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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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einzuordnen. Lecroix spielte weiter seine trostlose Melodie.
    »Hat sie je von Beiträgen zu einer extremistischen Website namens Recharging Liberty erzählt?«
    »Nein. Ich bin nicht politisch rechts, und von ihr dachte ich das eigentlich auch nicht.« Er machte ein schiefes Gesicht. »Wenn ich auftrete, hängt hinter mir auf der Bühne die Flagge, aber es war bestimmt nicht die patriotische Gesinnung, die mich zu Tasia hingezogen hat. Auf lange Sicht hätte sich Tasia wohl nicht mit einem Sänger zufriedengegeben. Sie hat viel wichtigere Männer als mich für sich eingenommen, und das war der größte Rausch für sie überhaupt: Macht.«
    Jo überlegte kurz. »War sie nach dem Treffen mit McFarland in Virginia irgendwie verändert?«
    Lecroix’ Stimme wurde brüchig. »Wollen Sie wissen, ob sie dorthin gefahren ist, um ihn wiederzubekommen?« Er wirkte traurig, verwirrt und stolz zugleich.
    »Glauben Sie das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Wie soll ich das denn finden? Meine Freundin fährt zu einem privaten Treffen mit dem Präsidenten, von dem ich erst später aus dem Fernsehen erfahre?«
    Er zupfte ein anderes Bluesmotiv. Hell und schmerzhaft erfüllte der Klang der Stahlsaiten den Raum.
    »Der Abend vor dem Konzert in Tasias Haus«, soufflierte Jo.
    »Ace hat schließlich aufgegeben und ist abgezogen. Tasia
lief auf zweihundert Stundenkilometern. Ich dachte, es beruhigt sie vielleicht, wenn wir miteinander schlafen, aber sie hat dabei ständig kommentiert, was wir machen. Als würde sie live und hochauflösend das Indianapolis-500-Rennen moderieren.«
    Jo verkniff sich ein Lächeln.
    »Sie war … haben Sie schon mal ein Pferd mit einer Klette unter dem Sattel gesehen? Es kann sich einfach nicht beruhigen. So war sie drauf. Aber über Nacht kam dann die Unbezwingbarkeit zurück. Als ich am Morgen aufgestanden bin, war sie wie Stahl.« Er unterbrach sein Spiel. »Wenn ich nur wüsste, was mit ihr los war.«
    »Hat sie jemals einen Stalker erwähnt?«
    Er runzelte die Stirn. »Nein. Wurde sie von jemand verfolgt?«
    »Möglich. Hat sie von Fan-Briefen erzählt?«
    »Sie war sehr großzügig gegenüber Fans. Hat Wert darauf gelegt, persönlich jedem zu antworten, der ihr geschrieben hatte. Aber von einem Stalker hat sie nie was gesagt, und das hätte sie bestimmt getan. Sie hat sich doch von Bedrohungen eingekreist gefühlt. Wenn ihr jemand nachgestellt hätte, hätte sie das laut rausgeplärrt. Was ist damit?«
    »Vielleicht nur Cyberstalking, aber es kann auch sein, dass ihr jemand nach San Francisco gefolgt ist.«
    »Glauben Sie, ein Stalker hat sie erschossen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Verdammt.« Er schüttelte den Kopf. »Es gibt einfach Spinner. Das muss man wirklich so sagen. Ich hab zu Hause ein Überwachungssystem, und wenn ich auf Tour bin, hab ich guten Schutz dabei.«

    »Klingt vernünftig.«
    Er wirkte nachdenklich. »Meinen Sie, dem Stalker ging es um Tasia? Oder darum, dass sie mit jemand Bestimmtem verheiratet war?«
    »Eine hervorragende Frage.«
    Lecroix’ traurige Augen wurden ernst. »Bei wem ist ein Stalker wahrscheinlicher?«
    »Beim Präsidenten, keine Frage. Aber ob jemand, der von ihm besessen ist, auch seiner früheren Frau Schaden zufügen will - keine Ahnung.«
    Allerdings wusste sie etwas anderes. Stalker entsprachen keinem festen Persönlichkeitsprofil. Aber in San Quentin hatte sie einen kennengelernt, einen Mann, der seine getrennt lebende Frau getötet hatte. Er hatte eine besondere historische Obsession, die er mit einer auffallend großen Zahl von gewalttätigen Stalkern teilte: Er war fasziniert von Präsidentenattentätern.
    »Sonst noch etwas, das Sie mir mitteilen können?«, fragte sie.
    Er sann kurz nach. »Ja. Bei dem Konzert dachte ich einen Moment lang, dass Tasia mit der Waffe auf mich zielt. Das sagt eigentlich alles. Ich hab sie überhaupt nicht gekannt.«
    Jo nickte und stand auf. »Vielen Dank.«
    »Wollen Sie jetzt den Geheimdienst anrufen?«
    »Unter anderem.«
    »Dann beeilen Sie sich lieber. Der Päsident hat sich zum Begräbnis angekündigt. Morgen kommt er an.«

KAPITEL 26
    Während Jo die Hoteltreppe hinuntertrottete, rief sie Amy Tang an und hinterließ ihr eine Nachricht.
    »Hab gerade Searle Lecroix befragt und mach mir Sorgen. Der Stalker hatte es vielleicht nicht nur auf Tasia abgesehen. Ich meine, das SFPD sollte den Geheimdienst einschalten.« Sie erklärte, was sie meinte. »Ist natürlich nur eine Spekulation. Aber sicher ist sicher.«
    Dann

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