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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Wald auf einer Lichtung zeigte. In der Düsternis des Kerkers strahlte es so bunt, als hätte jemand einen Eimer Farbe ausgekippt.
    Mathis strich über den Zettel, dann setzte er sich damit in eine Ecke und betrachtete das Bild wieder und wieder.
    Einmal mehr kroch eine bittere Flüssigkeit seine Kehle ­empor.
    ***
    Schon früh am nächsten Morgen fand Agnes Gelegenheit, erneut mit Pater Tristan zu sprechen. Sie traf den Mönch in der Küche an, wo er gerade einige getrocknete Kräuter in einem Mörser zerrieb. Der Rauch des Kaminfeuers waberte durch den Raum, daher brauchte der alte Mann eine Weile, um sie zu erkennen.
    »Ah, Agnes!«, sagte er erfreut und rieb sich die geröteten Augen. »Na, hast du wieder vom Trifels geträumt?«
    Agnes schüttelte den Kopf. »Diesmal nicht. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern.« Sie nahm sich einen Kanten Brot und tauchte ihn in einen Becher mit Ziegenmilch, den Hedwig für sie stehengelassen hatte. »Habt Ihr denn schon wegen Mathis mit meinem Vater reden können?«, fragte sie zaghaft. »Seine Mutter war gestern bei ihm und hat ihm auch einen Gruß von mir überbracht. Sie sagt, es geht ihm gar nicht gut.«
    »Leider nein. Gestern war dein Vater den ganzen Tag auf der Jagd, und heute früh ist er, nun ja …«, Pater Tristan zuckte mit den Schultern und grinste, »ein wenig malade. Ich hab ihm bereits einen Becher Kräutersud gegen seine Kopfschmerzen gebracht. Aber ich werde sicher schon bald mit ihm sprechen können. Bis dahin ist es vielleicht besser, wenn du dich nicht in Mathis’ Nähe zeigst. Sonst wird dein Vater nur wieder zornig und bleibt stur. Versprichst du mir das?«
    Zögernd nickte Agnes. »In … in Ordnung. Wenn es dem Mathis hilft.«
    Ohne großen Appetit kaute sie auf dem harten Kanten Brot herum. Schließlich legte sie ihn zur Seite und deutete neugierig auf den Mörser. »Was macht Ihr denn da?«
    »Ich zerstampfe Arnika, Beinwell und Engelwurz. Gemischt mit Bärenfett ergibt das eine ausgezeichnete Heilsalbe.« Pater Tristan hielt mit dem Mörsern inne und sah sie ernst an. »Unten in Hahnenbach habe ich gestern einen kleinen Jungen gesehen, dem ein Fuhrwerk über das Bein gefahren ist. Ich hab den Eltern versprochen, dass ich mich um ihn kümmere.« Er schüttete die zerstoßenen Kräuter in einen Tiegel und verrührte sie mit dem weichen Fett. Augenzwinkernd drehte er sich zu Agnes um. »Was ist, willst du mich vielleicht begleiten?«
    Freudig willigte Agnes ein. Sie hatte Pater Tristan schon häufiger auf Krankenbesuchen begleitet und dabei das eine oder andere über das Heilen gelernt. Das letzte Mal war allerdings schon eine Weile her, umso mehr freute sie die Einladung. Alles, was sie von Mathis und seiner verhängnisvollen Lage ablenkte, war ihr zurzeit willkommen.
    Nachdem Pater Tristan seinen Ranzen geschnürt hatte, gingen sie gemeinsam über die Schlossäcker hinunter nach Hahnenbach, einen Weiler, der nur unweit von Annweiler lag. Der alte Mann schritt schnell voran, trotz seines hohen Alters war er mit Hilfe seines Stocks noch gut zu Fuß. Es war ein warmer Tag, die Vögel zwitscherten, und die Weiden am Wegesrand trugen bereits flauschige Palmkätzchen. Nicht weit entfernt rauschte die Queich, ein leicht fauliger Gestank lag in der Luft, von den vielen Abfällen der Gerber, die der Fluss hinunter ins Rheintal trug.
    Agnes hatte den Rat des Paters beherzigt und den Ring noch gestern Abend vom Finger gezogen. Nun trug sie ihn an einer dünnen Kette über dem Herzen. Eine Weile schwieg sie, dann hielt sie es nicht mehr aus. Fast die ganze Nacht hatte sie gebrütet über das, was ihr der Mönch gestern über Kaiser Barbarossa und ihren Traum erzählt hatte.
    »Sagt, Pater, der Jüngling auf dem Bild«, begann sie zögerlich. »Warum …« Doch Pater Tristan winkte mürrisch ab.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich darüber nicht reden will. Du beschäftigst dich ohnehin schon zu viel mit der Vergangenheit.«
    Agnes seufzte. »Also gut. Dann erzählt mir zur Ablenkung wenigstens etwas über den Normannenschatz. Erst kürzlich habe ich in der Bibliothek wieder davon gelesen. Aber was ich weiß, sind nur Bruchstücke. Und ich liebe nun mal diese alten Geschichten!«
    »Als ob ich dir als Kind nicht schon dutzendmal davon erzählt hätte«, erwiderte Pater Tristan brummend, wobei ein Lächeln um seine Lippen spielte. »Aber nun gut …« Er blieb kurz stehen, um zu Atem zu kommen, dann deutete er hinauf zum Sonnenberg, auf dem der

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