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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Manchmal jedoch brütete er stattdessen nur schweigend vor sich hin.
    Nachdenklich fuhr der Burgvogt sich über das unrasierte Kinn.
    »Das mit der Arkebuse ist schlimm«, begann er leise. »Selbst wenn sie alt und rostig war, du hast mich bestohlen, Mathis. Das kann ich nicht dulden. Diebe haben auf dem Trifels nichts verloren. Hinzu kommt, dass die Feuerbüchse sich nun vermutlich in der Hand meines größten Feindes befindet. Ich muss dich also wohl oder übel von meiner Burg verbannen.«
    Agnes spürte, wie etwas in ihr zerbrach. Auch Mathis war kreideweiß geworden, doch er hielt sich aufrecht und sah dem Vogt direkt ins Gesicht.
    »Wie Ihr … befehlt, hoher Herr«, presste er hervor.
    »Auf der anderen Seite …«, fuhr Philipp von Erfenstein fort. »Auf der anderen Seite hast du mit dieser Arkebuse einen Schurken getötet und meine Tochter gerettet. Außerdem geht es nicht, dass der Annweiler Stadtvogt so mir nichts, dir nichts über einen meiner Vasallen verfügt. Wenn ich dich rauswerfe, wird Bernwart Gessler dich sicherlich gefangen nehmen und dir den Prozess machen. Was sind das für Zeiten, in denen das Wort eines windigen Stadtvogts mehr zählt als das des Herrn vom Trifels? Wo, verflucht noch mal, sind wir nur hingekommen!«
    Philipp von Erfenstein redete sich nun in Rage, sein Gesicht schwoll rot an. »Wissen diese neureichen Herrschaften denn nicht, dass ich einst mit Kaiser Maximilian persönlich befreundet war? Gemeinsam haben wir in jungen Jahren so manches Turnier bestritten, gemeinsam haben wir bei Guinegate gegen die verfluchten Franzosen gekämpft. Ich stamme aus einer angesehenen Familie, schon mein Urgroßvater diente dem damaligen Kaiser als Ritter! Und jetzt wollen mir irgendwelche Patrizier vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe? Nein, niemals!«
    Er schnaufte tief, dann deutete er mit dem Finger auf Mathis. »Ich kann dich nicht verbannen, den Gefallen tue ich dem Stadtvogt nicht. Aber ich kann dich auch nicht ungestraft davonkommen lassen, sonst mache ich mich zum Gespött meines eigenen Gesindes. Also werde ich dich hier ins Loch sperren, bis ich weiß, was ich mit dir anfangen soll.« Seine Augen wurden schmal. »Vielleicht wirst du dir bald noch wünschen, ich hätte dich verbannt, Mathis.«
    Nach dem Wechselbad der Gefühle, dem sie in den letzten Minuten ausgesetzt gewesen war, wusste Agnes nicht mehr, ob sie lachen oder weinen sollte. Mathis wurde nicht verbannt, er blieb hier auf dem Trifels! Auf der anderen Seite warf ihn der Vater ins Verlies, und vermutlich drohte ihm schon bald Schlimmeres.
    »Aber Vater!«, begann sie flehentlich. »Mathis hat die Arkebuse doch nur genommen, um dir zu helfen! Er … er wollte die Waffen reparieren, er wollte …«
    »Spar dir die Worte!«, erwiderte Philipp von Erfenstein barsch. »Ich hab dem Burschen oft genug gesagt, er soll die Hände vom Schießpulver lassen. Hab das Teufelszeug noch nie leiden können. Schwerter sollte er schmieden, genau wie sein braver Vater. Stattdessen bestiehlt er mich und lässt sich mit aufrührerischem Pack ein! Aber wer nicht hören will, muss fühlen. Ulrich! Verflucht noch mal, Ulrich! «
    Erfenstein brüllte laut über den Hof, und kurz darauf tauchte der alte Geschützmeister aus dem Ritterhaus auf. Der grauhaarige ehemalige Landsknecht ging krumm, sein Gesicht war gezeichnet von Narben und vom Branntwein.
    »Eure Exzellenz wünschen?«, nuschelte er und wischte sich die Reste der Gerstensuppe aus dem Bart.
    Erfenstein deutete auf Mathis. »Dieser Bursche hier hat eine meiner Arkebusen aus der Rüstkammer gestohlen. Ich hätte gute Lust, dich versoffenen Zausel gleich mit einzusperren. Hast vermutlich mal wieder den Schlüssel irgendwo liegenlassen, hä?«
    Ulrich Reichhart blickte schuldbewusst zu Boden. »Ist mir wirklich schleierhaft, wie der Kerl …«
    »Vergiss es.« Erfenstein brachte den Geschützmeister mit einer harschen Handbewegung zum Schweigen. »Wir reden später darüber. Jetzt bring den Jungen in den Kerker. Ich werde mir noch überlegen, was ich mit ihm anstelle. Aber bis dahin will ich sein rebellisches Gesicht hier nicht mehr sehen.«
    Reichhart nickte und wandte sich Mathis zu. »Du hast es selbst gehört«, brummte er, beinahe versöhnlich. »Dumme Sache, die du dir da eingebrockt hast.«
    Einen Augenblick lang dachte Agnes, Mathis wollte fliehen. Doch als der Schmiedgeselle sie ansah, schien sämtliches Feuer in seinen Augen erloschen. Willenlos ließ er sich

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