus? Ist dort auch Krieg? Wir wollen nämlich die Kinzig hinunter und dann …«
    Der Landsknecht lachte dröhnend. »Kein guter Einfall, in diesen Zeiten zu reisen, wirklich kein guter Einfall. Hab ich’s dir nicht gesagt? Das Land ist verheert, die Dörfer verbrannt. Ein Narr, wer sich jetzt auf Wanderschaft begibt. Da draußen lauert nur der Tod.«
    In diesem Augenblick krähte einer der Papageien. »Der Papst ist ein Vielfraß! Der Papst ist ein Vielfraß!« Der andere fiel in das Kreischen ein: »Ein Hoch auf den Kaiser! Ein Hoch auf den Kaiser!«
    Der Soldat stutzte und sah Barnabas argwöhnisch an. »Was um Himmels willen ist das?«
    »Ach, nur meine sprechenden Vögel.« Barnabas rang sich ein gequältes Lächeln ab. »Wir sind eine reisende Gauklertruppe. Ich habe auch einen Affen und …«
    »Eine Gauklertruppe mit einem Affen?« Begeistert blickte sich der Landsknecht zu seinen Kameraden um, die bereits im Begriff waren weiterzuziehen. »He, habt ihr das gehört? So was könnten wir im Tross gut gebrauchen, nicht wahr? Die Männer wollen nach dem Töten was zum Lachen haben. Und Weiber habt ihr auch, wie ich sehe. Sogar ausgemacht hübsche.«
    Sein lüsterner Blick glitt über Agnes, die noch immer an der Reling stand und das Gespräch von dort aus beobachtete. Barnabas schien derweil nachzudenken.
    »Hab Dank!«, rief er schließlich dem Soldaten zu. »Ich werde mir deinen Vorschlag gut überlegen.«
    »Tu das. Und denk dran: Wo wir sind, ist Beute, sind Frauen, Wein und Gold. Wir prügeln diesen frechen Bauern ihre Geldverstecke aus den Knochen und hängen sie dann an die nächste Eiche!«
    Lachend rührte er wieder seine Trommel und entfernte sich mit dem Zug, der noch immer wie ein Heer von Ameisen über den Brückenkopf quoll. Barnabas blieb noch eine ganze Weile dort stehen. Schließlich drehte er sich zu seiner Mannschaft und den beiden Gefangenen um und zwirbelte seinen schwarzen Bart.
    »Ihr habt gehört, was der Mann berichtet hat«, sagte er im befehlsgewohnten Ton. »Die Reise durch den Schwarzwald ist zu gefährlich. Ich setze mein Leben nicht aufs Spiel für ein paar Wilde, die auf eine unbefleckte Lieferung hoffen. Vor allem dann nicht, wenn es eine weitaus bessere Möglichkeit gibt.« Er grinste und rieb sich vergnügt die Hände. »Wir ziehen mit dem Tross nach Norden. Wenn sich die Aufregung legt, können wir immer noch die Donau hinunterfahren und dort Geschäfte machen. Bis dahin lassen wir uns treiben, wohin uns das Schicksal verschlägt.« Barnabas hob den Kopf und schnüffelte wie ein Hund in der Luft, die nach blakenden Teerfackeln, Schießpulver und Pferdedung roch.
    »Ich rieche Geld, viel Geld. Packt die Kisten aus, Männer, und lasst uns einen Wagen stehlen. Wir gehen mit dem Krieg.«
    Mit einem Glitzern in den Augen wandte sich der Hurenhändler schließlich Agnes zu. »Wenn dich Khair Ad-Din nicht bekommt, sehe ich keinen Grund, warum ich dich länger unberührt lassen sollte«, sagte er betont gelangweilt. »Schließlich bist du mein Eigentum. Jedenfalls so lange, bis jemand anderes einen vernünftigen Preis für dich zahlt.«
    Ohne weitere Ankündigung griff er nach ihren Haaren und zog Agnes hinter ein paar Fässer, wo er sie gegen die Reling drückte. Alles ging so schnell, dass sie kaum Zeit zur Gegenwehr fand.
    Panisch tastete sie nach Samuels Messer, das sie noch immer unter ihrem Rock aufbewahrte. Doch die Waffe entglitt ihr und versank in den Fluten des Rheins.
    Im nächsten Moment war Barnabas über ihr. Agnes zappelte und trat um sich, doch seine kräftigen, behaarten Arme hielten sie fest wie in einem Schraubstock. Mit einem Würgen in der Kehle roch sie seinen sauren Atem, der sich mit Schweiß und dem stinkenden Flusswasser des Hafens zu einem Geruch vermischte, den sie nie wieder vergessen würde.
    Dafür bringe ich dich um , dachte sie. Eines Tages bringe ich dich dafür um. Ich oder Mathis, wenn ich ihn je wiedersehen sollte.
    »Ich wollte schon immer mal herausfinden, ob eine Gräfin dort unten aus anderem Holz geschnitzt ist«, flüsterte Barnabas ihr ins Ohr, während seine Finger langsam unter ihren Rock wanderten.
    Die Trommeln der Landsknechte und das Gelächter der anderen Männer übertönten Agnes’ verzweifelte Schreie.
    ***
    Viele Meilen weiter nördlich schlich im Schutz

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