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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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kniete sich neben Lecroix. »Ich übernehme.«
    Jo löste die Hand von der Bauchverletzung und glitt
zurück. Wandte sich ab, um aufzustehen. Sie musste Tang warnen.
    Im letzten Moment drückte Lecroix ihre Hand. Seine Lippen bildeten das Wort Bleib.
    Jos Atem wurde rissig. Die Tiefen der Qual, aus denen er sie anstarrte, traten ihr so offenkundig entgegen, dass sie fast zusammengesackt wäre.
    »Doc?«, sagte der Sanitäter.
    Lecroix klammerte sich an sie. Sie war sein letzter Halt.
    Jo kniete sich wieder hin und strich ihm übers Haar. Sie neigte sich zu seinem Ohr. »Tis grace …« Sie räusperte sich. »… that brought me safe thus far.«
    Langsam schloss er die Augen und öffnete sie wieder. Sein Blick verschleierte sich.
    »And grace will lead me home.«
    Seine Brust wurde still, und sein Griff um ihre Hand löste sich. Seine Augen verwandelten sich in reglos schimmernde blaue Steine, die ihr Gesicht spiegelten, aber keinen Blick mehr hatten.
    »Er kippt uns weg«, sagte der Sanitäter. »Doc, wir müssen ihn beatmen.«
    Schwankend sackte Jo nach hinten. Sie landete auf dem Hintern und beobachtete, wie die Rettungsärzte Lecroix intubierten, um ihm Luft in die reglose Lunge zu pumpen. Hastig zogen sie die Paddel heraus und warfen den Defibrillator an.
    Er würde nicht wieder zu sich kommen.
    Ihre Arme hingen schlaff herunter. Sie konnte nicht sprechen. Konnte den Sanitätern nicht sagen, dass sie aufhören sollten. Sie mussten es versuchen. Sie starrte auf ihre Hände,
die bis zu den Gelenken feucht und klebrig waren von Lecroix’ Blut.
    »Los«, sagte der Sanitäter.
    Jo spürte einen dicken Kloß im Hals. Sie rappelte sich auf und rannte aus dem Zimmer.

KAPITEL 40
    Vor der Tür zum Treppenhaus stand ein Sicherheitsmann, der erschrocken herumfuhr, als er Jo hörte. Anscheinend wollte er die Tür mit dem blutigen Handabdruck nicht berühren.
    »Haben Sie den Polizisten gesagt, dass die Verdächtige eine Pistole hat?«, rief sie.
    Er wedelte mit seinem Walkie-Talkie. »Hab’s versucht - hab unten durchgegeben, dass sie die Polizisten in der Lobby alarmieren sollen.«
    Sie steuerte auf die Tür zu. »Wissen Sie, ob Lieutenant Tang informiert ist?«
    »Wir haben die Aufzüge abgeschaltet. Die Verdächtige ist nicht in der Eingangshalle aufgetaucht, kann also nur über das Treppenhaus raus.«
    »Sie ist noch drinnen?«
    Er nickte. »Muss sie sein. Alle Lifte sind gesperrt, und wir haben auf allen Etagen von hier bis zum Erdgeschoss Sicherheitskräfte, die die Brandschutztüren überwachen. Das heißt, wenn sie rauskommt, sehen wir sie sofort.«
    »Aber bis jetzt keine Spur von ihr?«

    Er antwortete nicht.
    »Sie muss das Treppenhaus schon verlassen haben«, fuhr Jo fort. »Sonst hätten sie sie doch von zwei Seiten eingeklemmt.« Sie griff nach der Klinke.
    Der Mann streckte den Arm aus, um sie zu stoppen. »Sie könnte gleich auf der anderen Seite sein.«
    »Und sie könnte hinter mehreren Polizisten nach oben schleichen, die keine Ahnung haben, dass sie eine Schusswaffe hat.«
    Von hinten hörte Jo stampfende Schritte. Von Lecroix’ Suite näherte sich ein Polizist. Aus seinem Funkgerät drang Stimmengewirr. Winkend scheuchte er Jo und den Sicherheitsmitarbeiter von der Tür weg. »Zurück.«
    Im Funkgerät rief eine Stimme: »Sie ist zurück auf die Treppe. Zweiter Stock. Sie rennt nach oben.«
    Aus dem Treppenhaus hörte Jo schnelle, leichte Schritte.
    »Bin im fünften, auf dem Weg nach unten«, rief Tang.
    Jo drängte an dem Anzugträger vorbei und zerrte die Tür auf. Mit gezogener Waffe raste Tang an ihr vorbei die Stufen hinab.
    »Amy, Petty hat eine Pistole.«
    Tang riss den Kopf herum. Den Bruchteil einer Sekunde lang schaute sie Jo in die Augen, dann war sie um die Ecke verschwunden.
    Der Sicherheitsmitarbeiter packte Jo am Arm und zog sie zurück. Die Tür fiel schwer ins Schloss.
    Im Treppenhaus kreischte eine Frau. Ein schriller Laut, der durch die Brandschutztür schnitt. Und dann peitschte ein Schuss.
    Der Anzugträger sprang zur Seite und warf sich auf den
Boden. Im Wegrollen prallte er gegen einen eleganten Tisch und stieß eine teure Lampe um. Der Polizist drängte Jo an die Wand.
    Ein zweiter, tiefer klingender Knall hallte aus dem Treppenhaus. Dann erneut das Peitschen der ersten Waffe.
    Weitere Schüsse fielen, gedämpft von den Mauern, Querschläger heulten. Keine Schreie mehr.
    Der Polizist zog seine Pistole. »Bleiben Sie hier.«
    Jo bewegte sich nicht. Die Luft in ihrer Lunge

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