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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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runtergeht.» Bernie stand auf, um ihm die Plastiktüten abzunehmen und das Essen zu verteilen.
    «Ma’ abwarten», zwinkerte Ackermann geheimnisvoll und drückte jedem ein Plastikbesteck in die Hand. «Jetz’ lasst et euch ers’ ma’ schmecken.»
    Astrid hatte aufgelegt und stopfte sich gierig eine Gabel voll Fleisch in den Mund. «Entschuldigung, aber mir fällt gerade auf, dass ich seit heute Morgen nichts mehr gegessen habe. Ich habe wirklich Hunger.»
    Den anderen schien es genauso zu gehen, nur Toppe atmete zwar genüsslich den warmen Knoblauchduft ein, pickte aber nur ein Pommesstäbchen auf.
    «Da eben am Telefon war eine nette Omi, die Norbert sprechen wollte», erklärte Astrid. «Sie hat in der Nähe der Tribüne gestanden und liegt jetzt mit einem Armbruch im Klever Krankenhaus. Norbert hat sie am Montag vernommen, eine Frau Kauter.»
    «Moment, haben wir gleich.» Cox holte eine Schachtel Feuchttücher aus dem Schreibtisch und wischte sich sorgfältig die Hände ab, bevor er zum Aktenschrank ging und mit dem Finger über die Rücken fuhr. «Ostermontag  …, Vernehmungen …, van Appeldorn … Hier habe ich’s: Dorothea Kauter, Heldstraße. Es ging um einen Klingelton.»
    «Genau.» Astrid kaute noch, deshalb fuhr Cox fort: «Frau Kauter hat nur Sekunden vor der Detonation an der Tribüne ein Handy klingeln hören, und der Klingelton sei ein Volkslied gewesen, gab sie an, allerdings kein deutsches. Leider konnte sie sich an den Titel des Liedes nicht erinnern.»
    «Richtig», bestätigte Astrid wieder. «Und sie sagt, sie hat versprochen, sich bei Norbert zu melden, wenn er ihr wieder einfällt. Jetzt hat sie das Lied ihrer Enkelin vorgesummt, und die wusste sofort, um was es sich handelte, nämlich ‹Auld Lang Syne›.»
    «Schönes Lied.» Ackermann hatte seinen Teller ratzekahl leergeputzt. «Wat is’ denn mit dir los, Peter? Kannst du jetzt auch schon keinen Schafskäse mehr ab? Du hast den ja all an die Seite getan.»
    Cox schob ihm seinen Teller hinüber. «Bedien dich.»
    Ackermann ließ sich nicht zweimal bitten. Zufrieden leckte er sich danach die Finger ab. «We take a cup of kindness yet», sang er. «Echt schön, richtig wat für ’t Herz. Aber wat hilft uns dat jetz’?»
    «So wie ich das sehe, erst einmal nichts», sagte Cox. «Aber ich habe da noch …»
    «Sekunde, Peter», kiekste Ackermann. «Jemand außer Bernie und mir noch ’n Pils?»
    Dann verstummte er unvermittelt und stieß geräuschvoll die Luft aus. «Es tut mir leid», sagte er ernst. «Ich bin total überdreht. Ihr wisst ja, wie ich dann immer werde. Ich reiß mich jetzt zusammen, versprochen.»
    «Das geht schon in Ordnung, Jupp.» Cox rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Lippen. «Was ich eigentlich erzählen wollte: Ich habe mit einem Psychiater gesprochen, Jean Nagel, ich glaube, ihr kennt ihn. Und ich habe ihn nach so etwas wie einem Täterprofil gefragt.»
    Es fiel ihm nicht leicht, Nagels Analyse zusammenzufassen.
    Als er geendet hatte, blieb es erst einmal still.
    «Verstümmelungen», sagte Schnittges schließlich.
    «Nur eine Vermutung», wandte Cox ein.
    «Trotzdem», erwiderte Ackermann. «Könnt’ nich’ schaden, auf den Fotos nach Typen mit Piercings un’ so zu gucken.» Er stutzte. «Geht et dir nich’ gut, Helmut? Du hast ja fast nix gegessen.»
    Toppe hatte die Finger in den Pulloverkragen geschoben und atmete langsam ein und aus.
    «Geht schon», raspelte er.
    Aber Astrid hatte sich schon neben ihn gehockt und ihn in die Arme genommen. «Ist dir schwindelig?»
    «Nein, nur ein leichtes Blubbern, wirklich nicht dramatisch …»
    «Wir fahren sofort ins Krankenhaus!»
    «Blödsinn!»
    Cox wurde weiß wie die Wand. «Blubbern? Hast du etwa Herzrhythmusstörungen?»
    «Nicht der Rede wert.»
    «Verdammter Mist!» Cox räusperte sich. «So leid es mir tut, Helmut, aber ich suspendiere dich mit sofortiger Wirkung vom Dienst.»
    Toppe ließ den Pulloverkragen fahren. «Wie bitte?»
    «Du hast schon richtig gehört», beharrte Cox. «Du bist augenblicklich vom Dienst suspendiert!»
    Bernie Schnittges fand als Erster seine Sprache wieder. «Hat dir jemand ins Gehirn geschissen?»
    Cox bekam langsam wieder Farbe. «Keineswegs, Bernie. Die Opferbeauftragten haben mich zum Supervisor ernannt. Ich soll ein Auge auf euch alle haben und darauf achten, ob bei einem Traumafolgen auftreten. Und wenn mir bestimmte Symptome auffallen, und dazu gehören auch Herzrhythmusstörungen, soll ich den

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