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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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losheulen können. Und es kam noch besser, denn Daniel sagte: »Soweit ich es bisher beurteilen kann, sind die Weine der letzten Ernte, die nach der ersten Gärung entstanden, sauber und von guter Qualität. Dem Himmel sei Dank hast du Grosse davon abhalten können, sie zu verpanschen. Außerdem habe ich in deinem Weinkeller noch einige alte Schätze gefunden, von denen du wahrscheinlich gar nichts weißt. Reife Champagner und Reserveweine, alle ungefähr sechs Jahre alt. Sie stammen aus der Zeit, als ich für den alten Jacques tätig war. Wenn wir alles zusammenrühren, werden wir schon einen ganz ordentlichen Champagner für den Jahrhundertwechsel hinbekommen.« Er grinste.
    »Zusammenrühren? Du Tiefstapler!«, sagte Isabelle foppend. Erwartungsvoll richtete sie sich in ihrem Bett auf.
    »Wann fangen wir mit der Vermählung der Weine an?« Geschwächt von der Geburt oder nicht – diesen großen Moment wollte sie sich nicht entgehen lassen.
    Daniel lachte. »Immer langsam! Die stillen Weine befinden sich jetzt in einer fünfwöchigen Ruhephase, diese endet Mitte Februar. Erst da beginnen wir mit der assemblage . Du hast also noch genügend Zeit, wieder auf die Beine zu kommen.«
    »Eine fünfwöchige Pause?« Isabelle stutzte. »Und warum wollte Grosse dann schon kurz vor Weihnachten damit beginnen?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Daniel grimmig. Er schien einen Moment lang mit sich zu kämpfen, dann sagte er gedehnt: »Ich kann es zwar nicht beweisen – aber ich habe seit längerem den Verdacht, dass Grosse in Wahrheit einem ganz anderen Herrn diente und keinesfalls dein Wohl im Sinne hatte. Jedenfalls habe ich ihn verdächtig oft zusammen mit Henriette Trubert gesehen.«
    »Henriette und Grosse?« Isabelles Gehirn ratterte, als wäre ­darin ein Dutzend Dampfmaschinen am Werk. Grosse – ein Sa­boteur. Ein Pfuscher, beauftragt und bezahlt von Henriette Trubert?
    Auf einmal ergaben die vielen kleinen Mosaiksteine, über die sie in den letzten Monaten gestolpert war, ein Bild. Die ausgebliebenen Erntehelfer. Die explodierenden Flaschen. Seine widerliche Panscherei. Wieso hatte sie nicht schon viel früher eins und eins zusammengezählt? Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein? Dumm und blind.
    »Der kann sich auf etwas gefasst machen! Ich werde die Wahrheit aus ihm herausziehen wie eine Rübe aus dem Boden«, sagte sie grimmig. »Und dann werde ich zur Polizei gehen und –«
    Daniel unterbrach sie mit einer Handbewegung. »Glaubst du, danach stünde mir nicht auch der Sinn? Doch es wird nicht funktionieren. Grosse ist zwar dumm, aber nicht so dumm, als dass er dir gegenüber etwas zugeben würde. Es gibt keine Beweise, also können wir auch nicht gegen Grosse oder Henriette vorgehen.« Seine Augen blitzten vor unterdrückter Wut. »Doch wehe, der Mann läuft mir abends einmal über den Weg, dann garantiere ich für nichts.«
    »Du wirst dir doch nicht an einem wie ihm die Hände schmutzig machen?«, fragte Isabelle erschrocken. Als sie Daniels grimmigen Blick sah, wurde ihr angst und bange. »Bei uns in Deutschland heißt ein Sprichwort: ›Rache genießt man am besten kalt.‹«
    Daniel öffnete den Mund zu einer Erwiderung, überlegte es sich aber anders. Nach einem Moment des Schweigens sagte er: »Du hast recht. Konzentrieren wir uns lieber auf das Wesentliche. Lass uns einen Champagner machen, wie es noch keinen gab! Wenn wir damit an die Spitze gelangen, ärgert das Henriette mehr als alles andere. Bei uns in Frankreich gibt es nämlich auch ein Sprichwort, und es lautet so: ›Erfolg ist die beste Rache!‹«
    Zwei Tage vor Silvester kam Raymond Dupont nach Hautvillers, um, mit Blumen in der einen Hand und einer Flasche Champagner in der anderen, Isabelle zu einer Silvesterfeier einzuladen. Sie bat ihn herein, und sie verbrachten eine angenehme Stunde mit Plaudereien am Kaminfeuer. Seine Einladung jedoch schlug sie aus. Mit einem Säugling, und sei er noch so still wie die kleine Margerite, mitten im Winter nach Reims zu fahren erschien ihr ein Ding der Unmöglichkeit.
    Auch die Nachbarn luden Isabelle ein, den Jahreswechsel mit ihnen zu verbringen. Ein Abend mit Ghislaine und Daniel – für einen Moment war Isabelle verführt zuzusagen.
    Doch am Ende zog sie es vor, mit Margerite allein zu sein. In der letzten Nacht des Jahres 1898 wollte sie innehalten und einen Rückblick wagen. Das vergangene Jahr war das turbulenteste in ihrem Leben gewesen. So vieles war geschehen, Gutes wie Schlechtes. Menschen

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