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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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mich gekauft.«
    »Was haben Sie da gedacht?«
    »Dass ihr Vertrag mit der Plattenfirma viel besser war, als ich geglaubt hatte. Oder dass sie mir gedankt hat für meine Dienste als … ihr Hengst.« Er errötete.
    Gedanklich kreuzte Jo zwei Symptome unkontrollierter Manie an: Hypersexualität und hemmungsloses Geldausgeben.
    »Haben Sie je bemerkt, dass sie Drogen oder Medikamente nahm?«
    »Anfangs hat sie ziemlich viele Pillen geschluckt, aber dann damit aufgehört. Sie wollte clean sein.«
    Jo musste einsehen, dass all ihre Ängste in Bezug auf Tasias psychische Labilität zutrafen. »Hat sie erklärt, welche Medikamente sie abgesetzt hat und warum?«
    »Die waren ihr verschrieben worden, um ein chemisches Ungleichgewicht zu regeln. Aber von denen hat sie sich ganz platt gefühlt.«
    »Inwiefern platt?«
    »Emotional. Sie haben ihr alle Freude, Kraft und Kreativität geraubt«, antwortete er. »Sie wollte ganzheitlich leben und sich auf positives Denken konzentrieren. Sie ist zu einem neuen Arzt gegangen und hat sich von den anderen getrennt, die sie mit dem Zeug vollgepumpt haben.«
    Jo war nicht überrascht. Tasia hatte die Medikamente abgesetzt, weil sie das Rauschhafte und das Gefühl von Unbezwingbarkeit liebte, das mit einer Manie einherging - und war dann in die Depression gekippt. Doch statt sich an ihren Psychiater zu wenden, hatte sie sich von Dr. Gerald Rhee
Park Prozac verschreiben lassen. Das Antidepressivum hatte eine gemischte Phase heraufbeschworen und durch den schnellen Wechsel von Euphorie und Depression die Selbstmordgefahr erhöht.
    »Können wir über die letzten vierundzwanzig Stunden vor ihrem Tod reden?«
    Lecroix ließ die Finger über den Hals der Gitarre gleiten. »Wir haben uns Essen bestellt. Sie wollte nicht ausgehen, weil sie so mit Komponieren beschäftigt war.«
    »Sie waren mit ihr allein?«
    »Ungefähr um neun Uhr früh kam der Musikjournalist vorbei. Ihr Ghostwriter, Ace.« Er blickte auf. »Sie hat mich gebeten, ihn wegzuschicken.«
    »Sie wollte ihn nicht sehen?«
    »Keine Unterbrechungen, hat sie gesagt. Und Sie können mir glauben, Ace war nicht begeistert.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Sie hatte ihn seit einer Woche links liegenlassen. Ace war schon halb wahnsinnig. Immerhin hatte er einen festen Abgabetermin für die erste Fassung der Memoiren.«
    »Warum hat sie nicht mit ihm geredet?«
    »Ich glaube, Tasia hat große Zweifel an dem ganzen Projekt bekommen. Das Aufwühlen der Vergangenheit hat sie ziemlich aus der Fassung gebracht.«
    »Vergangenheit, das heißt ihre Ehe?«
    »Sie hat nie offen mit mir über diese Zeit gesprochen.« Er schlug in die Saiten. »Finden Sie das seltsam?«
    »Schwer zu sagen. Wussten Sie, dass sie sich in Virginia mit McFarland getroffen …«
    »Nein. Hab es in den Nachrichten gehört, wie alle anderen.
« Er hörte auf zu spielen. »Ich habe keine Ahnung, worüber sie sich unterhalten haben. Tasia hat mich nicht ins Vertrauen gezogen.« Sein Gesicht wurde noch röter.
    »Was war ihre jüngste Meinung über Präsident McFarland?«
    Lecroix hob die Stimme. »Sie haben doch den Song gehört, den sie über ihn geschrieben hat. ›The Liar’s Lullaby‹ - ›Das Wiegenlied des Lügners‹. Und sie hat ihn mir hinterlassen. Das ist ja wohl ziemlich eindeutig.«
    Jo ließ ihm Zeit, sich zu beruhigen. »In ihrem Haus habe ich eine Ausgabe von Case Closed gesehen. Hat sie sich für das Kennedy-Attentat interessiert?«
    »Das hat ihr Ace gegeben.«
    »Warum?«
    Lecroix stieß verächtlich die Luft aus. »Um sie von ihren Verschwörungstheorien abzubringen. Tasia hat das Buch gelesen, aber JFK war ihr ziemlich egal. Ihr war vor allem Jackie wichtig. Hat darüber geredet, wie es gewesen sein muss, die First Lady zu sein, in einer Blase zu leben und mit ihrer Ehe und den kleinen Kindern zurechtzukommen.« Er hielt inne. »Am meisten hat sie über die Babys gesprochen, die Jackie verloren hat - wie furchtbar das war.«
    »Babys?«
    »Jackie hatte einen Abgang, eine Totgeburt und ein Frühchen, das zwei Monate vor Dallas gestorben ist. Tasia hat sich mit ihr identifiziert.« Seine Schultern sackten nach unten. »Tasia hatte selbst mehrere Fehlgeburten. Allein die Erwähnung von Schwangerschaft machte sie traurig und wütend.« Er seufzte. »Sie hat sich nie ausführlich dazu geäußert. Und ich wollte nicht daran rühren.«

    Jo studierte den Gesichtsausdruck des Countrysängers und versuchte, diese Informationen in ihr Verständnis von Tasia

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