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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ermutigt, so achtlos in der Gegend
herumzufunken, um die Wirkung von Jupiterfunksprüchen auf
Menschen zu untersuchen – um sie an den armen NiKos zu
testen anstatt an Ihren eigenen Leuten. Sie können sich
vorstellen, was für einen Wirbel das hier macht.«
    Allerdings, das konnte ich.
    »Also«, meinte Carla abschließend,
»dabei lasse ich’s mal bewenden. Ich bin sicher, es
handelt sich um ein großes Missverständnis, daher
liegt jetzt alles bei Ihnen. Alles Gute.« Sie lächelte
ziemlich gezwungen und streckte die Hand nach einem Schalter
aus.
    Als das virtuelle Bild verblasste, sah ich Yengs besorgtes
Gesicht vor mir. »Alles in Ordnung?«
    »Klar«, meinte ich und stand auf.
    »Das war doch nicht etwa eine… schlimme
persönliche Nachricht, oder?«
    Ich legte ihr lächelnd den Arm um die Schulter.
»Nein, Yeng, nichts dergleichen. Bloß ein kleines
politisches Problem, mehr nicht.«
    Nach kurzem Zögern wandte sie sich wieder dem Bildschirm
zu. Ich trat zurück und blickte noch einen Moment auf sie
und den in seine Arbeit vertieften Malley hinunter, dann ging ich
Tony suchen. Er fläzte sich auf einer der Wandbänke in
der Kantine und las in einem Buch – seine Augen huschten
von einer unsichtbaren Zeile zur nächsten. Als er mich nahen
hörte, blinzelte er das Buch weg und hob die Brauen. Ich
nickte zu Boris und Suze hin, die sich in einer Ecke vor einer
sich rasch leerenden beschlagenen Wodkaflasche und zwei
Gläsern unterhielten. Sie nippte, er kippte.
    Tony nickte leicht, spreizte alle fünf Finger und wandte
sich wieder seinem Buch zu. Ich holte mir einen Kaffee, dann
stieg ich die Treppe hoch, vorbei am Kommandodeck bis zur
Schlafgalerie, wo ich in meine Kabine trat. Fünf Minuten
später folgte mir Tony wie angekündigt. Er klopfte an,
trat gebückt ein und setzte sich vor mir auf die
Steppdeckenausstülpung meines Anzugs.
    »Noch immer der Mami-Look«, bemerkte er.
»Also, da weiß ich gar nicht, ob ich mich beherrschen
kann.«
    »Das solltest du aber«, sagte ich. »Unter
dem ganzen Zeug ist etwas, das anscheinend mich beherrscht…«
    »Ach, hör doch auf… Übrigens, Ellen,
ich nehme an, du hast mich nicht deshalb hergebeten, damit ich
dir das runterreiße, also…«
    Er hörte sich meine Zusammenfassung der beiden
Nachrichten an. Dann legte er sich hin, verschränkte die
Hände unter dem Kopf und sah an die Decke.
    »Ich glaube, man hat uns reingelegt«, sagte er.
»Die Erdverteidigung… die Genossen…
drängen wahrscheinlich in unser Revier. Die glauben bestimmt
nicht, wir wären auf Beschwichtigung aus oder führten
Experimente an den NiKos durch. Sie glauben, wir hätten
einen Plan, den Krieg zu gewinnen, während niemand
hinschaut, und wollten anschließend den Ruhm einheimsen,
das Sonnensystem für herrenlos erklären und uns einen
großen Brocken davon sichern.«
    Ich musterte ihn verblüfft. »Die Erdverteidigung
glaubt, wir wären auf eine… Konterrevolution aus? Wir
wollten die Solare Union auflösen? Das ist
verrückt!«
    »Es ist ihr Job, sich über solche Dinge Gedanken zu
machen«, sagte Tony.
    »Na schön, wenn du es sagst. Aber was ich dich gern
fragen würde…«
    »Ja?«
    »Was hast du über unsere reizende Suze
herausgefunden?«
    »Der Gentleman genießt und schweigt«,
erwiderte Tony galant. »Aber davon mal abgesehen: im
Wesentlichen ist sie nichts weiter als ein nettes Mädchen.
Sie ist in der Union aufgewachsen und kann sich gar nichts
anderes vorstellen, weil alle Konflikte, die sie erlebt hat,
durch Diskussionen beigelegt wurden, buchstäblich am runden
Tisch.«
    Er seufzte. »Leidenschaftliche globale Debatten
darüber, welche Spezies man in diesem Jahr neu ansiedeln
soll. Es ist ein wenig… verstörend, sich mit einer so
jungen Person zu unterhalten. Es ist lange her, dass ich jemanden
in die Mangel genommen habe, und das wollte ich ihr eigentlich
ersparen…«
    Er wandte lächelnd den Blick ab.
    »Ungeachtet der Schreie, die du vielleicht gehört
haben magst.«
    »Hör schon auf. Glaubst du, sie ist
clean?«
    »Ja. Ich würde sagen, sie ist einfach bloß
ein nettes, normales Mädchen, das gar nicht weiß, wie
hart das Leben sein kann. Die typische Jugendliche, würde
ich sagen.«
    »In einer Sache ist sie… ganz hart«, sagte
ich. »Sie will, dass der Virenbeschuss aufhört. Sie
will expandieren.«
    »Das hat sie dir gesagt?«
    »Nein«, meinte ich. »Das habe ich
erraten.«
    »Also, da hast du

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