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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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an. Die meisten Firmen, von denen ich spreche, wollen sowieso
nicht mit der Solaren Union Handel treiben.«
    »Sondern…?« Ich brach ab, da ich die nahe
liegende Antwort nicht hören wollte. »O nein. Das
können Sie nicht tun.«
    »Doch«, erwiderte Reid gelassen. »Wir wollen
mit den Jupiteranern Handel treiben.«
    Einen Moment lang herrschte sprachlose Stille. Yeng ergriff
als Erste das Wort; ihre normalerweise hohe Stimme klang vor
Empörung und Besorgnis ganz heiser.
    »Das ist Wahnsinn!«, sagte sie. »Schauen Sie
sich doch mal um! Ich habe gesehen, wie die Kommunikation hier
betrieben wird – Sie setzen die Funktechnik für alle
möglichen Zwecke ein, überall gibt es elektronische
Computer, selbst in Ihren Körpern, und viele von Ihnen
verfügen sogar über Downlinks! Direkte Schnittstellen
zum Gehirn, nicht wahr? Sie sind einfach lächerlich verwundbar – Virenattacken und einer Übernahme hilflos
ausgeliefert. Sie sind ein Wachstumsmedium für diese
Wesen! Die Jupiteraner könnten Ihr Bewusstsein bei
lebendigem Leib verspeisen, ohne dass Sie etwas davon
merken.«
    »Das haben wir bedacht«, erwiderte Reid gelassen.
»Wir sind zuversichtlich, die Jupiteraner mit unseren
Gegenmaßnahmen in Schach halten zu können, sollten sie
sich als so tückisch erweisen, wie Sie sie
schildern.«
    »Gegenmaßnahmen!« Yengs Stimme
triefte von Verachtung. »Wir kämpfen seit zwei
Jahrhunderten an vorderster Front gegen die Virusplage und
könnten trotzdem kein solches Vorhaben in Angriff
nehmen.«
    Reid zuckte lächelnd die Achseln. »Wir sind uns
ziemlich sicher, dass wir es besser machen würden,
denn…« Er stockte. »Wir haben die besseren
Computer«, schloss er lahm, wie mir schien; er hätte
offenbar noch mehr sagen können, doch das verkniff er
sich.
    »Ich begreife nicht…« setzte ich an, dann
hob Boris die Hand und warf mir einen warnenden Blick zu.
    »Alles irrelevant«, sagte Boris. »Denn wenn
Ihre Schiff das Malley Mile durchfliegen, können Sie sicher
sein, dass die Cassini-Division – unsere Schutzagentur,
unsere Schiffe – sie vernichten werden. Die Division
betrachtet so lange, bis wir ihr Gegenteiliges melden, alles, was
durchkommt, als feindlich.«
    »Dann«, sagte Reid, »schlage ich dringend
vor, dass Sie genau das tun. Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem
Zentralkomitee auf – oder wie Sie das nennen – und
sagen Sie den Leuten, sie sollen uns durchlassen. Andernfalls
werden die Begleitschiffe der Gesellschaft für
wechselseitigen Schutz alle notwendigen Maßnahmen
ergreifen, um sie zu verteidigen.«
    Boris und Andrea brachen in schallendes Gelächter aus.
Die anderen Genossen wirkten zumindest amüsiert. Selbst
Malley lächelte skeptisch über Reids Drohung. Malley
hatte unsere Schiffe gesehen, Reid nicht.
    »Probieren Sie’s nur«, sagte Boris. Er
lachte erneut. »Probieren Sie’s!«
    Reid erhob sich, trat an die Wand und stützte die Hand
neben einem Foto auf, das ihn neben einer schlanken Maschine
zeigte, möglicherweise einem Kampfjet aus dem Dritten
Weltkrieg. Er zog an der Zigarette und musterte uns
abschätzend. Ich wusste, was als Nächstes kommen
würde, und kam ihm zuvor.
    »Ich nehme an, Sie haben über die Carbon
Conscience bereits Informationen eingeholt«, sagte ich.
»Sie haben sie gescannt und vielleicht sogar versucht, eine
kleine Flugkamera hochzuschicken. Berichten Sie uns, was Sie
herausgefunden haben.«
    »Sie haben Recht«, sagte Reid und schwankte
unwillkürlich ein wenig nach hinten, was mich ein wenig
aufmunterte. Boris schnaubte aufgebracht; mein finsterer Blick
bewog ihn jedoch zur Zurückhaltung. »Wir sind dem
Schiff erheblich näher gekommen als der Terrible
Beauty.« Jetzt war ihm ein gewisser Triumph anzumerken,
während ich überrascht reagierte. »O ja, Mr.
Powell hat unsere Informationsagenten darauf angesetzt, sobald
Sie weg waren«, fuhr Reid fort. »Ein sehr
hilfsbereiter und freundlicher Bursche, eine Seele von Mensch,
wie Sie mir sicherlich beipflichten werden. Aber jetzt zur Carbon Conscience.« Er sah über unsere
Köpfe hinweg, und sein Blick huschte hin und her, als
betrachte er ein virtuelles Bild. »Das Ding besitzt gute
Kampfqualitäten, das muss ich Ihnen lassen. Aber das galt
auch für die MiG-29, und wir wissen alle, wie sie gegen die
polnischen EFAs abgeschnitten hat.« Er hielt inne, runzelte
die Stirn. »Na ja, vielleicht wissen das nicht alle.
Jedenfalls nicht im Detail.

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