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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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abgesehen, konnte sie weder Ähnlichkeiten mit Leon noch mit sich selbst erkennen.
    »Aber dafür bist du auch noch viel zu klein, nicht wahr, meine Margerite?«
    Margerite. Wochenlang hatte sie sich den Kopf darüber zerbrochen, wie ihr Kind heißen sollte. Einen Jungen hätte sie natürlich Leonard genannt. Für ein Mädchen war ihr die Wahl schwerer gefallen. Nun war der Name wie aus dem Nichts gekommen. Margerite. Was hatte sie nur für wunderschöne Augen, mit langen zarten Wimpern, dazu dieser rosige Mund …
    »Margerite? Der Name passt. Sie ist eine außergewöhnliche Schönheit«, sagte Daniel, als könnte er ihre Gedanken lesen. »Wie ihre Mutter.«
    Isabelle hielt Margerites winzige, verrunzelte linke Hand und sagte lächelnd: »Kaum auf der Welt, lernst du schon die erste Lektion über die Männer – trau bloß keinem ihrer vollmundigen Komplimente. So, wie wir zwei gerade aussehen, sind wir wirklich alles andere als attraktiv.«
    Bevor sie wusste, wie ihr geschah, spürte sie Daniels Lippen auf den ihren. Noch nie hatte Isabelle im Kuss eines Mannes so viel Mitgefühl erfahren, so viel Wärme und Zartheit. Mit geschlossenen Augen, den warmen Säuglingskörper an sich gedrückt, gab sie sich Daniels Lippen hin. Erst als auf der Treppe Fußgetrappel und die aufgeregten Stimmen von Ghislaine und Micheline zu hören waren, trennten sie sich.
    »Nun bist du erneut zu meinem Lebensretter geworden«, sagte Isabelle mit Tränen in den Augen. »Ich hatte mich so darauf gefreut, dich bei Ghislaine wiederzusehen. Aber als du dann nicht gekommen bist, da …« Sie schluckte. »Da dachte ich, du feierst die Heilige Nacht bei einer neuen Liebe in Épernay.« Während sie sprach, wiegte sie Margerite liebevoll im Arm.
    »Von wegen neue Liebe«, sagte Daniel barsch. »Du bist diejenige, nach der mein Herz sich sehnt, und das weißt du genau. Ob es dir passt oder nicht, von jetzt an bleibe ich hier und passe auf dich auf. Ich muss dir ja nicht ständig das Leben retten, aber deinen Weinkeller und die Weinberge könnte ich vielleicht in Ordnung bringen. Ein bisschen kenne ich mich hier schließlich aus.« Er grinste schelmisch.
    »Und was ist mit Épernay?«, fragte Isabelle ungläubig.
    Er winkte nur ab.
    »Damit würde mein größter Traum in Erfüllung gehen«, murmelte sie leise vor sich hin, während ein ganzer Berg Steine von ihrem Herzen fiel. Doch schon im nächsten Moment spürte sie wieder eine leichte Beklemmung in der Brustgegend. Daniel Lambert als ihr chef de cave , konnte das überhaupt gutgehen? Was, wenn er sich Hoffnungen auf mehr machte? Sie mochte ihn, sehr sogar. Daniel konnte sie vertrauen, das spürte sie. Sie war gern mit ihm zusammen. Er war unkompliziert, aber charakterfest. Er und sie sprachen dieselbe Sprache, dachten und fühlten in vielen Momenten gleich. Wenn sie ehrlich war, hatte sie ihn während seiner Zeit in Épernay sehr vermisst. Und dennoch – mit der Geburt ihres Kindes waren ihre Sorgen, ihre Aufgaben und Pflichten eher noch größer geworden, da konnte sie sich nicht auch noch auf eine neue Liebe einlassen. Außerdem hätte sie das Leon gegenüber als Verrat empfunden.
    Mit gequältem Blick schaute sie ihn an.
    »Ich weiß ja gar nicht, ob ich mir einen so berühmten Kellermeister leisten kann. Außerdem –« Sie brach ab, als Margerite ein leises Jammern von sich gab. Isabelle schaute erst ihr Kind, dann Daniel stirnrunzelnd an.
    »Ob sie Hunger hat?« Einen Moment lang überfiel sie Panik. Eigentlich hatte sie gehofft, dass ihr eine der Schwestern im Krankenhaus zeigen würde, wie das Stillen funktionierte. Nun würde sie es allein hinbekommen müssen.
    Während sie ihr verschwitztes, schmutziges Kleid aufknöpfte, wandte sich Daniel ab und ging ans Fenster. Erleichtert ließ sich Isabelle wieder ins Kissen sinken, dann legte sie Margerite an ihre rechte Brust. Gierig schloss sich der kleine Mund um die Brustwarze, dann begann Margerite zu saugen. Ein Schauer durchfuhr Isabelle. Tränen schossen in ihre Augen – so ergreifend war der Moment.
    Zögerlich wandte sich Daniel ihr wieder zu. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er vom Fenster aus Mutter und Kind betrachtete. Mit einem zärtlichen Lächeln sagte er: »Ich schätze, dass die kleine Margerite ihre maman in der nächsten Zeit in Beschlag nehmen wird. Umso wichtiger ist es, dass du Hilfe in den Weinbergen und im Weinkeller bekommst. Gemeinsam machen wir aus dem Weingut Feininger wieder eine der ersten Adressen, das

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