Die Cassini-Division
vom
Lehrer beim Schlafen ertappt wird.
»Ja?«
»Es steht mir nicht zu, Ihnen Vorhaltungen zu machen
– als Nicht-Kooperateur kann man von Ihnen nicht erwarten,
dass Sie sich an unsere Regeln halten. Aber Sie werden mit den
Folgen Ihres Handelns leben müssen. Ich will einige dieser
Folgen aufzählen: Nachdem jahrzehntelang virtuelle
Funkstille herrschte, hat Ihr tapferes Experiment, mit dem Sie
Ihre Schüler ermutigten, Funkgeräte herzustellen und zu
benutzen, zu einem munteren Geplauder im Äther geführt.
Als unsere NiKo-Freunde erfuhren, dass ich hierher unterwegs war,
haben sie die Neuigkeit an die Hand voll NiKos im Weltraum übermittelt. Sie würden sich wundern, wie viele
unbedarfte Kommentare zu meinen wohlbekannten Bedenken in den
vergangenen Tagen im Sonnensystem herumgeschwirrt sind. Die
neumarsianischen Kaufleute haben den Funkverkehr offenbar
überwacht – was nicht schwer ist, da das gesamte
Funkaufkommen bislang noch gering ist. Vor ein paar Stunden habe
ich eine persönliche Nachricht von einem dieser
Schiffe erhalten. Darin machte man mir ein ›zeitlich
begrenztes Niedrigpreisangebot‹ (was immer das ist)
für eine Importkonzession (ich weiß, was das ist,
vielen Dank) für ›Alphastrahlung assimilierende
Biomechanismen‹ – was immer das nun wieder sein
mag.«
»Wie haben Sie reagiert?«, fragte Malley, womit
er, wie ich fand, erstaunliche Nervenstärke unter Beweis
stellte.
»Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sich
verpissen«, lautete die recht grobe Antwort. »Kurz
darauf empfingen wir eine andere Version des gleichen Angebots,
die unmittelbar zur Erde ausgestrahlt wurde und von jedem zu
empfangen war, der über ein Funkgerät verfügt. Und
das ist bloß eines von Tausenden von Angeboten, die
zur Erde gefunkt werden, was wiederum nur ein kleiner Bruchteil
der Funknachrichten ist, die zwischen der Handelsflotte und dem
Jupiter ausgetauscht werden. Die meisten dieser Funksprüche
sind stark verschlüsselt, daher wissen wir nicht einmal,
welche Angebote sie denen machen.«
Dies alles war keine Überraschung für mich, doch es
passierte schneller, als ich erwartet hatte. Ich hatte nicht
vorhergesehen, dass der unvermeidliche Kontakt zwischen den NiKos
des Neuen Mars, welche dort in der Mehrheit waren, und den NiKos
der Erde, die nur eine unbedeutende Randgruppe darstellten, ein
Informationsleck zur Folge haben würde, das
möglicherweise verhindern würde, dass wir unsere
Pläne vor den Jupiteranern geheim halten konnten.
»Also schön«, sagte ich. »Ich verstehe,
was Sie meinen. Daraus folgt, dass wir erst handeln und
später abstimmen müssen – das heißt, falls
die Leute hinterher nicht so erleichtert sind, die Bedrohung
durch die Jupiteraner los zu sein, dass sich eine Abstimmung
erübrigt.«
Mary-Lous ironische Distanziertheit verflüchtigte sich.
Sie warf mir einen wütenden Blick zu.
»Erst handeln, dann abstimmen?«, sagte sie.
»Bei einem solchen Thema? Welche Geringschätzung
gegenüber Ihren Mitmenschen Ihre Haltung
ausdrückt!«
»Das ist nicht meine Haltung!«, erwiderte ich.
»Das erfordert die Lage.«
»Ja! Sachzwänge, die Sie selbst herbeigeführt
haben!« Einen Moment lang sah sie aus, als wollte sie mit
dem Kopf gegen die Tischplatte bumsen. Dann nahm sie die
Schultern zurück und atmete tief durch.
»Es reicht«, sagte sie. »Wir müssen die
Dinge so nehmen, wie sie sind, und die Ursachen für dieses
Durcheinander offen legen, falls uns dazu noch Zeit bleibt. Die
Beziehungen zwischen der Union und der Division müssen
vollkommen…«
Sie hielt inne, stand auf und trat ein paar Schritte
zurück, sodass sie gleichzeitig die Komiteemitglieder und
auch uns ins Auge fassen konnte. »Wie ich schon sagte, es
reicht. Ich werde dem Solaren Rat Folgendes übermitteln, und
weise Sie aufgrund meines Mandates an, sich bis zur Entscheidung
des Rates auch daran zu halten. Erstens müssen Sie unter
allen Umständen verhindern, dass die Jupiteraner
hinsichtlich der geplanten Bombardierung mit Kometen Verdacht
schöpfen. Das heißt, Sie werden die Kometenkarawane unverzüglich auf eine weitere und eindeutig sichere
Umlaufbahn befördern. Zweitens werden Sie auf dieser Seite
des Wurmlochs Kampfstation-Patrouillen einrichten. In diesem
Punkt dürfen Sie mit den Neumarsianern keine Kompromisse
eingehen. Wir müssen ihnen klar machen, dass sie hier nur
geduldet sind. Drittens werden Sie Vorkehrungen treffen,
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