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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Bohnen und für die Straßenbahn, die du von Land zu Land verglichst, das Klima, die Anekdoten, die Errungenschaften der Arbeiter, über alles habt ihr euch ausgetauscht, aber kein Wort verriet etwas über das Ausmaß dessen, was euch erwarten sollte. Trotzdem lauerte in deinem Leben, in deinem Heft diese Gefahr auf dich.
    Aus Hippos Briefen und den Gesprächen in der spanischen Buchhandlung in der Rue Gay Lussac und bei euren Treffen wusstest du, dass die Stimmung bei der spanischen Volksfront aufgeheizt war. Du batest Hippo, dir alles zu erzählen, ein Tagebuch zu führen mit den Neuigkeiten aus der spanischen Politik, was er auch gewissenhaft tat, aber niemand schien zu ahnen, dass dieser blutige Krieg, der über eine Million Tote kosten sollte, unmittelbar bevorstand. Ein einziger Satz in einem von Hipólitos Briefen, verloren unter vielen, wie nebenbei: »Dann werden wir durch ganz Spanien gehen, und es wird einen Kampf geben.«
    »Bring mir Deine Zärtlichkeit, und wir werden die Welt neu aufbauen«, schrieb er dir. »Schick mir Deine Liebe, und ich werde die Kraft dazu haben«, schriebst du ihm zurück.
    Hipólito wird tun, worum Mika ihn in ihrem Brief bittet, und sich in der Pension ausruhen. Er ist erschöpft, er hat noch nie so viele Leute getroffen wie in diesen Tagen in Madrid, er bemüht sich um Kontakte zu Verlagen, hat schon mehrere Vorstellungsgespräche gehabt, liest sogar die Anzeigen in den Zeitungen, um endlich Arbeit zu finden und das nötige Geld heranzuschaffen. Endlich will er es einmal sein, Mika, die Arme, hat sich in den letzten Jahren schon genug für sie beide kaputtgeschuftet.
    Die ständige Übergangssituation, in der er lebt, neue Wohnung, Arbeitssuche, Politik, hält ihn von dem ab, was er eigentlich tun will und muss, doch ihm ist klar, dass die Stunde des Handelns näher rückt.
    Zum Glück ist er kein Kranker mehr, und auch wenn ihn die Ermattung noch manchmal in die Knie zwingt, die Spannung, die in Madrid in der Luft liegt, die Energie dieses Volkes machen ihn gesund. Fehlt nur noch Mika an seiner Seite, »mon cri-cri, mi dulce«, wie sehr vermisst er sie, drei Wochen schon, »Du weißt schon: wer schüttelt den Kopf und sagt nein, nein, nein, das geht doch nicht, so kann ich nicht leben«, hat er ihr gestern Abend geschrieben, und ihm wurde warm ums Herz, als er sich vorstellte, wie sie das lesen und dabei lächeln würde, schamhaft und strahlend.
    Wenn sie kommt, wird Hipólito eine Wohnung haben, um sie zu empfangen, eine Arbeit, eine halbwegs gesicherte Lebensgrundlage, Mika braucht das und er auch. Er wird Arbeit finden, Andrade und Enzina haben ihm Mut gemacht, sie werden gut leben können in Madrid. Und wer weiß … Was sie in Deutschland nicht gefunden haben, ist hier, gleich um die Ecke.
    Die Politik ist allgegenwärtig, sogar bei den Kindern. Jeanne Buñuel hat ihm kürzlich erzählt, dass sie mit ihrem Sohn, er ist eineinhalb, im Park von Moncloa war, da kam eine Gruppe Kinder, und eines von ihnen fragte sie, ob sie bei der U.H.P. ist, der Unión de Hermanos Proletarios , einer Arbeitervereinigung, die 1934 bei dem Bergarbeiteraufstand in Asturien ins Leben gerufen worden war, vielleicht einfach, weil Jeanne ein rotes Halstuch trug.
    »Selbstverständlich«, antwortete sie ihm.
    »Und der Junge?«
    »Auch.«
    »Salud, Compañera«, grüßten sie mit erhobener Faust.
    Hippos Briefe, die so bewegend waren, farbig und voller kleiner Beobachtungen, waren Lichtblicke bei diesem einzigen Hin und Her, dem Ordnen von Büchern, Kleidern und allen möglichen Dingen, den Gesprächen mit den Genossen, Kursen, Maschinenabschriften, Übersetzungen, Zeitungen, dem Aufruhr, für den der Streik der Metallarbeiter sorgte, den langen Fußwegen, den Deutschstunden mit Katja, den Fahrten nach Périgny.
    Dabei war Hipólito von früh bis spät auf den Beinen, um seinen kleinen Unterhalt zu bestreiten, genau wie Mika es befürchtet hatte, wie sollte er da gesund werden, er muss sich ausruhen, die Straßenbahn nehmen, bittet sie ihn in ihrem Brief, eine Straßenbahnfahrt kostet in Madrid fast nichts.
    Wunderbar diese Anekdote von Jeanne, noch drei oder vier von dieser Sorte und sie könnte einen kleinen Artikel für Vendredi verfassen, den sie Madeleine Paz anbieten würde. »Ich brenne vor Sehnsucht, bei Dir zu sein. Erzähl mir mehr.«
    Bei den etablierten Klassen in Spanien sitzt die Angst tief. Die Gerüchte verbreiten sich wie Lauffeuer und bauschen sich auf unter der Zensur. Was

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