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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Wind umwehte sie, kühlte das Brodeln in ihr ab zu kalter, berechnender Wut. Angestrengt spähte sie durch die angelaufenen Gläser ihrer Brille. Wenn sie in den nächsten paar Minuten nicht verschwand, war sie geliefert. Sie musste aus dem Bankenviertel herauskommen. Und sich in jemand anders verwandeln. Im Laufschritt kreuzte sie die Kearny Street und strebte auf der Sutter Street nach Westen. Ja, sie wusste, wer schuld war. Und wer dafür büßen musste.
     
    Jo stürzte durch die Tür des Cafés.
    Taumelnd folgte ihr Ferd hinaus. »Was soll das heißen, eine Frau?«
    »Wo ist sie hin?« Jo spähte die Kearny Street hinauf und hinab.
    Einen halben Block weiter fummelte die Mutter des iPhone-Babys mit ihrer Handtasche und dem Mitnehmbecher herum.
    Jo drückte sich die Hand an die Stirn. »Archangel X ist eine Frau. Warum hab ich das nicht früher erkannt?«
    Langsam klappte Ferds Mund auf. »Die dicke Frau mit der Mütze?«
    »Wir müssen sie finden.« Sie deutete nach Norden. »Du suchst in dieser Richtung.«
    Ferd zog los.

    »Aber geh nicht zu nah an sie ran«, rief ihm Jo nach. »Wenn du sie findest, rufst du mich an. Dann holen wir die Polizei.«
    Sie wandte sich in die andere Richtung.
    Endlich meldete sich Tang. »Bin unterwegs, Beckett.«
    »Es ist eine Frau. Noel Michael Petty. Das haben wir die ganze Zeit übersehen.«
    »Machst du Witze?«
    »Nein.«
    Sie sprintete an ihrem Pick-up vorbei. An der Ecke Sutter Street stoppte sie und schaute sich um. Alte Ziegelbauten mit Feuertreppen. Oben die elektrischen Leitungen für den Muni-Bus. Weiter unten auf der Sutter polierte Wolkenkratzer aus Glas und Granit. Schicke Geschäfte.
    Keine Spur. Dann bemerkte sie die grüne Mütze im Rinnstein.
    »Sie wirft ihre Kleider ab. Sie weiß, dass was nicht stimmt.«
    »Bist du sicher?«, fragte Tang.
    »So sicher, wie ich sein kann, ohne dass ich sie direkt vor mir habe und ihren Ausweis sehe. Das gleiche Deo, der gleiche Weichspüler. Gleiche Statur wie der Typ, der mich bei Tasia umgerissen hat. Amy, wir haben gedacht, es ist ein Mann, weil der Einbrecher so massig war und weil die E-Mails von Archangel X so eifersüchtig und besitzergreifend klingen. Und die überwältigende Mehrheit der Stalker sind heterosexuell. Mein Fehler.«
    »Nein, kein Fehler. Du hast es rausgekriegt. Wenn das stimmt, dann hat sich diese Petty verkleidet. Sie wollte, dass alle sie für einen Mann halten.«
    »Sie trägt eine Jeansjacke und grüne Cargohosen. Aber
wenn sie ihre Sachen wegschmeißt, will sie fliehen. Und ich glaube, sie hat was Schlimmes vor.«
    »Was meinst du damit?«
    »Sie hat es nicht nur auf Tasia abgesehen.«
    Als sie angestrengt die Straße hinaufspähte, bemerkte sie ein grünes Aufblitzen. Einen Block weiter vorn rannte jemand, jemand in Cargohosen. In diesem Moment fuhr ein Bus vorbei. Als Jo wieder freie Sicht hatte, war die Gestalt verschwunden.
    »Sie ist nach Westen unterwegs. Kannst du eine Streife schicken, um nach ihr zu suchen?«
    »Geht klar.«
    Jo tat einen Schritt auf ihren Wagen zu und zögerte dann. Kearny Street war eine Einbahnstraße. Bis sie es um den Block zurück zu der Stelle geschafft hatte, wo Archangel X verschwunden war, konnte die Frau zehn verschiedene Richtungen eingeschlagen haben.
    »Ich folge ihr zu Fuß.«
    »Aber komm ihr nicht zu nah«, rief Tang.
    Jo überquerte bereits die Straße. »Tang, ich mach mir Sorgen. Bevor sie aufgebrochen ist, hat sie eine Nachricht hinterlassen. Eine Art … Nachruf.«

KAPITEL 36
    Die Läden am Union Square leuchteten protzig, riesige Kästen mit Werbeplakaten in den Auslagen, die makellos gestylte junge Menschen in halbbekleidetem Zustand zeigten. Noel Michael Petty hastete durch den Eingang von Gap und schnappte sich das erstbeste XL-Shirt von der Stange. Dazu noch eine braune Hose aus einem Regal. Sie wischte sich die Stirn und stürzte zur Umkleidekabine. Dort zog sie sich um und riss die Preisschilder ab.
    Die junge Verkäuferin an der Kasse, eine dürre Bohnenstange, deren Atem nach Spearmintkaugummi roch, warf ihr einen komischen Blick zu.
    »Was ist?«, knurrte Petty.
    »Nichts, Ma’am. Das macht neunundachtzig fünfzig.«
    Sie warf der Bohnenstange einen Hundertdollarschein hin. »Gepflegtes Aussehen ist wichtig. Das sollten Sie sich merken.«
    Petty strich sich das Haar glatt und schob die Brille nach oben. Starr mich nicht so an , dachte sie. Alle starrten sie ständig an, und sie hatte es satt.
    Mit dem Wechselgeld eilte sie hinaus ins kalte

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