Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
genau?»
    Markward wiegte den Kopf. «Ich habe natürlich nicht auf die Uhr geguckt, aber ich würde sagen, so zehn bis fünfzehn Minuten bevor die Bombe hochging. Es war doch eine Bombe, oder?»
    Ackermann packte seine Sachen zusammen und stand auf. «Dat können Sie morgen alles inne Zeitung lesen.»
     
    Norbert van Appeldorn war sofort nach der Frühbesprechung zum Krankenhaus gefahren, aber Ulli hatte sich schon von einem Taxi nach Hause bringen lassen. «Du weißt doch, dass ich Krankenhäuser nicht ausstehen kann, deshalb will ich ja auch eine ambulante Geburt», hatte sie gesagt, als er sie über sein Handy erreicht hatte. Sie hatte sich müde angehört.
    Früher hatte er persönliche Gefühle völlig von der Arbeit trennen können. Wenn er an einem Fall gearbeitet hatte, war sein Privatleben ausgeblendet gewesen, aber seit er Ulli kannte, war das anders geworden. Als sie mit zweiundvierzig doch noch schwanger geworden war, hatte er sich natürlich gefreut, aber gleichzeitig hatte ihn eine Art Panik ergriffen, ihr könne etwas zustoßen, er könne sie verlieren. Er wusste, dass er ihr mit seiner Überfürsorge auf die Nerven ging, und er wusste auch, dass er in letzter Zeit nicht mehr hundertprozentig bei der Arbeit war. In vierzehn Tagen sollte das Kind kommen, und eigentlich hatte er morgen für drei Wochen in Urlaub gehen wollen, aber das war jetzt selbstverständlich unmöglich geworden. Und so hatte auch er mit den Zeugenvernehmungen weitergemacht – recht glücklos, denn Sven Jäger wurde noch einmal nachoperiert, und Eva Hendricks, die Frau, der beide Füße abgerissen worden waren, hatte nur verzweifelt vor sich hin geweint und kein Wort herausgebracht.
    Jetzt saß er am Bett einer rüstigen Siebzigjährigen mit freundlichem Hutzelgesicht, der ein herumfliegendes Trümmerteil den linken Arm gebrochen hatte. «Ich habe neben der Tribüne gestanden», erklärte sie, «ungefähr zwei, drei Meter weg davon. Aber auf die anderen Zuschauer habe ich nicht geachtet, dazu war das ganze Spektakel viel zu spannend. Das ging doch alles so schnell …» Ihr traten die Tränen in die Augen, und sie fuhr mit der gesunden Hand unter ihr Kopfkissen, zog ein feines Taschentuch hervor und wischte sich zitternd übers Gesicht.
    «Möchten Sie etwas trinken?», fragte van Appeldorn, aber sie winkte ab. «Es geht schon. Ich habe noch gehört, dass auf der Tribüne ein Mobiltelefon geklingelt hat, und ich weiß, dass ich gedacht habe, wieso können die diese Dinger nicht mal für eine halbe Stunde abschalten – da kam der Knall, und danach weiß ich erst einmal nichts mehr.»
    «Auf der Tribüne?», hakte van Appeldorn nach.
    «Ja, so hörte sich das an. Das Ding spielte irgendein Volkslied … ich kenne das auch, ein deutsches war es nicht …» Sie hob hilflos die Schulter. «Mein Gedächtnis … da hapert’s manchmal, aber vielleicht fällt es mir ja wieder ein.»
     
    «Antenne Niederrhein hat die Namen der Toten bekanntgegeben», regte sich Toppe bei der Mittagsbesprechung auf.
    Ackermann lachte trocken. «Dat is’ doch sowieso längst rund. Du glaubst doch wohl nich’, dat man so wat hier inne Stadt länger als zwei Stunden geheimhalten kann.»
    «Die haben sogar schon Interviews mit irgendwelchen Bürgern gebracht», sagte Astrid bitter. «In dem Tenor: Der Doktor Pannier ist schon seit Jahren mein Arzt, er war so ein feiner Mensch – blabla.»
    «Is’ ja gut, Mädken.» Ackermann drückte ihre Hand.
    Cox betrachtete die gut dreißig Pressefotos, die inzwischen eingegangen waren und die Toppe aufgehängt hatte. «Nicht sehr ergiebig», sagte er. «Alles Hochglanzatmosphäre. Etwas Verdächtiges kann ich darauf beim besten Willen nicht erkennen. Ich könnte mir vorstellen, dass Amateurfotos mehr hergäben.»
    «Daran habe ich auch schon gedacht», stimmte Toppe ihm zu.
    «O Gott», stöhnte Ackermann. «Heute haben doch Jan, Pit un’ alle Mann so ’ne Digikamera. An der Burg hab ich da bestimmt hundert mit rumlaufen sehen. Könnt ihr euch vorstellen, wie viel Fotos wir hier auf den Tisch kriegen?»
    «Noch haben wir genug Leute zum Sichten», mischte sich van Appeldorn ein, der bis jetzt nur ruhelos hin- und hergetigert war. «Einen Versuch ist es wert.»
    «Dann gebe ich also den Aufruf jetzt an die Presse und an den Rundfunk?», wollte Cox wissen.
    Toppe nickte und beendete die Besprechung – bis am Nachmittag endlich der Laborbericht und van Gemmerns Ergebnisse vorlagen, mussten sie weiter im Nebel

Weitere Kostenlose Bücher