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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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zutraute.
    Der Zermürbungskampf würde in der Tat für beide
Seiten schrecklich sein; außerdem mussten wir uns noch mit
den Jupiteranern befassen. Einen Zweifrontenkrieg konnten wir uns
nicht leisten.
    Ich erhob mich lächelnd. »Ist es nicht wunderbar,
dass man durch Gespräche einen Krieg verhindern
kann?«, sagte ich. »Wie sind wir überhaupt
darauf gekommen? Selbstverständlich können Sie das
Wurmloch passieren. Wenn Sie unmittelbar mit den Jupiteranern
Kontakt aufnehmen möchten, sind Sie herzlich dazu
eingeladen. Haftung übernehmen wir allerdings keine, wie es
im Kleingedruckten der Kapitalisten so schön heißt.
Sie würden uns sogar einen Gefallen tun, wenn Sie das Risiko
auf sich nehmen. Wir kommen schon allein zurecht, was auch
geschehen mag.«
    Meine Teamkameraden musterten mich mit kaum verhohlenem
Entsetzen. Sogar Malley und Suze wirkten besorgt. Ich wandte mich
von Reid und seinen Partnern ab und zwinkerte ihnen zu.
    »Und jetzt, Dave«, fuhr ich an Reid gewandt fort,
»wie steht es nun mit Ihrem Angebot, uns einen sicheren
Funkraum zur Verfügung zu stellen? Ich glaube, es ist an der
Zeit, Sie darauf festzunageln.«
    *
    »Gepanzerte Raumanzüge, Funkverbindung, hohe
Verschlüsselung«, sagte ich. Unsere Kleidung geriet in
Bewegung, dann schloss uns der Panzer ein. Die Wände des
kleinen Raums in der obersten Etage von Reids Hochhaus nahm ein
Wandbord voller Armaturen ein, die mehr Hilfemenüs hatten,
als uns Recht war. Alles idiotensicher, hatte Reid uns
fröhlich versichert, als er die Tür hinter sich
schloss.
    In den Raumanzügen ähnelten die Genossen
gesichtslosen humanoiden Robotern mit eloxierten
Aluminiumoberflächen in unterschiedlichen Farben. Niemand
konnte mehr von unseren Lippen ablesen, und die Kryptographie
würde dafür sorgen, dass wir uns ungestört
besprechen konnten, es sei denn, die Computer der Neumarsianer
waren den unseren so weit überlegen, dass wir ebenso gut
aufgeben konnten. In den tiefen Räumen des Kryptokanals
wetteiferten die Stimmen der Genossen miteinander.
    Ich blendete die anderen Stimmen aus. »Es sollte immer
nur einer sprechen«, sagte ich erschöpft. Ich war
gereizt und hungrig, einer der ersten Menschen in der Geschichte,
die unter einem Raumschiff-Lag zu leiden hatten. »Boris,
der Stuhl erkennt dich.«
    »Ha, ha, Ellen. Worauf willst du hinaus? Wir dürfen
sie nicht durchlassen, gerade jetzt nicht.«
    »Wir können im Moment nicht gegen sie
kämpfen«, erwiderte ich. »Ich hoffe doch, dass
keiner von uns den geplanten Kometenbeschuss erwähnt hat.
Acht Tage sind es noch bis dahin. Wir müssen unsere
Kräfte schonen, für alle Fälle… Wir
können entweder einen entschlossenen Ausbruchsversuch von
dieser Seite stoppen oder dafür sorgen, dass die Kometen
nicht abgelenkt werden. Dass wir beides gleichzeitig schaffen
können, darauf dürfen wir uns nicht
verlassen.«
    »Das sind nicht die einzigen Optionen«, bemerkte
Tony. »Außerdem müssen wir erst
noch…«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich.
    »Was müssen Sie?«, fragte Malley.
    »Uns vergewissern, dass Reid nicht eine weitere wild
gewordene Singularität zum Laufen bringt«, antwortete
ich. »Falls er das nicht bereits getan hat. Aber keine
Sorge, damit befassen wir uns noch. Jetzt müssen wir mit der
Division Kontakt aufnehmen und die entscheiden lassen. Yeng,
bitte schalte uns durch.«
    Yeng gehorchte, und während sie die Laserverbindung mit
dem Kommunikationssatelliten herstellte (dem mittlerweile
vermutlich eine wachsende Raumschiffflotte Gesellschaft leistete,
die sich mit ihm den Orbit ums Wurmloch teilte), rief ich im
Innern meines Helms ein Display auf und bearbeitete die
Aufzeichnungen des Anzugs. Reids wesentliche
Äußerungen ließ ich in voller Länge stehen,
um seinen Standpunkt zweifelsfrei klar zu machen.
    »Fertig«, sagte Yeng. »Verschlüsselte
Konferenzschaltung – ihr seht die Komiteemitglieder als
virtuelle Gegenüber im Helm, und sie sehen unsere
Gesichter.«
    Besorgte Gesichter, auf beiden Seiten.
    »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«, fragte Tatsuro.
»Wir haben seit über einer Stunde, seit Sie das
Gebäude betreten haben, keinen Kontakt mehr zu
Ihnen.«
    »Wir waren in einem Faraday-Käfig«, sagte
ich. »Alles in Ordnung. Es ist zu einer…
unvorhergesehenen Entwicklung gekommen. Davon gleich mehr. Wie
sieht es auf Ihrer Seite aus?«
    Tatsuro massierte sich die Augenbrauen, brachte sie
gleichmäßig

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