Die Champagnerkönigin
verspreche ich dir!«
Sie kniff die Augen zusammen. »Du willst wirklich deine Stelle in Épernay kündigen, um mir zu helfen?«, fragte sie erneut.
Er nickte. »Die Arbeit, die ich dort verrichte, ist so langweilig und öde, dass ich gleich in einer Fabrik anheuern könnte.«
»Und … falls es am Ende doch nicht klappt? Daniel, bitte mach dir nicht zu viele Hoffnungen«, sagte sie leise und meinte damit nicht nur die geschäftlichen Belange.
»Und mach du dir nicht so viele Gedanken.« Er legte ihr einen Arm um die Schulter und wies auf das Fenster und die Weinberge. »Schau dir die Rebstöcke an, noch liegen sie im Winterschlaf. Wenn man ihre dürren Äste betrachtet, ist es fast unvorstellbar, dass sie in wenigen Monaten wieder zu neuem Leben erwachen. Aber genauso wird es sein. Dafür pflegen und hegen wir sie jedes Jahr aufs Neue. Wir wässern sie und schützen sie vor dem Wetter und anderen Widrigkeiten. Eine Sicherheit oder gar eine Garantie auf Erfolg haben wir dabei nicht, lediglich die Hoffnung, dass etwas Gutes aus unserem Tun erwächst.« Er sah Isabelle an. Sein Blick war voller Liebe, aber auch voller Zuversicht, als er sagte: »Nichts anderes wünsche ich mir von dir, Isabelle. Gib uns Zeit, gemeinsam zu reifen und zu wachsen.«
37. Kapitel
Isabelle war die glücklichste Frau der Welt. Die Geburt hatte sie zwar erschöpft, doch sie konnte nicht davon ablassen, ihre Tochter zu bewundern. Nur selten legte sie Margerite in die Wiege, die Ignaz Chapron tatsächlich aus der Hälfte eines Weinfasses für sie gezimmert hatte und die nun neben dem Bett stand. Viel lieber hatte Isabelle die Kleine jedoch in ihrer Armbeuge oder auf dem Bauch liegen. Die winzigen Finger und Fingernägel, die Füßlein, der Herzmund, die rosige Haut und der rote Flaum – Margerite war einfach perfekt! Sie war zudem ein ausgesprochen ruhiges Kind, das nur selten schrie und viel schlief. Dafür benötigte aber das Stillen Isabelles ganze Kraft und auch Geduld. Manchmal machte die Kleine Anstalten zu saugen, doch im nächsten Moment wandte sie ihr Köpfchen wieder ab. Andere Male wieder trank sie ein paar Schlucke und schlief dann mitten beim Saugen ein. Und so dauerte das Stillen manchmal Stunden.
»Ob es wohl normal ist, dass ein Säugling so schlecht trinkt?«, fragte Isabelle Ghislaine besorgt.
Doch die zuckte nur mit den Schultern. »Manche Kinder sind gute Esser, andere nicht. Du musst Geduld haben, wahrscheinlich gibt sich das bald.«
»Margerite ist eben ein ganz besonderes Kind«, sagte auch Micheline und schaute dabei ein wenig traurig aus.
Mitfühlend drücke Isabelle die Hand der Freundin, der es in ihrem Leben verwehrt geblieben war, Kinder zu bekommen.
Ghislaine und Micheline versorgten Isabelle bestens mit nahrhaften Speisen, und auch die anderen Nachbarn kamen vorbei, um Mutter und Kind wohlauf zu sehen. Alle bewunderten die kleine Margerite gebührend, lediglich Marie hielt sich damit zurück. Anfangs war Isabelle ein wenig befremdet angesichts des Verhaltens ihrer Nachbarin, doch dann erinnerte sie sich an ein Gespräch, in dem Micheline ihr erzählt hatte, dass Maries Kind bald nach der Geburt verstorben war. Wahrscheinlich versetzte es der alten Frau noch immer einen Stich, ein Neugeborenes zu sehen, dachte Isabelle traurig.
Auch Claude und Daniel kamen täglich vorbei, um sie über die Belange des Weinguts auf dem Laufenden zu halten. Seit klar war, dass Daniel Lambert nun Kellermeister bei Feininger sein würde, trug der alte Verwalter ein breites Lächeln auf dem Gesicht.
»Endlich wendet sich alles zum Guten!«, wiederholte er bei jeder möglichen Gelegenheit. Und Isabelle nickte jedes Mal heftig dazu. Raymond Dupont hatte ihr prophezeit, dass sie derzeit in der ganzen Champagne keinen Kellermeister finden würde. Nun hatte sie nicht nur ein Christkind, sondern auch noch den besten Kellermeister weit und breit bekommen! So viel Glück auf einmal war ihr fast ein wenig unheimlich. Und es gab weitere gute Nachrichten.
»In deinem Weinkeller herrscht ein ziemliches Durcheinander«, sagte Daniel, als er sie drei Tage nach Heiligabend wieder einmal besuchte, »so dass ich die meiste Zeit mit Suchen verbringe. Grosse hat es bei einem Großteil der Fässer versäumt, sie zu markieren, aber durch Probieren habe ich schon herausbekommen, welche Reserveweine wo liegen. Alles in allem haben wir eine gute Basis, auf der wir etwas noch viel Besseres aufbauen werden.«
Isabelle hätte vor Erleichterung
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