Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
Vom Netzwerk:
hier, weg von dieser Zimmerwirtin.
    Am besten eine Ferienwohnung, wo sich keiner um ihn scherte, am besten in der Nähe der Bude, in der das Schwein hauste.
    Dann würde er weitersehen.
    Morgen. Übermorgen.
    Jetzt hatte er alle Zeit der Welt.
     
    Josef Ackermann war ungeduldig, und das kam ihm nicht geheuer vor. «Bloß nich’ hudeln», ermahnte er sich laut, «sons’ geht dir nachher noch wat dadurch.»
    Der «schwarze Kasten mit Hebel», den die Zeugin in einem Fenster im obersten Stockwerk des Spiegelturms der Burg entdeckt haben wollte, hatte sich als ein Stapel staubiger Aktenordner entpuppt, den irgendwer vor Jahren dort vergessen hatte.
    Jetzt stand Ackermann vor der Tür des Ehepaares, das die vermummten Jugendlichen gesehen hatte. Markward hießen die Leute.
    Der kahle Kirschbaum im Vorgarten war über und über mit knallbunten Plastikeiern behängt. «Bissken üppig», dachte er, aber das dicke Huhn aus Stroh mit den puscheligen Küken drum herum, das an der Haustür hing, hätte seiner Frau gefallen. Er hatte den Finger noch nicht von der Klingel genommen, als die Tür schon geöffnet wurde. Ein kahlköpfiger Mann um die sechzig mit Wohlstandsbauch und Adiletten winkte ihn beflissen herein. «Sie sind doch von der Polizei, oder? Ich hab ja extra angerufen.»
    «Klaro», antwortete Ackermann und zückte seinen Dienstausweis, aber Markward schaute nicht hin. «Setzen wir uns ins Wohnzimmer.»
    Ackermann folgte ihm in einen düsteren Raum, in dem es eiskalt war. «’n bissken frisch für die Jahreszeit, wa?»
    «Man kann es sich nicht aussuchen», grummelte der Mann und zeigte aufs Sofa. «Da.» Er selbst nahm in einem Ohrensessel Platz. «Meine Frau schläft noch. Ich verstehe ja nicht, wie man sein halbes Leben verschlafen kann, aber bitte, jeder nach seiner Fasson. Aber die hat sowieso nichts gesehen, die sieht nie was. Ich jedoch, ich halte meine Augen immer offen. Ich bin bei der Post, müssen Sie wissen, mit Menschen kenn ich mich aus. Ich seh sofort, wenn einer was zu verbergen hat, und die drei hatten Dreck am Stecken, das können Sie mir glauben, so wahr ich hier sitze.»
    Ackermann schlug gewichtig seinen Block auf. «Dann fangen wer ma’ ganz von vorne an: Wo haben Sie gestanden?»
    «Wieso? Ist das wichtig?»
    «Ja, sicher, alles is’ wichtig. Also?»
    «Wir sind ziemlich spät gekommen, obwohl es ja eigentlich nur ein Katzensprung ist, aber meine Frau konnte ihre Stiefel nicht finden. Jedenfalls war es schon rammelvoll, und wir mussten uns unten am Parkplatz hinstellen. Und direkt gegenüber von uns standen die drei Vermummten.»
    «Wie genau waren die denn vermummt?»
    «Sie hatten so schwarze Jacken an mit Kapuzen, die sie ins Gesicht gezogen hatten, und dann hatten die sich so Schals um den Mund gebunden. Man konnte gar nicht erkennen, ob das Jungs oder Mädchen waren, aber ich würde mal tippen, Jungs.»
    «Hatten die irgendwelche Sachen dabei?»
    Markward zwinkerte nervös. «Was denn für Sachen?»
    «Ein Funkgerät», schlug Ackermann vor.
    «N … nein, glaube ich nicht.»
    «Handys vielleicht?»
    Markwards Miene hellte sich auf. «Sicher hatten die Handys, die haben doch heute alle Handys.»
    «Und damit haben die telefoniert?»
    «Bestimmt …»
    «Herr Markward!» Ackermann hatte keine Lust mehr, seine Ungeduld zu zügeln. «Ich stell Ihnen jetzt ’ne ganz simple Frage: Haben Sie gesehen, dass einer von denen von einem Handy aus telefoniert hat?»
    «Nicht direkt …», sagte Markward und zuckte zusammen, als Ackermann seinen Kuli auf den Block knallte. «Richtig gesehen habe ich das nicht, aber es könnte sein.»
    «Beschreiben Sie mir die Jugendlichen.»
    «Hab ich doch schon …»
    Ackermann fixierte ihn streng. «Größe, Alter, Geschlecht, Statur, Hautfarbe, Kleidung, Gebrechen!»
    «Weiß ich nicht», antwortete der Mann, schaute dann aber auf einmal hoch, Trotz im Blick. «Schwarze Kapuzenjacken und schwarze Schals und diese fiesen Springerstiefel, mittelgroß, weiße Hautfarbe, jung, ich würde sagen, so sechzehn, siebzehn.»
    «Un’ wat hat die so verdächtig gemacht?»
    «Na, wie die die ganze Zeit so rumgerempelt haben, sah so aus, als würden die sich über andere Leute lustig machen. Und dann auf einmal haben die sich so im Kreis aufgestellt, mit dem Rücken nach außen, wissen Sie, und irgendwas gefummelt, was man nicht sehen konnte, und dann sind die losgerannt wie ein geölter Blitz den Bleichenberg runter zum Park.»
    «Um wie viel Uhr war dat

Weitere Kostenlose Bücher