Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
würden, seine Schiffe
durchzulassen, oder ob er das Zugeständnis, ungeachtet
seiner langfristigen Pläne, aufgrund seines
Vertrauens in die Überlegenheit der kapitalistischen
Technologie als irrelevant betrachtete.
    Ich lauschte aufmerksam der Unterhaltung und bemühte mich
sehr, es mir nicht anmerken zu lassen; Andrea grübelte noch
immer über Malleys Antwort nach.
    »Dann heißt das also«, fragte sie,
»dass eine Seite des Wurmlochs einfach verschwinden
würde, wenn nur genug Masse zur anderen Seite
wechselt?«
    »Laienhaft ausgedrückt ja«, antwortete Malley
vorsichtig. »Aber bedenken Sie dabei, dass die Masse auch
einen negativen Betrag annehmen kann.«
    Ich lehnte mich zurück, verschränkte die Hände
hinter dem Kopf, sah zur Decke auf und fragte im Tonfall
müßiger Neugier:
    »Und was bedeutet das in physikalischen
Begriffen?«
    Malley lachte. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.
Der Rest des Wurmlochs – das Hauptwurmloch – vermag
bis zu einem gewissen Punkt eine negative Masse auszugleichen,
und auf diese Weise bleibt das Tor offen.«
    »Bis zu welchem Punkt?«, fragte Andrea
besorgt.
    Malley hob die Schultern. »Das hängt von der
virtuellen Gesamtmasse ab, und die kenne ich nicht. Jedenfalls
ist sie weit höher als die Masse dieser Schiffe.«
    »Die Masse des Tors auf der anderen Seite beträgt
null Komma neun fünf sieben Millionen Tonnen«, warf
Dee unerwartet ein. »Auf dieser Seite ist sie weitaus
geringer, nämlich um die hunderttausend Tonnen. Wenn wir den
Verkehr aufrecht erhalten, müssen wir für einen
Ausgleich sorgen. Es sei denn, wir wollten herausfinden, was
negative Masse faktisch bedeutet.«
    »Einstweilen sind wir noch auf der sicheren
Seite«, meinte Reid. »Die Masse der Schiffe, die
hindurchgeflogen sind, beträgt jeweils weniger als tausend
Tonnen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir mehr als zwanzigtausend
Tonnen in die andere Richtung schicken«, erwiderte ich
beiläufig.
    »Unsere Schiffe kommen zurück.« Reid grinste
mich an, als wollte er mich zu einer Entgegnung herausfordern.
»Oder nicht?«
    Ich erwiderte sein Grinsen nicht minder unfreundlich.
»Aber sicher doch.«
    Auf dem Raumhafen ging es viel ruhiger zu als bei unserer
Ankunft. Die Besuchermassen waren verschwunden, auch der
Lastverkehr hatte stark abgenommen. Nur ein paar Passagiere, die
wohl zu den umliegenden Siedlungen unterwegs waren, schlenderten
oder eilten vorbei. Auch die Nachrichtenroboter, die nicht nur
lästig wie Mücken waren, sondern anscheinend auch
über eine vergleichbar geringe Aufmerksamkeitsspanne
verfügten, waren fortgeschwirrt. Für die Neumarsianer
war es mitten in der Nacht; für uns früher Nachmittag.
Auf dem Boden lagen Wegwerftabletts und die Überreste von
nicht minder überflüssiger Nahrung herum. Wir warteten
auf das Eintreffen der vom Autopiloten gesteuerten Terrible
Beauty; die Carbon Conscience wurde noch betankt. Es
lag eine gewisse Spannung in der verräucherten Luft. Malley
paffte seine Pfeife, Dee und Reid rauchten Zigaretten auf Kette.
Die Angewohnheit schien in kapitalistischen Gesellschaften weit
verbreitet zu sein; sollte sich die Warterei noch länger
hinziehen, würde ich womöglich selbst zu einem
Glimmstängel greifen.
    »Was wollen Sie eigentlich verkaufen und was
kaufen?«, fragte Suze.
    »Wenn ich das wüsste«, sagte Reid,
»wäre ich wahrscheinlich selbst mit dabei. Aber die
Leute, die durchs Wurmloch fliegen, haben weitaus
gründlicher darüber nachgedacht als ich.« Er
breitete die Arme aus. »Informationen, schätze
ich.«
    »Es könnte gut sein, dass Sie mehr Informationen
bekommen, als Ihnen lieb ist«, erwiderte Yeng dunkel.
»Und Sie auch.« Sie erhob sich, trat ein paar
Schritte vor und deutete auf den Bildschirm. Der Kampfraumer
einer Schutzagentur setzte gerade eine Relais-Drohne aus, die
viel größer war als unsere, aber dieselbe Ausrichtung
hatte. »Ich begreife nicht, wie Sie so ruhig bleiben
können. Ich hoffe, wir sind hier wieder weg, bevor die Viren
über die Funkstrecke hier eintreffen und geradewegs in Ihre
Köpfe eindringen!«
    Dee lachte.
    »Sie haben es noch immer nicht begriffen, nicht
wahr?«, sagte sie. »Es stimmt, wir haben offene
Systeme und sind für Bewusstseinsviren anfällig –
besonders ich. Aber gerade deshalb machen wir uns auch keine
Sorgen. Wir waren gezwungen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen,
um uns vor Konkurrenten, Kriminellen und den verdammten Kids

Weitere Kostenlose Bücher