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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Aber glauben Sie mir, wenn Ihre
Kampfstationen gegen diese Schiffe antreten« –
er deutete auf das Raumschiff auf dem Foto –, »dann
werden sie nicht mal Piep sagen, wenn sie getroffen
werden.«
    »Dann sind Sie also nicht hineingekommen?«, fragte
ich beiläufig.
    Reid zuckte die Achseln. »Das brauchten wir auch
nicht«, erwiderte er leichthin. »Es hat ausgereicht,
es von außen zu inspizieren.«
    Boris hätte sich beinahe auf ihn gestürzt; auf mein
Zeichen hin nahm er wieder zornbebend Platz. Ich hoffte, dass
Reid dies mitbekommen hatte – ich selbst konnte mich nur
mit Mühe davor zurückzuhalten, in die Luft zu boxen und
zu rufen: »JA! Versuch’s doch, du Banker!«
    Wenn sie die passiven Abwehreinrichtungen der Kampfstation
nicht hatten durchdringen können, würde ihnen dies auch
nicht in der Schlacht gelingen. Der Waffenträger war ein
hässliches, insektenartiges Ding; eher glich er einem
Jagdbomber als einem Raumschiff, geschweige denn einem
raumtauglichen Flugzeug; dabei war er für schwierigste
Kampfbedingungen gebaut und im Weltraum extrem wendig.
Zweihundert Jahre lang hatten wir alles vernichtet, was vom
Jupiter ausging und größer war als ein Molekül,
und verfügten über noch längere Erfahrung in der
Desintegration von Kometenkernen – dies alles war in diese
Kampfmaschine eingeflossen.
    Das einzige Problem, das ich auf uns zukommen sah, wenn unsere
Kämpfer gegen die seinen kämpfen müssten, hatte er
bestimmt nicht vorausgesehen: kaum einer unserer Piloten hatte
bereits Menschen getötet, und die wenigen, die es getan
hatten, würden vielleicht im entscheidenden Moment davor
zurückschrecken. Derlei Bedenken waren Reids Kämpfern
vermutlich fremd.
    »Unsere Kampfmaschinen sind vollautomatisch«,
sagte Reid. »Menschen sind dabei nicht im Spiel. Das
dürfte sich nicht gerade vorteilhaft für Sie auswirken,
meinen Sie nicht auch?«
    Aber keineswegs, dachte ich erfreut. Wir würden
sie platt machen, ohne dass ein Stäubchen Kohlenstoff unser
Gewissen beflecken würde.
    »Wie ich sehe, sind Sie anderer Meinung«, fuhr er
fort. »Vielleicht sollten Sie sich mal anschauen, wie sie
hergestellt werden.« Er tat so, als versetze er jemandem
einen Klaps. Das Licht wurde noch weiter gedimmt, und über
dem Tisch leuchtete ein anderthalb Meter hohes Hologramm auf. Es
stellte einen dunklen, genarbten Knoten dar, der sich langsam um
die eigene Achse drehte. Auf der Oberfläche sah man
Lichtflecken; und kleine helle Objekte, die Eisenspänen
ähnelten, trieben davon weg.
    »Ein kohlenstoffhaltiger Chondrodit mit
Nanofabriken«, sagte Reid. »Und jetzt wollen wir mal
genauer hinschauen.« Das Hologramm schrumpfte bis auf einen
Flecken auf der Oberfläche zusammen, der sich
anschließend ausdehnte. Die verschwommenen hellen Flecken
verwandelten sich in riesige Anlagen mit Rohren und
Bohrköpfen und Tanks: bei den kleinen hellen Objekten
handelte es sich um Hunderte von Raumschiffen, ähnlich dem
auf dem Foto.
    »Die Wiedergabe ist natürlich beschleunigt«,
räumte Reid ein. »Es dauert einen Tag, eine dieser
Kampfmaschinen zusammenzusetzen. Aber wie Sie sehen«
– er zoomte zurück – »haben wir viele
Assembler.«
    Das Hologramm verschwand, und es wurde hell. Während wir
noch blinzelten, nahm Reid wieder am Tisch Platz.
    »Selbst wenn Sie glauben sollten, dass Ihre
Kampfstationen die unseren in der direkten Konfrontation schlagen
können – was ich bezweifle –, sollten Sie die
Folgen eines Zermürbungskampfes bedenken. Das
Verhältnis würde nicht eins zu eins sein. Eher schon
hundert zu eins, und der Nachschub reißt niemals
ab.«
    Es wurde still im Raum. Wir können sie trotzdem besiegen,
dachte ich. Wir verließen uns nicht allein auf die
Kampfstationen. Auf Callisto waren die weit effektiveren Laser
stationiert; dann gab es noch die mit Atomsprengköpfen
bewaffneten Orbitalfestungen und die Befestigungen auf den
anderen Monden. Und die Verteidigungskräfte des inneren
Sonnensystems. Wenn es zum Äußersten kam, auch noch
die Erdbevölkerung.
    Aber auch die Neu-Marsianer würden mehr aufbieten als nur
Kampfmaschinen und hätten zudem womöglich die
Götter auf ihrer Seite – und nicht bloß die
Jupiteraner, falls sie denn dort Verbündete fänden. Sie
hatten ihre eigenen Schnelldenker, in den Speichertanks in den
Bergen; vorausgesetzt, dass sie nicht schon aufgeweckt worden
waren und liefen, was ich Reid durchaus

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