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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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dem Einbruch.«
    Jo konnte kaum glauben, dass sie das nicht bemerkt hatte. Natürlich hatte sie keine Gelegenheit zu einem Rundgang um Tasias Haus gehabt. Und als sie den Einbrecher verfolgt hatte, hatte sie nicht zurückgeblickt. Wenn sie es getan hätte, wäre sie bestimmt schockiert gewesen. An die hintere Hausmauer waren tropfende schwarze Lettern gesprüht worden: Nutte, Luder, BRENNE.
    »Hat das die Polizei schon gesehen?«
    »Ja, bin gestern mit einem Beamten ums Haus gegangen.«
    Die Wörter wiesen nicht die Finesse routinierter Gangabzeichen und auch nicht die Lebensfreude und den Zynismus von Straßenkunst auf. Sie waren reine Botschaft, wütend und klar.
    »Und das hier war hinten am Zaun. Oben am Berg, wurde auch erst nach dem Einbruch entdeckt«, erklärte der Hausverwalter.
    Diese Bilder waren noch schlimmer. Du hast mich verraten, jetzt musst du zahlen.
    Tasia DRECKSCHLAMPE macht für jeden die Beine breit.
    »Lassen Sie es noch nicht übermalen, das sind Beweismittel«, sagte Jo.
    Gleich nach dem Gespräch rief sie Tang an. »Warum
hat mir niemand was über die Graffiti an Tasias Haus erzählt?«
    »Wie buchstabierst du ›abserviert‹, Beckett? Aber lassen wir das erst mal. Hab gerade mit einer Leihautofirma geredet. Tasia und Anhang hatten drei Geländewagen gemietet. Zwei wurden rechtzeitig zurückgebracht, der dritte ist nie am Flughafen angekommen.«
    »Weil Tasia damit am Abend ihres Todes zum Stadion gefahren ist.«
    »Wo er immer noch steht. Und dreimal darfst du raten.«
    »Vandalismus.«
    »Extrapunkte für die Leichendurchleuchterin. Du steigst in die nächste Runde auf.«
    »Welche Schäden genau?«
    »Zerkratzt, Reifen aufgeschlitzt, Sekundenkleber in den Schlössern.«
    »Graffiti?«
    »In die Fahrertür geritzt. Das F-Wort. Und ich rede nicht von Familie. «
    Jo starrte durchs Fenster. »Also eindeutig mehr als Cyberstalking.«
    »Meinst du, Archangel X steckt dahinter?«
    Jo klappte ihr Notebook auf. »Ich werd versuchen, es rauszufinden.«
    Tang blieb eine Weile stumm. »Tu das. Aber sei vorsichtig. Vielleicht ist es derselbe Typ, der dich angegriffen und Chennault krankenhausreif geschlagen hat. Pass auf dich auf.«

KAPITEL 25
    Searle Lecroix wohnte im St. Francis Hotel. Als Jo aus der Straßenbahn sprang, spielte auf dem Union Square eine Salsaband. Der Türsteher tippte sich lächelnd an die Mütze, als sie durch die Tür schritt.
    Drinnen hallte Stimmengewirr von der hohen Decke und den dunkel getäfelten Wänden wider. Von einem Haustelefon in der Eingangshalle rief sie Lecroix an.
    »Ich erwarte Sie hier oben, Dr. Beckett«, antwortete er.
    »Ich sitze an einem Tisch in der Bar.«
    Lecroix’Tonfall wurde noch gedehnter. »Die Medien wissen, dass ich hier bin. Schauen Sie mal raus, ob sich da nicht so ein Quälgeist mit Fotoapparat rumdrückt.«
    Unauffällig spähte sie durch die Drehtür. Auf der anderen Straßenseite stand tatsächlich ein Mann mit einer Kamera um den Hals.
    »Wenn Sie keinen gesteigerten Wert auf einen Starauftritt in der Regenbogenpresse unter der Überschrift ›Psychiaterin befragt Searle zu Tasias Tod‹ legen, kommen Sie lieber rauf.«
    »Bin gleich da.«

    Jo stieg die Treppe zum fünften Stock hinauf und wurde hinter der Tür von gedämpfter Stille empfangen. An den Gangwänden hingen vergoldete Spiegel - gut fürs Ego der Gäste. Als Lecroix persönlich öffnete, konnte sie ihre Überraschung nicht verhehlen.
    Ein mattes, trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Dachten Sie, Sie werden von meinem Gefolge empfangen?«
    Er war gekleidet wie beim Konzert: ein echter Cowboy. Die Jeans eng wie ein Druckverband, die Stiefel an den Absätzen abgetragen. Er berührte die Krempe seines schwarzen Stetsons und bat sie in die Suite.
    Im Wohnzimmer lehnte eine akustische Gitarre an einem Ende des Sofas. Lecroix bot ihr einen Platz an und setzte sich auf einen Sessel gegenüber. Kalt und splitterig brachen sich die Sonnenstrahlen in den Kronleuchtern. Über den Couchtisch waren Notenblätter verstreut. Jo erkannte einen noch unvollendeten Song mit dem Titel »Angel, Flown«.
    »Steht der Termin für die Trauerfeier schon fest?«, fragte sie.
    »Morgen Nachmittag in der Grace Cathedral.« Er deutete auf die Komposition. »Ich schreibe gerade ein Gedenklied für sie. Außerdem werde ich ›Amazing Grace‹ singen.« Er legte die Hände auf die Knie und atmete tief durch. »Ein Song, der mir immer zu Herzen geht.«
    Jo wartete, bis er sich wieder gefasst

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