Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Anzügen stiegen aus und schauten sich um.
»Es ist so weit«, knurrte Tang.
Die Anzugträger wirkten trostlos und grau wie tote Fische. »Lieuntenant Amy Tang?«
Sie schnallte sich das Halfter ab und reichte es ihnen mit dem Griff nach vorn. »Mit dieser Waffe habe ich den tödlichen Schuss abgegeben. Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass keine Gefahr mehr besteht, habe ich sie ins Halfter gesteckt. Niemand sonst hat sie berührt.«
Sie nickten und erklärten, dass das Untersuchungsteam für Tangs Befragung bald zusammentreten würde. »Kommen Sie bitte mit, Lieutenant.«
Sie folgte ihnen. Auf halbem Weg durch den Korridor wandte sie sich zu Jo um. »Alles klar bei dir?«
»Ja«, antwortete Jo.
Die Lüge des Tages. Eine von vielen.
Tang schüttelte den Kopf. »Und auf der Fahrt hierher dachte ich noch, dass es heute nicht mehr schlimmer werden kann.«
Jo schaute sie fragend an. »Was war denn?«
»Meine Eltern hatten eine Razzia vom ATF.«
Der gemietete silberne Volvo kroch durch das Noe Valley. Das Viertel war sauber, nur etwas heruntergekommen. Ein gemütlicher Ort für strebsame Familien, vermutete Edie Wilson. Kleine, direkt nebeneinander klebende Häuschen an hügeligen Straßen. Leuchtende Farben. Die Bewohner von San Francisco liebten es, ihre Häuser anzumalen wie M&Ms.
»Schrullig hier«, konstatierte sie.
Tranh, der hinter dem Steuer saß, warf ihr einen giftigen Blick zu. Nur den Bruchteil einer Sekunde, aber sie hatte es bemerkt. Sie war sehr sensibel für die Ausstrahlung anderer Leute. Und sie stammte aus einem Vorort von Dallas, daher konnte sie viel besser einschätzen, was normal und was schrullig war, als ein Kalifornier wie Tranh.
Auf dem Rücksitz meldete sich Andy. »Das ist es.«
Tranh fuhr langsamer. Alle betrachteten das kompakte Häuschen im Craftsman-Stil mit der grün gestrichenen Verkleidung, das im Schatten einer Eiche stand.
»Sein Geländewagen steht nicht in der Einfahrt«, sagte Andy.
»Aber es ist jemand da.« Edie deutete auf einen Honda Accord. »Halt an.«
Tranh parkte.
Edie stieg aus. »Andy, komm mit.«
Während sie zur Tür marschierte, registrierte sie das Ambiente. Vom Vordach wehte eine amerikanische Flagge. Neben der Fußmatte stand ein Paar Kindertennisschuhe. Sie klopfte.
Als ein kleines Mädchen öffnete, legte Edie den Kopf schräg und lächelte. Mit Kindern konnte sie umgehen, selbst mit den schrulligen Kindern aus San Francisco. »Hallo, junge Dame. Ist dein Daddy zu Hause?«
Das Kind hatte wache braune Augen und einen langen blonden Zopf. Sie war telegen. Edie wusste genau, wer im Fernsehen eine gute Figur machte. »Na? Hallo?«
»Entschuldigen Sie, er kann gerade nicht zur Tür kommen.« Das Kind drehte sich um und rief: »Tante Regina, da ist jemand.« Sie wandte sich wieder nach vorn. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»So ernst.« Edie lächelte, als sie bemerkte, wie der Blick der Kleinen zu Andy und seiner Ausrüstung glitt. »Hast du schon mal eine Fernsehkamera gesehen?«
Eine Frau trat in die Tür. Mitte dreißig, straff, Latina, wirkte, als hätte sie in der Schule Wasserball gespielt. Sie tätschelte dem Kind die Schulter.
»Danke, Schatz, ich mach das schon.« Ihr Gesichtsausdruck war verschlossen. »Was kann ich für Sie tun?«
»Edie Wilson. Ist Gabriel Quintana zu sprechen?« Sie zog eine Braue hoch. »Mrs. Quintana?«
»Er ist nicht zu Hause. Und ich bin nicht Mrs. Quintana. Aber ich richte ihm aus, dass Sie da waren.« Die Frau blickte ruhig und kalt zu Andy. Um sich zu vergewissern, ob die Kamera lief.
Immer ein gutes Zeichen. Diese Leute hatten etwas zu verbergen.
Edie reichte der Frau ihre Karte. »Er soll mich anrufen. Wir würden gern mit ihm reden.«
»Worüber?«
»Sagen Sie ihm, es ist besser, wenn er mit uns spricht. Dann hat er Gelegenheit, seine Seite der Geschichte zu erzählen.«
Die Frau machte ihnen die Tür vor der Nase zu.
Edie drehte sich um. »Hast du das, Andy? Wie sie die Tür zugeknallt hat?«
»Im Kasten.«
Auf den Stufen zum Gehsteig tänzelte Edie fast. »Die lernen nie dazu.«
Sie saßen wieder in dem Mietwagen und waren einen halben Block weitergefahren, als ein klappriger VW Käfer vorbeiknatterte und direkt vor dem Craftsman-Haus bremste. Eine Frau sprang heraus.
»Warte«, sagte Edie.
Tranh stoppte. Sie spähten durch das Heckfenster.
Die Frau schien direkt aus dem Summer of Love durch ein Zeitportal gestürzt zu sein. Und war wohl unterwegs mit ein paar Gruftis aus
Weitere Kostenlose Bücher