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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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treiben,
solange diese eine Gefahr für uns darstellen.«
    Die Mehrheit sprach sich dafür aus, die Händler
durchzulassen. Acht waren dafür, vier dagegen.
    Tatsuro zögerte keinen Moment. »Vorschlag
angenommen«, sagte er, sobald die Hände gesenkt
wurden.
    »Und nun, Genossen, teilt Reid und seinen Händlern
und Kämpfern mit, dass sie das Wurmloch unter der Bedingung
durchfliegen können, dass unseren Kampfstationen das
ebenfalls gestattet ist. Berichtet uns, ob er einwilligt. Dann
solltet Ihr alle Anstrengungen unternehmen, um wieder zu Euren
Raumschiffen zu gelangen. Ich verstehe, weshalb Ihr sie verlassen
habt, aber lasst sie nicht zu lange unbeaufsichtigt. Begebt Euch
wieder in den Raum, wenn Ihr könnt, und bereitet Euch und
die Schiffe darauf vor, den Ort zu bombardieren, an dem die
Schablonen der Schnelldenker gespeichert sind. In der
Zwischenzeit« – er musterte nacheinander die
Mitglieder des Kommandokomitees, während ein durchtriebenes
Lächeln über seine Züge glitt –
»werden wir uns überlegen, wie wir das der Delegierten
des Solaren Rats erklären sollen. Also bis
später.«
    Ich winkte ihnen zu, wobei ich tapferer wirkte, als ich mich
fühlte. Yeng unterbrach die Verbindung. Malleys und
Suze’ Stimmen gellten mir in den Ohren. Tatsuros
beiläufige Bemerkung hatte ihnen verraten, was wir mit den
Schablonen der Schnelldenker vorhatten. Ich schwenkte hektisch
die Hände und blendete ihre Stimmen aus.
    »Das ist bloß ein Notfallplan!«, rief ich.
»Bloß für den Fall, dass Reid etwas
Verrücktes mit ihnen vorhat! Seht mich nicht so an! Wir
haben nach wie vor keinen Grund, ihnen zu vertrauen.«
    »Keine Sorge«, meinte Malley grimmig. »Ich
mache mir nicht viel aus den Schablonen, die haben sowieso kein
Bewusstsein. Sie können sich darauf verlassen, dass ich
nichts ausplaudern werde.«
    »Das gilt auch für mich«, sagte Suze.
»Aber ihr hättet mich eher einweihen
sollen.«
    Ihre Stimme klang ganz belegt vor Enttäuschung. Ich
blickte Malley, Suze und die Genossen an, und während ich
den Blick hilflos von einem gesichtslosen Helm zum nächsten
schweifen ließ, wurde mir bewusst, dass ich nicht erkennen
konnte, wer sich darin verbarg.
    »Also gut«, sagte ich. »Es tut mir Leid. Und
jetzt wollen wir Reid dazu bewegen, dass er uns ziehen
lässt.«
    Bevor der weltweite Commonwealth verwirklicht wurde, bekam ich
immer wieder einen bestimmten Einwand zu hören: Aber wer
soll die Schmutzarbeit verrichten?
    Meine Antwort darauf lautete immer ›Ich‹, und ich habe mich nicht geirrt.

 
10
In den Tagen
----
des Kometen
     
     
    EINE NACH DER ANDEREN KAMEN DIE HÄSSLICHEN,
waffenstarrenden, insektenhaften Kampfstationen aus dem Wurmloch
hervor: ein ganzes Geschwader mit teils heroischen, teils
ironisch gemeinten oder einfach bloß verrückten Namen: Gai Phong, Debug Mode, Virus Alert, Luddite Tendencies, X
Calibre, Acquisitor, General Arnaldo Ochoa, Codebreaker und Necessary Evil But Still Cool. Und einer nach dem anderen
flogen die langsamen, schwer beladenen Frachtschiffe der
Kaufleute und die schnellen, wendigen Kampfraumer ihrer
Söldnertruppen hinein. Sogar auf dem Bildschirm im
Raumflughafen, wo die Stille durch den plappernden Kommentar des
kindlichen Nachrichtensprechers gesprengt wurde, wirkte das Ganze
äußerst eindrucksvoll und unheimlich: Schiff um Schiff
verschwand in einem blauen Blitz, als würde es
annihiliert.
    Andrea empfand es wohl so ähnlich. »Wie
verhält es sich eigentlich mit dem Gesetz von der Erhaltung
von Energie und Masse?«, fragte sie. »Verschwinden
die zusammen mit den Schiffen?«
    Malley beugte sich auf der Bank zu uns herüber.
»Eine kluge Frage«, meinte er und deutete mit dem
Pfeifenstiel auf den Bildschirm, als handele es sich um einen
Laserpointer. »Die Antwort lautet: auf dieser Seite des
Wurmlochs nimmt die Masse zu und auf der anderen ab, und zwar um
den Betrag, der hindurchgegangen ist.«
    Wir saßen zusammen mit Reid und Dee in dem ruhigen
Bereich des Raumhafens, wo Boris und Andrea auf uns gewartet
hatten. Ich beobachtete mit klammheimlicher Genugtuung, wie
unsere Kampfstationen das Wurmloch umringten und zahlreiche
Drohnen ausstießen, die an der Peripherie Position bezogen.
So viel Kontrolle über das Tor hatte Reid uns zugestanden.
Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn davon überzeugt hatte,
dass sich unsere Leute auf der anderen Seite nur unter dieser
Bedingung bereit erklären

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