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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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regelrecht an. Als ob sie sich in Wahrheit darum scheren würde, ob er sich einsam fühlte oder nicht! Henriette ging es einzig darum, mit dem Weingut Feininger einen weiteren Edelstein in ihre Krone zu setzen. Warum nicht? Soll sie sich doch Feininger auch noch unter den Nagel reißen, hatte er im letzten Herbst, als sie ihn das erste Mal wegen Isabelle ansprach, noch gedacht. Inzwischen dachte er anders ­dar­über. Einen Käufer für das Weingut Feininger würde er jederzeit finden. Es würde Henriette ganz recht geschehen, wenn er sie bei seiner Hochzeit zur Seite nehmen würde, um zu verkünden, dass sie das Weingut an jemand anderen verkaufen wollten. Oder es schon getan hatten.
    »Mach dir bitte um mich keine Sorgen, meine Liebe, bei meiner vielen Arbeit habe ich gar keine Zeit, einsam zu sein«, hatte er so charmant wie möglich erwidert. Auf seine Fortschritte Isabelle betreffend, war er nicht eingegangen. Selbst wenn er es gewollt hätte – es wäre ihm schwergefallen, diese zu benennen. Er war sich ziemlich sicher, dass Isabelle Feininger ihn schätzte, sonst würde sie ihn nicht immer wieder um Rat fragen, so wie heute, bevor die anderen Gäste gekommen waren. Aber sah sie in ihm nur den Berater, den väterlichen Freund? Oder gab es Spielraum für mehr Gefühle? Es wurde Zeit, dass er genau dies herausfand, bevor ihm ein anderer zuvorkam. Dass Daniel Lambert bei Isabelle Feininger Kellermeister geworden war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Viel lieber hätte er es gesehen, wenn er selbst der einzige Retter in der Not gewesen wäre. Aber wozu sich darüber den Kopf zerbrechen? Daniel mochte vielleicht der beste Kellermeister der Champagne sein, doch er hatte bei weitem nicht die Mittel und Wege, die ihm, Raymond Dupont, zur Verfügung standen, um eine Frau zu umwerben. Wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, würde Isabelle Feininger bald wie Eis in seinen Händen schmelzen.
    Über sein Champagnerglas hinweg runzelte Raymond die Stirn. Da, wie Joseph Krug die Feininger-Witwe schon wieder anstarrte! Und Georges Pol Roger konnte seinen Blick auch kaum von ihr abwenden. Der anderen Deutschen hingegen, Isabelles Freundin, schenkte kaum jemand einen Blick. Armes unscheinbares Ding.
    Einen Moment lang wusste Raymond nicht, ob ihn die Aufmerksamkeit, die seine Tischdame erregte, freuen oder ärgern sollte. Doch der Gedanke, dass ein einziges Wort von ihm genügen würde, um sie ganz für sich allein zu haben, versöhnte ihn wieder.
    Die fünf Gänge seines Menüs mundeten hervorragend, der Champagner prickelte in feinsten Kristallgläsern, die Tischgespräche perlten ebenso leicht dahin, ohne seicht zu sein. Jeder kannte jeden, und es gab genügend Gesprächsstoff für die nächsten Stunden. Seine Anwesenheit als Gastgeber war von nun an nicht mehr zwingend erforderlich. Es lag einzig an ihm, wann er die erlösenden Worte sprach und mit Isabelle den Raum verließ, gefolgt von den neidvollen Blicken der anderen Männer.
    Dass die Witwe Feininger ihn um seinen fachmännischen Rat gebeten hatte, obwohl Daniel Lambert inzwischen für sie arbeitete, war in seinen Augen ein gutes Zeichen. Daniel mochte im Weinkeller ein Genie sein – doch vom Champagnerverkauf hatte er keine Ahnung. Seinen Plänen kam das sehr entgegen.
    Wie gut sie roch! Nach Seife und nach Muttermilch. Wie es sich wohl anfühlen würde, seine Lippen um ihre Brustwarzen zu legen und … Erregt rutschte Raymond auf seinem Stuhl hin und her und wandte sich dann an seine Tischnachbarin.
    »Liebe Isabelle, Sie haben noch eine Frage an mich? Wenn Sie mögen, können wir uns jetzt für eine Weile zurückziehen, um uns Ihrem Anliegen zu widmen.«

    »Diesen Champagner hier hat Daniel noch zu seiner Zeit als ­Jacques’ Kellermeister kreiert, ich wusste gar nicht, dass ich einen solchen Schatz im Keller liegen habe.« Isabelle lachte aufgekratzt, während Raymond Dupont die Flasche öffnete, die sie ihm gleich bei ihrer Ankunft übergeben hatte.
    An dem feinen Beschlag, den die Flasche aufwies, erkannte Clara, dass der Champagner in der Zwischenzeit gekühlt worden war. Mit einem Lächeln bedankte sie sich für das Glas, das Raymond auch ihr einschenkte. Dabei hatte sie von einer Champa­gnerprobe überhaupt keine Ahnung. Und sie würde sich hüten, auch nur einen Ton von sich zu geben. Das hier war Isabelles und Raymonds Angelegenheit. Sie war schon froh, der anstrengenden Tafelrunde, bei der sie kaum ein Wort verstanden hatte, entronnen zu sein.

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