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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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beitragen könnten. Sehen Sie das auch so?«
    »Da haben Sie wohl Recht«, sagte ich.
    »Also gut. Sorgen Sie dafür, dass ein Teil des
Raums abgeschirmt wird, damit Dr. Malley seine Arbeit
ungestört fortsetzen kann, und helfen Sie ihm, wenn er etwas
braucht. Sollte die weitere Entwicklung Ihre Aufmerksamkeit
erfordern, geben wir Ihnen Bescheid.«
    Ich erhob mich, lächelte den übrigen
Komiteemitgliedern genossenschaftlich zu und begleitete Malley zu
seinem Arbeitsplatz. Nach kurzem Zögern folgte mir Suze.
    »Tja«, meinte sie, »da hätte man uns
also abserviert!«
    Ich klopfte ihr auf die Schulter. »Kein Grund zur
Beunruhigung. In Wahrheit ist das eher eine Auszeichnung, ganz
gleich, wie es für die anderen aussehen mag. Tatsuro gibt
uns damit zu verstehen, dass unsere Arbeit ebenso wichtig ist wie
die Ergebnisse, die sich aus der Kontaktaufnahme ergeben
mögen.«
    Malley setzte sich vor das Terminal und blickte auf den
Bildschirm. Er massierte sich die Schläfen mit den
Fingerspitzen. »Wissen Sie, Ellen, er hat Recht. Denn wir
versuchen hier, einen Weg zu den Sternen zu finden!«
    »Das ist die richtige Einstellung«, sagte ich und
blickte mich zum Tisch um. Joe schaltete gerade wieder die
externen Kameras aus. Eine weitere Kontaktaufnahme stand bevor.
Ich hätte gern gewusst, wie sehr sich die Jupiteraner seit
dem Erstkontakt verändert hatten – und wie sehr wir
uns verändert hatten.
    »Komm mit, Suze«, sagte ich. »Wir brauchen
ein paar Roboter, die einen Schallschutz spinnen.«
    *
    Während der folgenden drei Stunden half ich Malley, die
vielen tausend Aufzeichnungen zum Wurmloch ausfindig zu machen
und zusammenzustellen sowie die Navigationsdaten von Wildes
Raumfahrzeug durchzusehen, welches das Wurmloch von der anderen
Seite her passiert hatte. Bedauerlicherweise waren die Flugbahnen
nicht kommutativ: es war nicht möglich, den Flugweg vom
Neuen Mars einfach zurückzuverfolgen. Hinter dem
Plastikschirm, der zwar lichtdurchlässig war, den Schall
aber abhielt, sah ich, wie das Komitee ein ums andere Mal mit dem
Emissär der Jupiteraner Kontakt aufnahm. Suze
beschäftigte sich derweil mit der Gesellschaft des Neuen
Mars und murmelte hin und wieder vor sich hin.
    Gegen 15 Uhr GMT brachte uns Clarity drei Becher Kaffee. Wir
unterbrachen die Arbeit, lehnten uns zurück und
lächelten sie dankbar an.
    »Clarity, Sie sollten Charity heißen«, sagte
Malley.
    »Wie geht’s voran?«, fragte ich.
    Clarity rümpfte ihre kleine, ebenmäßige Nase.
»Ganz gut, schätze ich«, antwortete sie.
»Die Jupiteraner sind sehr freundlich und zeigen uns nicht
mehr bloß die Männerprojektion. Jetzt ist er von
anderen Gestalten umgeben, und manchmal scheint es so, als
übermittelten sie über ihn ihre Antworten. Als
hätten sie gemerkt, dass wir uns allmählich an sie
gewöhnen.«
    »Irgendwelche Fortschritte an der Virenfront?«
    »Nein, sie sagen, sie hätten die Ursache noch immer
nicht ausfindig gemacht.«
    »Ha. Und wie steht es mit den
Besitzansprüchen?«
    »Ach, das! Der Jupiteraner war ganz verblüfft, als
das Thema zur Sprache kam. Er hat betont, sie hätten keine
Pläne, das Sonnensystem über den Jupiter hinaus zu
nutzen, denn der sei angeblich groß genug für
sie.«
    Ich lächelte zynisch. »›Keine
Pläne‹ bedeutet imgrunde gar nichts. Außerdem
ist nichts ›groß genug‹ für
exponentielles Wachstum, auf das die früheren
Außenweltler so richtig scharf waren.«
    Clarity zuckte die Achseln. »Was du uns ständig
unter die Nase reibst. Genießt euren Kaffee.«
    »Danke.«
    Malley sah ihr nach, und Suze beobachtete währenddessen
Malley. Ich fing Suze’ Blick auf und lächelte sie
an.
    »Das macht die Verjüngungskur«, murmelte
ich.
    »Was?«, fragte Malley.
    »Nichts.«
    »Wissen Sie, was Sie sind?«, sagte Malley.
»Sie sind ein Falke.«
    »He, das gefällt mir«, sagte ich. »Ich
dachte, das wären wir hier alle, und habe einfach nicht
damit gerechnet, dass alle sich in Tauben verwandeln würden,
sobald der gesichtslose Feind uns sein Gesicht zeigt.«
    Malley nahm die Pfeife aus dem Beutel an seinem Gürtel
und klemmte sich das Mundstück zwischen die Zähne. Dann
legte er sie wieder weg und trank noch einen Schluck Kaffee.
»Wissen Sie«, sagte er nicht ohne Bedauern,
»ich weiß nicht mal mehr, ob mir der Tabakgeschmack
überhaupt noch zusagt.« Er ließ die Pfeife
fallen und fing sie wieder auf, mehrmals hintereinander, als
wäre

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